Die Arena
anhaltenden Stimmungstief. »Ich will bloß hoffen, dass wir über diese Dinger anständig mithören können.« Dabei zeigte er auf die Lautsprecher.
»Keine Sorge«, sagte Chief Randolph. »Wir haben sie aus dem Dipper's geholt. Tommy Anderson sagt, dass sie auf dem neuesten Stand der Technik sind, und hat sie selbst angeschlossen. Stellen Sie sich das Ganze wie ein Autokino ohne Film vor.«
»Ich stell's mir verdammt nervig vor«, sagte Joe Boxer, dann schlug er die Beine übereinander und zupfte pedantisch an seiner Bügelfalte.
Junior beobachtete die Eintreffenden aus seinem Versteck auf der Peace Bridge, auf der er an einem Spalt in der Holzverkleidung stand. Er staunte darüber, wie viele den Weg ins Rathaus gefunden hatten, und war für die Lautsprecher dankbar. So würde er alles von der Brücke aus mithören können. Und sobald sein Vater richtig in Fahrt gekommen war, würde er sein Vorhaben in die Tat umsetzen.
Gott steh dem bei, der sich mir in den Weg stellt, dachte er.
Mit seinem Wanst war die Gestalt seines Vaters selbst bei herabsinkender Nacht nicht zu übersehen. Außerdem war das Rathaus an diesem Abend strahlend hell beleuchtet, und der rechteckige Lichtschein aus einem der Fenster reichte eben bis zum Rand des überfüllten Parkplatzes, an dem Big Jim stand. Carter Thibodeau war wie immer an seiner Seite.
Big Jim spürte nicht, dass er beobachtet wurde - besser gesagt, glaubte er, dass aller Augen auf ihn gerichtet waren, was auf das Gleiche hinauslief. Er sah auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass es kurz nach sieben war. Sein über lange Jahre hinweg verfeinerter politischer Instinkt sagte ihm, eine wichtige politische Versammlung müsse stets mit zehn Minuten Verspätung beginnen; nicht mehr und nicht weniger. Also wurde es Zeit, zum Start zu rollen. Unter den Arm geklemmt trug er eine Klarsichthülle mit seiner Rede, aber sobald er sich warm geredet hatte, würde er kein Manuskript mehr brauchen. Er wusste, was er sagen wollte. Ihm kam es vor, als hätte er die Rede letzte Nacht im Schlaf gehalten, nicht nur ein Mal, sondern mehrmals - und jedes Mal besser.
Er stieß Carter an. »Wird Zeit, mit der Show zu beginnen.« »Okay.« Carter rannte zu Randolph hinüber, der auf der Treppe vor dem Rathaus stand (wahrscheinlich kommt er sich wie der verflixte Julius Cäsar vor, dachte Big Jim), und kam mit dem Chief zurück.
»Wir kommen durch den Nebeneingang rein«, sagte Big Jim.
Er sah auf seine Uhr. »In fünf ... nein, in vier Minuten. Sie gehen voraus, Peter, ich komme als Zweiter, und du bleibst hinter mir, Carter. Wir halten geradewegs aufs Podium zu, verstanden? Bewegt euch zuversichtlich - kein Schlurfen, keine hängenden Schultern. Die Leute werden applaudieren. Ihr nehmt Haltung an und wartet, bis der Beifall abflaut. Dann setzt ihr euch. Peter, Sie sitzen links von mir, Carter rechts von mir. Ich trete ans Rednerpult vor. Erst ein Gebet, dann erheben sich alle, um die Nationalhymne zu singen. Danach spreche ich und hake in Windeseile die Tagesordnung ab. Ihr werdet sehen, wie sie jedes Mal mit Ja stimmen. Verstanden?«
»Ich bin verflixt nervös«, gestand Randolph ein.
»Unsinn. Sie werden sehen: Alles läuft wie geschmiert.« In diesem Punkt hatte Big Jim sich jedoch gewaltig geirrt.
16
Während Big Jim und sein Gefolge zum Nebeneingang des Rathauses unterwegs waren, bog Rose mit dem Lieferwagen ihres Restaurants auf die Einfahrt der McClatcheys ab. Ihr folgte ein schlichter viertüriger Chevrolet mit Joanie Calvert am Steuer.
Claire kam mit einem Koffer in einer Hand und einer Leinentasche voller Lebensmittel in der anderen aus dem Haus. Auch Joe und Benny Drake hatten Koffer, aber die meisten Sachen in Bennys Koffer stammten aus Joes Kleiderschrank. Benny trug außerdem eine weitere, etwas kleinere Leinentasche mit Beute aus Mrs. McClatcheys Speisekammer.
Vom Fuß des Hügels brandete Beifall herauf.
»Beeilt euch!«, sagte Rose. »Es fängt schon an. Höchste Zeit, aus Dodge zu verschwinden.« Sie hatte Lissa Jamieson mitgebracht, die jetzt die Schiebetür des Wagens öffnete und anfing, Zeug einzuladen.
»Habt ihr genügend Bleiblech für die Fenster?«, fragte Joe Rose. »Ja, und Extrastücke für Joanies Wagen. Wir fahren bis dorthin, wo es deiner Aussage nach noch sicher ist, und decken dann die Fenster ab. Gib mir den Koffer.«
»Das ist verrückt, wisst ihr«, sagte Joanie Calvert. Auf dem Weg von ihrem Chevrolet zu dem Lieferwagen des
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