Die Arena
und gab ihm die Limonade, die sie für ihn aufgehoben hatten. »Wir haben uns langsam ein bisschen Sorgen um dich gemacht.«
»Miz Shumway hatte noch ein paar Fragen nach dem Generator«, sagte Joe. »Eigentlich mehr, als ich beantworten konnte. Meine Güte, hier draußen ist's warm, was? Warm wie in einer Sommernacht.« Er hob den Kopf. »Und seht euch diesen Mond an.«
»Das will ich nicht«, sagte Norrie. »Er macht mir Angst.« »Alles in Ordnung, Joe?«, fragte Claire.
»Ja, Mama. Und mit dir?«
Sie lächelte. »Ja. Nein. Ich weiß es nicht. Wird dieser Plan klappen? Was glaubt ihr drei? Ich meine, was glaubt ihr wirklich?«
Einen Augenblick lang antwortete keiner von ihnen, was sie erst recht ängstigte. Dann küsste Joe sie auf die Wange und sagte: »Die Sache klappt.«
» Bestimm t?«
»0 ja.«
Claire merkte immer, wenn er schwindelte - eine Fähigkeit, die sich vielleicht verlieren würde, wenn er älter wurde -, aber diesmal wies sie ihn nicht zurecht. Sie küsste ihn nur ihrerseits, wobei ihr warmer Atem wegen des leichten Bierdunstes seltsam väterlich wirkte. »Wenn's nur kein Blutvergießen gibt.«
»Kein Blut«, sagte Joe.
Sie lächelte. »Okay, das genügt mir.«
Sie saßen noch eine Zeit lang in der Dunkelheit, ohne viel zu reden. Dann gingen sie hinein und ließen die kleine Stadt unter dem rosa Mond schlafen.
Es war kurz nach Mitternacht.
Überall Blut
1
Es war halb ein Uhr am Morgen des 26. Oktobers, als Julia in Andreas Haus zurückkam. Sie schloss leise auf, aber das war unnötig; sie konnte Musik aus Andis kleinem Batterieradio hören: die Staples Singers, die gerade mit »Get Right Church« die heilige Sau rausließen.
Horace kam auf den Flur, um sie zu begrüßen, wedelte mit seinem Hinterteil und grinste das leicht verrückte Grinsen, zu dem nur Corgis imstande zu sein scheinen. Er verbeugte sich mit gespreizten Pfoten vor ihr, und Julia kraulte ihn kurz hinter den Ohren - das war seine liebste Stelle.
Andrea saß mit einem Glas Tee auf der Couch.
»Entschuldige die Musib, sagte sie und drehte das Radio leiser. »Ich konnte nicht schlafen.«
»Das hier ist dein Haus, Schätzchen«, sagte Julia. »Und für WCIK rockt dieser Titel echt.«
Andi lächelte. »Seit heute Nachmittag gibt's flottere Gospelsongs. Ich fühle mich, als hätte ich das große Los gezogen. Wie war deine Versammlung?«
»Gut.« Julia setzte sich.
»Möchtest du darüber reden?«
»Du kannst nicht noch mehr Sorgen gebrauchen. Du musst dich darauf konzentrieren, wieder gesund zu werden. Und weißt du was? Du siehst schon etwas besser aus.«
Das stimmte. Andi war weiterhin blass und viel zu dünn, aber die Schatten unter ihren Augen waren weniger dunkel, und die Augen selbst glänzten wieder. »Danke, dass du das sagst.«
»War Horace brav?«
»Sehr brav. Wir haben Ball gespielt und dann ein bisschen geschlafen. Wenn ich besser aussehe, kommt es wohl daher. Nichts lässt einen besser aussehen als ein Nickerchen.«
»Was ist mit deinem Rücken?«
Andrea lächelte. Das war ein eigenartig wissendes Lächeln ohne viel Humor. »Meinem Rücken fehlt praktisch nichts. Ich spüre ihn kaum, selbst wenn ich mich bücke. Weißt du, was ich denke?«
Julia schüttelte den Kopf.
»Ich denke, dass Körper und Verstand sich gemeinsam verschwören, wenn es um Drogen geht. Wenn das Gehirn Drogen will, ist der Körper ihm behilflich. Er sagt: >Keine Sorge, du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben, alles okay, ich habe wirklich Schmerzen.< Aber was ich meine, ist eigentlich keine Hypochondrie, so simpel ist das nicht. Nur ... « Sie verstummte, und ihr Blick ging in weite Ferne, als wäre sie ganz woanders.
WO?, fragte Julia sich.
Dann kam sie zurück. »Die menschliche Natur kann zerstörerisch sein. Sag mal, glaubst du, dass eine Stadt wie ein Körper ist?« Julia nickte.
»Und kann der behaupten, Schmerzen zu haben, damit das Gehirn die Droge kriegt, nach der es lechzt?«
»Ja«, sagte Julia sofort.
»Und im Augenblick ist Big Jim Rennie das Gehirn dieser Stadt, nicht wahr?«
»Ja, Schätzchen, das würde ich sagen.«
Andrea saß mit leicht gesenktem Kopf auf der Couch. Nun schaltete sie das kleine Radio aus und stand auf. »Ich denke, ich gehe nach oben ins Bett. Und ich kann vielleicht wirklich schlafen, glaube ich.«
»Das ist gut.« Und ohne bestimmten Grund, den sie hätte nennen können, fragte Julia: »Andi, ist irgendwas passiert, während ich weg war?«
Andrea machte ein
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