Die Arena
her, und Hunderte von Soldaten wimmelten durcheinander, während ihre Vorgesetzten Befehle erteilten und sie beschimpften - oft im gleichen Atemzug.
Zu den schon stehenden Mannschaftszelten wurden jetzt drei lange Zelte neu errichtet. Vor ihnen waren bereits Schilder aufgestellt: BESUCHERZENTRUM 1, BESUCHERZENTRUM 2 und ERSTE-HILFE-STATION. Auf dem Schild vor einem weiteren Zelt, das sogar noch länger war, stand LEICHTE ERFRISCHUNGEN. Und kurz nachdem Ollie sich hingesetzt und angefangen hatte, den Dome mit Steinen zu bewerfen, waren zwei Tieflader mit Chemietoiletten vorgefahren. Jetzt standen dort drüben lange Reihen von fröhlich blauen Scheißhäuschen, allerdings abseits des Gebietes, in dem Leute stehen würden, um mit ihren Angehörigen zu reden, die sie zwar sehen, aber nicht berühren konnten.
Das Zeug, das aus dem Kopf seiner Mutter gequollen war, hatte wie schimmelige Erdbeermarmelade ausgesehen, und was Ollie nicht verstehen konnte, war die Tatsache, dass sie es auf diese Weise und an diesem Ort getan hatte. Wieso in dem Raum, in dem sie die meisten Mahlzeiten einnahmen? War sie so weit hinüber gewesen, dass sie nicht mehr gewusst hatte, dass sie einen zweiten Sohn hatte, der vielleicht irgendwann einmal wieder essen würde (falls er nicht vorher verhungerte), aber ganz sicher niemals mehr diesen schrecklichen Anblick auf dem Küchenboden vergessen würde?
Ja, dachte Ollie. So weit hinüber. Weil Rory immer ihr Schatz, ihr Liebling war. Mich hat sie kaum beachtet, außer wenn ich vergessen hab, die Kühe zu füttern oder bei ihnen auszumisten. Oder wenn ich einen Vierer im Zeugnis heimgebracht hab. Weil er immer nur Einser hatte.
Er warf einen Kiesel. KLUNK Stille.
Mehrere Soldaten waren damit beschäftigt, dicht vor der Kuppel doppelseitige Schilder aufzustellen. Auf der The Mill zugekehrten Seite stand:
WARNUNG!
ZU IHRER EIGENEN SICHERHEIT!
2 METER ABSTAND VON DER KUPPEL HALTEN!
Ollie vermutete, dass dieser Text auch auf der anderen Seite stand, wo die Warnung vielleicht beherzigt werden würde, weil dort massenhaft Kerle für Ordnung sorgen würden. Aber hier drinnen würden auf etwa achthundert Bürger nur ungefähr zwei Dutzend Cops kommen, die meisten davon ganz unerfahren. Diese Leute zurückhalten zu wollen, würde so aussichtslos sein, als wollte man eine Sandburg vor der hereinkommenden Flut schützen.
Ihre Unterhose war nass gewesen, und zwischen ihren gespreizten Beinen hatte eine Lache gestanden. Sie hatte sich vollgepinkelt, kurz bevor sie abgedrückt hatte - oder unmittelbar danach. Ollie tippte auf danach.
Er warf einen Stein. KLUNK Stille.
In seiner Nähe arbeitete ein Uniformierter. Er war ziemlich jung. Weil er kein Dienstgradabzeichen am Ärmel hatte, vermutete Ollie, dass er ein einfacher Soldat war. Er sah aus wie sechzehn, aber Ollie wusste, dass er älter sein musste. Er hatte von Jungs gehört, die sich älter gemacht hatten, um in die Army aufgenommen zu werden, aber das war vermutlich vor der Zeit gewesen, in der jedermann Computer hatte, um solche Dinge nachzuprüfen.
Der Uniformierte sah sich um, stellte fest, dass niemand auf ihn achtete, und sprach mit halblauter Stimme. Er hatte einen Südstaatenakzent. »Kid? Tust du mir 'nen Gefallen und hörst damit auf? Dieser Scheiß macht mich verrückt.«
»Dann geh woanders hin«, sagte Ollie. KLUNK Stille.
»Kann nich. Befehl.«
Ollie gab keine Antwort. Stattdessen warf er einen weiteren Kiesel.
KLUNK Stille.
»Wozu machst du das überhaupt?«, fragte der Uniformierte.
Damit er mit Ollie reden konnte, fummelte er jetzt nur noch an den Schildern herum, die er aufzustellen hatte.
»Weil irgendwann einer nicht mehr zurückprallt. Und wenn das passiert, stehe ich auf und gehe weg und will diese Farm nie wiedersehen. Nie mehr eine Kuh melken. Wie ist die Luft dort draußen?«
»Gut. Aber ziemlich kühl. Ich bin aus South Cah'lina. So ist's in South Cah'lina im Oktober nicht, das kann ich dir sagen.« Wo Ollie war, keine fünf Meter von dem jungen Südstaatler entfernt, war sie heiß. Und stinkend.
Der Uniformierte wies über Ollies Schulter hinweg. »Warum härst du nicht mit den Steinen auf und tust was wegen dieser Kühe?« Er sagte Kü-je. »Sie in den Stall treiben und melken oder ihre Euter mit linderndem Scheiß einreiben; irgendwas in der Art?«
»Wir brauchen sie nicht zu treiben. Sie wissen, wohin sie müssen. Nur brauchen sie jetzt nicht mehr gemolken zu werden, und sie brauchen auch keinen
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