Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
oder Skeletor bekannt, wohnhaft im Haus 19 Mill Street. Bei einer Größe von einem Meter fünfundachtzig wirkte er mit seinen siebenundsechzig Kilo irgendwie skelettartig. Und er war ein echtes Genie. Joe ging nur deshalb weiter in die achte Klasse, weil seine Eltern grundsätzlich dagegen waren, irgendetwas »zu überspringen«.
    Joe machte das nichts aus. Seine Freunde (für ein hageres dreizehnjähriges Genie hatte er überraschend viele) waren dort. Außerdem war die Lernerei ein Klacks, und es gab jede Menge Computer, an denen er herumspielen konnte; in Maine hatte jeder Schüler der Mittelstufe einen. Manche der besseren Websites waren natürlich gesperrt, aber er hatte nicht lange gebraucht, um solche kleinen Ärgernisse zu beseitigen. Diese Informationen teilte er sich gern mit seinen Kumpels, zu denen die beiden furchtlosen Skateboarder Norrie Calvert und Benny Drake gehörten. (Benny hatte vor allem Spaß daran, in seiner täglichen Bibliotheksstunde auf der Seite »Blondinen in weißen Höschen« zu surfen.) Dieses Sharing erklärte zweifellos teilweise Joes Beliebtheit, aber nicht ganz; die Kids hielten ihn einfach für cool. Der Aufkleber auf seinem Schulrucksack kam einer Erklärung dafür vermutlich am nächsten. Er forderte
    BEKÄMPFT DIE DA OBEN.
     
    Joe war ein Einserschüler, ein zuverlässiger und manchmal überragender Center im Basketballteam der Mittelschule (als Siebtklässler in der Schulmannschaft!) und ein trickreicher Fußballspieler. Er konnte Klavier spielen und hatte vor zwei Jahren bei dem in The Mill alljährlich zu Weihachten stattfindenden Talentwettbewerb mit einer rasend komischen, lässigen Tanzpantomime zu Gretchen Wilsons »Redneck Woman« den zweiten Preis gewonnen. Die Erwachsenen im Publikum hatten ihm applaudiert und vor Lachen gekreischt. Lissa Jamieson, die Stadtbibliothekarin, hatte ihm versichert, mit diesem Talent könne er sich seinen Lebensunterhalt verdienen, aber Joe hatte keinen Ehrgeiz, eines Tages ein zweiter Napoleon Dynamite zu werden.
    »Da ist geschummelt worden«, hatte Sam McClatchey gesagt, als er trübselig die Silbermedaille seines Sohnes befingerte. Das stimmte vermutlich; der Sieger war damals Dougie Twitchell gewesen, zufällig der Bruder der Dritten Stadtverordneten. Twitch hatte mit einem halben Dutzend Indianerkeulen jongliert und dabei »Moon River« gesungen.
    Joe war es egal, ob geschummelt worden war oder nicht. Er hatte das Interesse am Tanzen verloren, wie er das Interesse an den meisten Dingen verlor, sobald er sie bis zu einem gewissen Grad beherrschte. Sogar seine Liebe zu Basketball, die er als Fünftklässler für ewig gehalten hatte, begann abzuflauen.
    Nur seine Begeisterung fürs Internet, diese elektronische Galaxie unendlicher Möglichkeiten, schien unverändert stark zu sein.
    Sein Ehrgeiz, den er nicht einmal seinen Eltern anvertraute, war es, Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. Vielleicht, dachte er manchmal, zeige ich die Napoleon-Dynamite-Sache bei meiner Amtseinführung. Dieser Scheiß wäre bis in alle Ewigkeit auf You Tube zu sehen.
    Joe hatte die gesamte erste Nacht nach der Entstehung der Kuppel im Internet verbracht. Die McClatcheys hatten kein Notstromaggregat, aber Joes Laptop war frisch geladen und einsatzbereit. Außerdem hatte er ein halbes Dutzend Reserveakkus. Da er die anderen sechs oder sieben Kids in seinem informellen Computerclub gedrängt hatte, ebenfalls welche in Reserve zu halten, wusste er, wo er notfalls welche herbekommen konnte. Wahrscheinlich würde er sie nicht brauchen; die Schule hatte ein riesiges Aggregat, und er glaubte, dass er seine Akkus dort würde laden können. Selbst wenn die Mill Middle School zugesperrt blieb, würde Mr. Allnut, der Hausmeister, ihn seine Akkus bestimmt laden lassen; auch Mr. Allnut war ein Fan von blondesinwhitepanties.com. Ganz zu schweigen von den kostenlosen Country-Music-Downloads, die er Scarecrow Joe verdankte.
    In dieser ersten Nacht überstrapazierte Joe fast seinen WLAN-Anschluss, indem er mit der hektischen Agilität einer über heiße Felsen hüpfenden Kröte von Blog zu Blog sprang. Jeder Blog klang unheilvoller als der vorige. Die Fakten waren dünn, die Verschwörungstheorien üppig. Joe stimmte mit seinen Eltern überein, die die verrückteren Verschwörungstheoretiker, die vom (und für das) Internet lebten, die »Leute mit den Hüten aus Alufolie« nannten, aber er war auch ein Anhänger der Idee, dass dort, wo es einen Haufen Pferdemist

Weitere Kostenlose Bücher