Die Arena
«
Rose starrte sie an. »Soll das heißen, dass Rennie Coggins ermordet hat?«
Linda berichtete von dem Arbeitsraum im Keller des Bestattungsinstituts und den Spuren auf Coggins' Gesicht, die zu dem goldenen Baseball passten, den Rusty in Rennies Arbeitszimmer gesehen hatte. Die anderen hörten erschrocken, aber nicht ungläubig zu.
»Die Mädchen auch?«, fragte Lissa Jamieson mit schwacher, entsetzter Stimme.
»Die schreiben wir seinem Sohn zu.« Jackie sprach knapp und energisch. »Und diese Morde hatten vermutlich nichts mit Big Jims politischen Machenschaften zu tun. Junior ist heute Morgen zusammengebrochen. Übrigens vor dem Haus der McCains, in dem die Leichen aufgefunden wurden - von ihm.«
»Seltsamer Zufall«, sagte Ernie.
»Junior liegt jetzt im Krankenhaus. Ginny Tomlinson sagt, dass er ziemlich sicher einen Gehirntumor hat. Der kann Leute gewalttätig machen.«
»Vater und Sohn als Mörderteam?« Claire drückte Joe erneut an sich.
»Nein, kein richtiges Team«, sagte Jackie. »Eher ein bestimmtes, sicher genetisch bedingtes Verhaltensmuster, das unter Stress zum Vorschein kommt.«
»Aber dass die Leichen am selben Ort aufgefunden wurden, legt den Schluss nahe, dass die bei den Mörder - falls es zwei waren - zusammengearbeitet haben«, sagte Linda. »Der springende Punkt ist, dass Dale Barbara und mein Mann sich in der Gewalt eines mutmaßlichen Mörders befinden, der mit ihnen seine große Verschwörungstheorie untermauern will. Sie sind nur deshalb nicht schon in der Haft umgekommen, weil Rennie ein Exempel an ihnen statuieren will. Er will sie öffentlich hinrichten lassen.« Ihr Gesicht wurde einige Augenblicke lang starr, während sie gegen Tränen ankämpfte.
»Ich kann kaum glauben, dass er es so weit gebracht hat«, sagte Lissa. Sie spielte mit dem Anch-Kreuz, das sie trug. »Um Himmels willen, der Mann ist ein Gebrauchtwagenhändler!«
Es folgte Schweigen.
»Passt auf«, sagte Jackie, nachdem sie sich ein bisschen gereckt hatte. »Indem ich euch erzählt habe, was Linda und ich vorhaben, habe ich aus diesem Treffen eine wirkliche Verschwörung gemacht. Wer mitmachen will, hebt bitte die Hand. Wer nicht die Hand hebt, kann mit dem Versprechen gehen, kein Wort von dem zu erzählen, was wir hier besprochen haben. Was wir vorhaben, ist gefährlich. Uns allen kann Gefängnis drohen - oder noch Schlimmeres. Deshalb bitte ich um das Handzeichen. Wer will bleiben?«
Joe hob als Erster die Hand, aber Piper, Julia, Rose und Ernie Calvert waren nicht viel langsamer. Linda und Rommie hoben gemeinsam die Hände. Lissa sah zu Claire McClatchey hinüber. Claire nickte seufzend. Auch die beiden Frauen hoben ihre Hände.
»Klasse, Mama«, sagte Joe.
»Erzählst du deinem Vater jemals, was ich dir alles erlaubt habe«, sagte sie, »brauchst du dich nicht von James Rennie hinrichten zu lassen. Das erledige dann ich.«
19
»Linda kann bei der Gefangenenbefreiung nicht mitmachen«, sagte Rommie zu Jackie.
»Wer sonst?«
»Du und ich, Schätzchen. Linda geht zur großen Bürgerversammlung. Damit sechs- bis achthundert Personen bestätigen können, sie gesehen zu haben.«
»Wieso kann ich nicht mit?«, fragte Linda. »Schließlich haben
die meinen Mann eingesperrt.« »Genau deshalb«, sagte Julia nur.
»Wie soll die Sache also ablaufen?«, fragte Rommie Jackie. »Nun, ich schlage vor, dass wir Masken tragen ... « »Ernsthaft?«, fragte Rose gespielt ungläubig. Alle lachten.
»Da haben wir Glück«, sagte Rommie. »Ich habe gerade Unmengen von Halloween-Masken im Angebot.«
»Vielleicht gehe ich als Kleine Meerjungfrau«, sagte Jackie leicht wehmütig. Dann merkte sie, dass alle sie ansahen, und errötete. »Oder als irgendwas. Jedenfalls brauchen wir auch Waffen. Ich habe privat eine Pistole zu Hause - eine Beretta. Hast du irgendwas, Rommie?«
»Ich habe ein paar Jagdgewehre und Schrotflinten im Safe meines Geschäfts versteckt. Darunter mindestens ein Gewehr mit Zielfernrohr. Ich will nicht behaupten, ich hätte das hier kommen sehen, aber ich hatte so ein Gefühl, dass irgendwas kommt.«
Joe meldete sich zu Wort. »Außerdem braucht ihr ein Fluchtfahrzeug. Aber nicht deinen Van, Rommie, den kennt die ganze Stadt.«
»Ich hab eine Idee«, sagte Ernie. »Wir holen uns ein Fahrzeug von Jim Rennies Verkaufsplatz. Im Frühjahr hat er von einer Telefonfirma ein halbes Dutzend Vans mit hohem Kilometerstand übernommen. Sie stehen in einer der hinteren Reihen. Einen davon zu
Weitere Kostenlose Bücher