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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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musste er sein Gott gegebenes Versprechen halten. Nahm er sich der Appleton- Kids an, würde Gott sich seiner annehmen.
    Beim Verlassen des Krankenhauses (durch den Hinterausgang) hatte die Ermordung seines Vaters auf seiner To-do-Liste ganz oben gestanden. Aber als er das Haus tatsächlich erreichte das Haus, in dem seine Mutter gestorben war, das Haus, in dem Lester Coggins und Brenda Perkins gestorben waren -, hatte er sich die Sache anders überlegt. Wenn er seinen Vater jetzt umbrachte, würde die Bürgerversammlung abgesagt werden. Das wollte Junior nicht, weil die Bürgerversammlung sein wichtigstes Vorhaben tarnen sollte. Die meisten Cops würden dort sein, so dass er leichter zu den Zellen im Kellergeschoss würde vordringen können. Er wünschte sich nur, er hätte die vergifteten Erkennungsmarken. Es hätte ihm Spaß gemacht, sie dem sterbenden Baaar bie in die Kehle zu stopfen.
    Big Jim war ohnehin nicht daheim. Das einzige Lebewesen im Haus war der Wolf, den Junior bei Tagesanbruch über den Parkplatz des Krankenhauses traben gesehen hatte. Er stand auf halber Treppe, funkelte ihn an und knurrte tief hinten im Rachen. Sein Pelz war wie von Motten zerfressen. Seine Augen leuchteten gelb. Um den Hals hatte er Dale Barbaras Erkennungsmarken hängen.
    Junior schloss die Augen und zählte bis zehn. Als er sie wieder öffnete, war der Wolf verschwunden.
    »Ich bin jetzt der Wolf«, erklärte er dem heißen, leeren Haus flüsternd. »Ich bin der Werwolf, und ich habe Lon Chaney mit der Königin tanzen sehen.«
    Er ging nach oben, wobei er wieder hinkte, ohne darauf zu achten. Seine Uniform hing im Kleiderschrank, in dem auch seine Beretta lag: eine Beretta 92 Taurus. Von denen hatte das Police Department ein Dutzend - hauptsächlich mit Mitteln der Heimatschutzbehörde angeschafft. Er kontrollierte das Magazin mit fünfzehn Schuss und sah, dass es voll war. Dann steckte er die Pistole ins Halfter, schnallte den Gürtel enger um seine schmaler gewordene Taille und verließ das Zimmer.
    Oben an der Treppe blieb er stehen und fragte sich, wohin er gehen sollte, bis die Versammlung richtig in Gang gekommen war, damit er sein Vorhaben verwirklichen konnte. Er wollte mit niemandem reden, wollte nicht mal gesehen werden. Dann fiel ihm etwas ein: ein gutes Versteck, das noch dazu in der Nähe der Action lag. Er stieg vorsichtig die Treppe hinunter - das gottverdammte Hinken war wieder da, und seine linke Gesichtshälfte war so gefühllos wie gefroren - und schlingerte den Flur entlang. An der Tür zum Arbeitszimmer seines Vaters machte er halt und überlegte, ob er das Geld aus dem Safe holen und verbrennen sollte. Aber das lohnte die Mühe nicht. Er erinnerte sich vage an einen Witz über schiffbrüchige Banker auf einer einsamen Insel, die davon reich wurden, dass sie sich gegenseitig ihre Kleidung verkauften, und bellte ein kurzes Lachen, obwohl er sich nicht genau an die Pointe erinnern konnte und den Witz sowieso nie richtig verstanden hatte.
    Die Sonne war hinter den Wolken westlich der Kuppel verschwunden, und der Nachmittag war düster geworden. Junior verließ das Haus und tauchte im Halbdunkel unter.
     
    12
     
      Um Viertel nach fünf kamen Alice und Aidan Appleton aus dem Garten ihres geliehenen Hauses herein. »Caro?«, sagte Alice. »Gehst du mit Aidan und mir zu der großen Versammlung?«
    Carolyn Sturges, die gerade in Coralee Dumagens Küche aus Coralee Dumagens Brot (altbacken, aber essbar) Sandwichs mit Erdnussbutter und Gelee fürs Abendessen machte, sah die Kinder überrascht an. Sie hatte noch nie gehört, dass Kinder an einer Erwachsenenversammlung teilnehmen wollten; wäre sie gefragt worden, hätte sie vermutet, sie würden vor einer so langweiligen Veranstaltung eher davonlaufen. Jetzt war sie versucht, denn wenn die Kinder hingingen, konnte sie auch hingehen.
    »Wollt ihr das wirklich?«, fragte sie und beugte sich zu ihnen hinunter. »Alle beide?«
    Noch vor wenigen Tagen hätte Carolyn gesagt, sie wolle keine Kinder haben, sondern als Dozentin und Schriftstellerin Karriere machen. Vielleicht als Romanautorin, obwohl sie das Gefühl hatte, es sei ziemlich riskant, Romane zu schreiben; was war, wenn man all die Zeit aufwendete, um tausend Seiten zu schreiben, und dann wurde das Buch ein Flop? Dagegen Gedichte verfassen ... durchs Land fahren (vielleicht auf einem Motorrad)        .
    Lesungen und Seminare veranstalten, frei wie ein Vogel sein        .
    das wäre cool.

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