Die Arena
überraschtes Gesicht. »Oh, nichts Besonderes. Horace und ich haben Ball gespielt.« Sie bückte sich, ohne eine Miene zu verziehen - eine Bewegung, von der sie noch vor einer Woche behauptet hätte, sie wäre dazu niemals imstande -, und streckte eine Hand aus. Horace kam zu ihr und ließ sich den Kopf streicheln. »Er apportiert wirklich sehr gut.«
2
In ihrem Zimmer setzte Andrea sich aufs Bett, ließ den VADER-Ausdruck aus dem festen braunen Umschlag gleiten und begann, ihn nochmals durchzulesen. Diesmal sehr viel sorgfältiger. Als sie die Unterlagen endlich zurücksteckte, war es fast zwei Uhr morgens. Sie legte den Umschlag in die Schublade ihres Nachttischs. In dieser Schublade lag auch ein Revolver Kaliber .38, den ihr Bruder Douglas ihr vor zwei Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte. Sie war entsetzt gewesen, aber Dougie hatte darauf bestanden, eine allein lebende Frau brauche etwas zu ihrem Schutz.
Jetzt griff sie nach der Waffe, klappte die Trommel heraus und prüfte die Kammern. Wie Twitch ihr eingeschärft hatte, war die eine leer, die unter den Hammer gelangen würde, wenn sie das erste Mal abdrückte. Die anderen fünf waren voll. Sie hatte eine ganze Schachtel Munition im Kleiderschrank, aber sie wusste, dass sie keine Chance zum Nachladen bekommen würde. Seine kleine Armee aus Cops würde sie vorher niederstrecken.
Und wenn sie es nicht schaffte, Rennie mit fünf Schüssen zu erledigen, hatte sie es vielleicht ohnehin nicht verdient weiterzuleben.
»Wozu bin ich schließlich clean geworden?«, murmelte sie, als sie den Revolver in die Schublade zurücklegte. Die Antwort schien klar zu sein, seit kein Oxy mehr ihre Gedanken vernebelte: Sie war clean geworden, um treffsicher schießen zu können.
»Darauf ein großes Amen«, sagte sie und knipste das Licht aus.
Fünf Minuten später schlief sie fest.
3
Junior war hellwach. Er saß auf dem einzigen Stuhl seines Krankenzimmers am Fenster und beobachtete, wie der bizarre rosa Mond über den Nachthimmel wanderte und hinter einem schwarzen Fleck auf der Kuppel verschwand, der ihm neu war. Diese Verfärbung war größer und vor allem viel höher als die von den Marschflugkörpern zurückgelassenen Flecken. Hatte es während seiner Bewusstlosigkeit einen weiteren Versuch gegeben, den Dome zu durchbrechen? Er wusste es nicht, und das war ihm auch egal. Hauptsache, er war weiter intakt. Andernfalls wäre die Stadt wie Vegas beleuchtet und von GIs überflutet gewesen. Oh, es gab einzelne Lichter, wo ein paar Leute keinen Schlaf fanden, aber im Allgemeinen schlief Chester's Mill. Das war gut, denn er musste über alles Mögliche nachdenken.
Vor allem über Baaarbie und Barbies Freunde.
Junior hatte keine Kopfschmerzen, als er so am Fenster saß, und sein Erinnerungsvermögen war zurückgekehrt, aber er war sich darüber im Klaren, dass er krank, sehr krank war. Seine linke Körperhälfte war bis zu den Knien hinunter verdächtig schwach, und aus dem linken Mundwinkel lief ihm hin und wieder etwas Speichel. Wenn er ihn mit der linken Hand abwischte, spürte er manchmal, wie sich Haut an Haut rieb ... manchmal aber auch nicht. Außerdem war am linken Rand seines Gesichtsfelds ein dunkler Fleck entstanden. Er war ziemlich groß und hatte die Form eines Schlüssellochs. Als wäre im linken Augapfel etwas gerissen oder geplatzt. Er vermutete, dass diese Annahme zutraf.
Er konnte sich an den wilden Zorn erinnern, der ihn am Dome Day beherrscht hatte; er wusste noch, wie er Angie vor sich her in die Küche getrieben, sie an den Kühlschrank geknallt und ihr sein Knie ins Gesicht gerammt hatte. Er konnte sich an das Geräusch dabei erinnern: als hätte sie hinter ihren Augen einen Teller gehabt, den sein Knie zertrümmert hatte. Dieser Zorn war jetzt abgeklungen. An seine Stelle war eine sanfte Wut getreten, die seinen Körper durchströmte, als entspränge sie einer bodenlosen Quelle tief in seinem Kopf - einer Quelle, die Kühlung und Klarheit zugleich brachte.
Der alte Sack, den Frankie und er am Chester Pond aufgestöbert hatten, war früher am Abend hereingekommen, um ihn zu untersuchen. Der alte Sack hatte ganz professionell getan, seine Temperatur und seinen Blutdruck gemessen, nach seinen Kopfschmerzen gefragt und sogar seine Kniereflexe mit einem Gummi hämmerchen geprüft. Als er dann gegangen war, hatte Junior auf dem Flur Stimmen und Lachen gehört. Dabei war auch der Name Barbie gefallen. Junior war zur Tür
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