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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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junge Frau, waren echte Schlägertyppen.
    Sie standen da und wiederholten die vorgesprochene Eidesformel Satz für Satz: Junior ganz links außen, neben ihm sein Freund Frankie DeLesseps; dann Thibodeau und die Roux; am anderen Ende Melvin Searles. Searles trug ein dümmliches Ich-geh-zum-Jahrmarkt-Grinsen zur Schau. Solchen Scheiß hätte Randolph ihm rasch ausgetrieben, wenn er drei Wochen Zeit gehabt hätte, um diese Kids auszubilden (Teufel, oder auch nur eine), aber die hatte er nicht.
    Der einzige Punkt, in dem er Big Jim gegenüber nicht klein beigegeben hatte, war die Frage, ob die Rekruten Waffen tragen sollten. Rennie hatte dafür plädiert, schließlich seien sie doch »vernünftige, gottesfürchtige junge Leute«, und sich bereiterklärt, die Waffen notfalls selbst zu stellen.
    Randolph hatte den Kopf geschüttelt. »Die Lage ist zu brisant. Erst mal sehen, wie sie sich bewähren.«
    »Wenn einem von ihnen was passiert, während Sie zusehen, wie sie sich ... «
    »Keinem passiert etwas, Big Jim«, hatte Randolph abgewehrt.
    Er konnte nur hoffen, dass er Recht behielt. »Wir sind hier in Chester's Mill. In New York City könnte die Sache anders aussehen.«
     
    3
     
    Jetzt sagte Randolph: »Und ich werde die Bürger dieser Stadt nach besten Kräften beschützen und ihnen dienen.«
    Das wiederholten sie brav wie eine Sonntagsschulklasse am Elterntag. Sogar der dümmlich grinsende Searles schaffte es, den Satz fehlerlos aufzusagen. Und sie sahen gut aus. Keine Waffen -  noch nicht -, aber sie hatten wenigstens Funkgeräte. Und Gummiknüppel. Stacey Moggin (die auch wieder Streifendienst tun würde) hatte für alle Uniformhemden gefunden - nur für Carter Thibodeau nicht. Für ihn hatten sie nichts Passendes, weil seine Schultern zu breit waren, aber das blaue Arbeitshemd, das er von zu Hause mitgebracht hatte, sah ordentlich aus. Nicht vorschriftsgemäß, aber sauber. Und das über seiner linken Brusttasche befestigte silberne Abzeichen vermittelte die Botschaft, die vermittelt werden musste.
    Vielleicht funktionierte es ja tatsächlich. »So wahr mir Gott helfe«, sagte Randolph. »So wahr mir Gott helfe«, wiederholten sie.
    Aus den Augenwinkeln sah Randolph, wie die Tür aufging.
    Der Neuankömmling war Big Jim. Er gesellte sich zu Henry Morrison, dem keuchenden George Frederick, Fred Denton und der skeptisch dreinblickenden Jackie Wettington im rückwärtigen Teil des Raums. Randolph wusste, dass Rennie gekommen war, um zu sehen, wie sein Sohn den Diensteid ablegte. Und da ihm weiter unbehaglich zumute war, weil er den neuen Männern Schusswaffen verweigert hatte (Big Jim etwas zu verweigern, war Randolphs politisch orientierter Natur zuwider), improvisierte der neue Chief jetzt - hauptsächlich zum Besten des Zweiten Stadtverordneten.
    »Und ich lasse mir von niemandem irgendwelchen Scheiß gefallen.«
    »Und ich lasse mir von niemandem irgendwelchen Scheiß gefallen!«, wiederholten sie. Mit Begeisterung. Jetzt alle lächelnd. Eifrig. Bereit, auf den Straßen auszuschwärmen.
    Big Jim nickte ihm zu und reckte trotz des Kraftausdrucks einen Daumen hoch. Randolph spürte förmlich, wie er ein Stück größer wurde, ohne zu ahnen, dass diese Worte ihn später einmal verfolgen würden: Ich lasse mir von niemandem irgendwelchen Scheiß gefallen.
     

    4
     
    Als Julia Shumway an diesem Morgen ins Sweetbriar Rose kam, waren die meisten Frühstücksgäste schon in die Kirche oder zu improvisierten Foren auf dem Stadtanger unterwegs. Es war neun Uhr. Barbie war allein; weder Dodee Sanders noch Angie McCain waren aufgekreuzt, was niemanden überraschte. Rose war in Begleitung von Anson Wheeler zur Food City gefahren. Sie würden hoffentlich mit Lebensmitteln beladen zurückkommen, aber das glaubte Barbie erst, wenn er die Sachen mit eigenen Augen sah.
    »Wir haben bis Mittag geschlossen«, sagte er, »aber es gibt Kaffee.«
    »Und eine Zimtschnecke?«, fragte Julia hoffnungsvoll.
    Barbie schüttelte den Kopf. »Rose hat keine gebacken. Sie will möglichst viel Propan sparen.«
    »Vernünftig«, sagte sie. »Dann nur Kaffee.«
    Er hatte die Thermoskanne mitgebracht und schenkte ihr ein. »Sie sehen müde aus.«
    »Barbie, heute Morgen sieht jeder müde aus. Und zu Tode erschrocken.«
    »Wie geht's mit der Zeitung voran?«
    »Ich hatte gehofft, sie könnte bis zehn Uhr erscheinen, aber jetzt wird's wohl drei heure Nachmittag. Die erste Sonderausgabe des Democrat, seit der Prestile im Jahr 2003 über die Ufer

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