Die Arena
fuhr nicht einmal zusammen, sondern ließ ihren aufmerksamen Blick starr auf Jannie gerichtet.
Rusty konnte nun Jannies Kopf leicht nach hinten biegen und ihre Atmung hören. Sie atmete nicht hektisch; auch gab es kein raues Keuchen nach Sauerstoff
»Mami, was ist mit Jan-Jan los?«, fragte Judy und fing an zu weinen. »Ist sie verrückt? Ist sie krank?«
»Nicht verrückt und nur ein bisschen krank.« Rusty staunte darüber, wie gelassen seine Stimme klang. »Warum gehst du nicht mit Mami runter ins ... «
»Nein!«, riefen die beiden wie aus einem Mund.
»Okay«, sagte er, »aber ihr müsst ruhig sein. Erschreckt sie nicht, wenn sie aufwacht, denn sie ist bestimmt schon erschrocken genug.«
»Ein bisschen erschrocken«, verbesserte er sich. »Audi, braves Mädchen. Sehr, sehr braves Mädchen.«
Solches Lob versetzte Audrey normalerweise in einen Freudentaumel, aber heute Nacht nicht. Sie wedelte nicht einmal mit dem Schwanz. Dann blaffte der Golden Retriever plötzlich kurz, legte sich hin und ließ die Schnauze auf einer Vorderpfote ruhen. Sekunden später hörte Jannie zu zittern auf und schloss die Augen.
»Verdammt«, sagte Rusty.
»Was?« Linda saß jetzt auf Judys Bettkante und hatte die Kleine auf dem Schoß. » was?«
»Es ist vorbei«, sagte Rusty.
Aber das stimmte nicht ganz. Als Jannie die Augen öffnete, waren sie wieder dort, wo sie hingehörten, aber sie sahen ihn nicht.
»Der Große Kürbis!«, rief Janelle. »Der Große Kürbis ist an allem schuld! Du musst den Großen Kürbis stoppen!«
Rusty schüttelte sie sanft. »Du hast einen Traum gehabt, Jannie. Einen schlechten, denke ich. Aber jetzt ist er vorbei, und dir fehlt weiter nichts.«
Sekundenlang war sie noch nicht ganz da, obwohl ihre Augen sich bewegten, so dass er wusste, dass sie ihn jetzt sah und hörte. »Stopp Halloween, Daddy! Du musst Halloween stoppen!« »Okay, Schatz, wird gemacht. Halloween ist gestrichen. Komplett.«
Sie blinzelte, dann hob sie eine Hand, um sich ihre strähnigen, schweißnassen Haare aus der Stirn zu streichen. »Was? Warum? Ich wollte Prinzessin Leia sein! Muss bei mir alles immer schiefgehen?« Sie begann zu weinen.
Linda kam herüber - mit Judy, die sich hinter ihr herhastend an den Bademantel ihrer Mutter klammerte - und nahm Janelle in die Arme. »Du kannst trotzdem Prinzessin Leia sein, Schätzchen, ich versprech's dir.«
Jannie betrachtete ihre Eltern verwirrt, misstrauisch und zunehmend ängstlich. »Was macht ihr alle in unserem Zimmer? Und warum ist sie auf?« Dabei zeigte sie auf Judy.
»Du hast Pipi ins Bett gemacht«, sagte Judy selbstgefällig, und als Jannie sah, dass sie Recht hatte - und noch lauter zu weinen begann -, musste Rusty sich beherrschen, um Judy nicht eine zu knallen. Er hielt sich im Allgemeinen für einen ziemlich aufgeklärten Vater (vor allem im Vergleich zu denen, die er manchmal mit ihren Kindern, die einen gebrochenen Arm oder ein blaues Auge hatten, in die Ambulanz schleichen sah), aber nicht heute Nacht.
»Macht nichts«, sagte Rusty und schloss Jannie fest in die Arme. »Das war nicht deine Schuld. Du hattest ein kleines Problem, aber jetzt ist es vorbei.«
»Muss sie ins Krankenhaus?«, fragte Linda.
»Nur in die Ambulanz, aber nicht heute Nacht. Morgen früh. Ich sorge dafür, dass sie das richtige Medikament bekommt.« »KEINE SPRITZE!«, kreischte Jannie und begann lauter zu weinen als je zuvor. Rusty fand dieses Geräusch herrlich. Es war ein gesundes Geräusch. Stark.
»Keine Spritze, Schatz. Tabletten.«
»Bist du dir deiner Sache sicher?«, fragte Linda.
Rusty sah auf ihre Hündin hinunter, die jetzt friedlich mit ihrer Schnauze auf einer Vorderpfote dalag, als ginge sie das ganze Drama nichts an.
»Audrey ist sich sicher«, sagte er. »Aber sie sollte heute Nacht hier drinnen bei den Mädchen schlafen.«
»Hurra!«, rief Judy. Sie fiel auf die Knie, umarmte Audi stürmisch.
Rusty legte seiner Frau einen Arm um die Taille. Sie ließ ihren Kopf auf seine Schulter sinken, als wäre sie zu müde, um ihn noch länger hochzuhalten.
»Wieso jetzt?«, fragte sie. »Wieso jetzt?«
»Das weiß ich nicht. Wir müssen dankbar sein, dass es nur ein kleiner epileptischer Anfall war.«
In diesem Punkt war sein Gebet erhört worden.
Wahnsinn, Blindheit
Rasen des Herzens
1
Scarecrow Joe war nicht früh auf; er war noch auf. Er hatte die Nacht durchgemacht.
Eigentlich war er Joseph McClatchey, dreizehn, auch als König der Computerfreaks
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