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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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schnarchen begann.
    Was bedeutete, dass jetzt Fressenszeit war.
    Der Corgi schlüpfte wieder unter das Beistelltischchen, wobei er auf den festen braunen Umschlag mit dem VADER-Dossier trat. Dahinter lag das Popcorn-Nirwana. 0 glücklicher Hund!
    Horace schmauste noch, wobei sein schwanzloses Hinterteil mit einer Begeisterung wedelte, die an Ekstase grenzte (die verstreuten Körner waren unglaublich butterig, unglaublich salzig und vor allem perfekt gereift), als die Totenstimme wieder sprach.
    Bring ihr das.
    Aber das konnte er nicht. Seine Herrin war fort. Der anderen Frau.
    Die Totenstimme duldete keinen Widerspruch, und das Popcorn war ohnehin fast aufgefressen. Horace nahm sich vor, die wenigen verbliebenen Blüten bei anderer Gelegenheit einzusammeln, und bewegte sich dann rückwärts, bis er den Umschlag vor sich hatte. Einen Augenblick lang wusste er nicht mehr, was er tun sollte. Dann fiel es ihm wieder ein, und er nahm den Umschlag vorsichtig zwischen die Zähne.
    Braver Hund
     
    21
     
      Etwas Kaltes leckte Andrea über die Wange. Sie schob es weg und wälzte sich auf die Seite. Sekundenlang schaffte sie es beinahe, sich wieder in heilenden Schlaf sinken zu lassen, aber dann kläffte der Corgi.
    »Schnauze, Horace.« Sie legte sich das Sofakissen auf den Kopf. Wieder ein Bellen, dann landeten fünfzehn Kilogramm Hund auf ihren Beinen.
    »Ah!«, rief Andi aus und setzte sich auf. Sie sah in zwei blanke haselnussbraune Augen und ein füchsisch grinsendes Gesicht. Nur wurde dieses Grinsen durch etwas unterbrochen - durch einen großen braunen Briefumschlag. Horace ließ ihn auf ihren Bauch fallen und sprang wieder zu Boden. Auf Möbel durfte er eigentlich nicht, aber die Totenstimme hatte so dringend geklungen, als handelte es sich um einen Notfall.
    Andrea griff nach dem Umschlag, der leichte Bissspuren von Horace' Zähnen und schwache Abdrücke seiner Pfoten aufwies. Außerdem klebte ein weißes Popcorn daran, das sie geistesabwesend wegwischte. Der Inhalt fühlte sich ziemlich sperrig an. Auf dem Umschlag stand in Druckschrift VADER-AUSDRUCK. Und darunter stand ein Name: JULIA SHUMWAY.
    »Horace? Wo hast du den her?«
    Horace konnte natürlich nicht antworten, aber das war auch nicht nötig. Das Popcorn war Hinweis genug. Im nächsten Augenblick tauchte eine Erinnerung auf, die so schemenhaft vage war, dass sie mehr einem Traum glich. iVtlr das ein Traum - oder war Brenda Perkins tatsächlich nach ihrer ersten schrecklichen Nacht auf Entzug an ihre Tür gekommen? Während auf der anderen Seite der Stadt noch die Lebensmittelunruhen getobt hatten?
    Bewahrst du den für mich auf, meine Liebe? Nur für kurze Zeit? Ich habe etwas zu erledigen und möchte ihn nicht dazu mitnehmen.
    »Sie war hier«, erzählte sie Horace, »und sie hatte diesen Umschlag in der Hand. Ich habe ihn genommen - das glaube ich zumindest -, aber dann musste ich mich übergeben. Wieder übergeben. Vielleicht habe ich ihn auf das Tischchen geworfen, als ich aufs Klo gerannt bin. Ist er hinten runtergerutscht? Hast du ihn auf dem Boden gefunden?«
    Horace blaffte einmal kurz. Das konnte Zustimmung bedeuten; es konnte aber auch heißen: Um mir aus können wir mit dem Ball weiterspielen.
    »Nun, vielen Dank«, sagte Andrea. »Braver Hund. Ich gebe ihn Julia, sobald sie zurückkommt.«
    Sie fühlte sich nicht mehr müde, und der Schüttelfrost war zumindest vorläufig - verschwunden. Stattdessen war sie neugierig. Weil Brenda tot war. Ermordet. Und nachdem sie den Umschlag abgeliefert hatte, hatte sie nicht mehr lange zu leben gehabt. Folglich konnte er wichtig sein.
    »Ich werfe nur einen winzigen Blick hinein, okay?«, sagte sie. Horace bellte erneut. Andi Grinnell fand, dass es sich anhörte wie »Warum nicht?«
    Als Andrea daraufhin den Umschlag öffnete, fielen ihr die meisten Geheimnisse Jim Rennies in den Schoß.
     
    22
     
    Claire war als Erste zu Hause. Benny kam als Nächster, dann Norrie. Die drei saßen auf der Veranda des McClatcheyHauses, als Joe, der im Schatten bleibend über den Rasen kam, zu ihnen stieß. Benny und Norrie tranken warme Dr. Brown's Cream Sodas. Claire, die langsam die Hollywoodschaukel bewegte, trank in kleinen Schlucken eine Flasche von dem Bier, das sonst ihr Mann trank. Joe setzte sich neben sie, und Claire legte ihm einen Arm um die knochigen Schultern. Er ist zerbrechlich, dachte sie. Er weiß es nicht, aber er ist zerbrechlich. An ihm ist nicht mehr dran als an einem Vogel.
    »Dude«, sagte Benny

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