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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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keine gewöhnlichen Umstände. Und unabhängig davon, wie sehr Brenda Perkins um ihn trauert, wird sie das wissen. Sie haben einen Auftrag auszuführen. Davon kann ich sie überzeugen. Sie sind der Mann vor Ort.«
    »Der Mann vor Ort«, sagte Barbie und wurde plötzlich von zwei unerwünschten Erinnerungen heimgesucht: eine Turnhalle in Falludscha und ein weinender Iraker, der bis auf seine sich auflösende Kufiya nackt war. Seit jenem Tag und jener Turnhalle hatte er nie mehr der Mann vor Ort sein wollen. Und trotzdem war er es jetzt wieder.
    »Soll ich also ... «
    Für einen Oktobertag war es ziemlich warm, und obwohl die Tür abgesperrt war (Leute konnten gehen, aber nicht wieder hereinkommen), standen die Fenster offen. Durch die, die auf die Main Street rausgingen, drang jetzt ein hohler metallischer Knall, gefolgt von einem Schmerzensschrei. Gefolgt von lautstarken Protesten.
    Barbie und Julia starrten sich über ihre Kaffeetassen hinweg an, auf ihren Gesichtern eine fast identische Mischung aus Überraschung und Besorgnis.
    Jetzt geht's los, sagte sich Barbie. Er wusste, dass das nicht stimmte - es hatte schon gestern begonnen, als der Dome sie abgeschnitten hatte -, aber gleichzeitig hatte er das sichere Gefühl, dass es sehr wohl stimmte.
    Die Gäste von der Theke liefen zur Tür. Barbie stand auf, um sich ihnen anzuschließen, und Julia folgte ihm.
    Die Straße entlang, am Nordende des Stadtangers, begann die Glocke der First Congregational Church zu läuten, um die Gläubigen zum Gottesdienst zu rufen.
     
    5
     
    Junior Rennie fühlte sich großartig. An diesem Morgen hatte er nicht einmal einen Anflug von Kopfschmerzen gehabt, und das Frühstück lag ihm nicht wie sonst schwer im Magen. Vielleicht würde er sogar imstande sein, etwas zu Mittag zu essen. Das war gut. In letzter Zeit hatte er kaum etwas zu sich genommen; die Hälfte der Zeit war ihm schon übel geworden, wenn er sein Essen nur angesehen hatte. Nicht jedoch heute Morgen. Flapjacks und Schinken, Baby.
    Wenn das die Apokalypse ist, dachte er, hätte sie früher kommen sollen.
    Jeder Special Deputy war einem regulären Vollzeit-Cop als Partner zugeteilt worden. Juniors Partner war Freddy Denton, und auch das war gut. Denton, der zwar allmählich kahl wurde, aber mit fünfzig noch immer eine Sportlerfigur hatte, war als eisenharter Bursche bekannt ... wenn auch mit Ausnahmen. Als Junior in der Highschool Football gespielt hatte, war Freddy Vorsitzender des Fördervereins Wildcat Boosters Club gewesen und hatte angeblich niemals einen Spieler der Wildcats wegen Falschparkens verwarnt. Junior konnte nicht für alle sprechen, aber er wusste, dass Freddy einmal Frankie DeLesseps laufen lassen hatte, und auch Junior selbst war zweimal mit der alten Ermahnung »Ich schreibe dich diesmal nicht auf, aber fahr in Zukunft langsamer« davongekommen. Junior hätte auch an Wettington geraten können, die vermutlich glaubte, ein First Down hieß, endlich einen Kerl in ihr Höschen zu lassen. Sie hatte einen tollen Vorbau, aber könnt ihr Loser sagen? Nicht gefallen hatte ihm auch der kalte Blick, mit dem sie ihn nach der Vereidigung gemustert hatte, als Freddy und er auf dem Weg zur Straße an ihr vorbeigegangen waren.
    Hab in der Speisekammer noch Platz für dich, wenn du dich mit mir anlegst, Jackie, dachte er und musste lachen. Gott, die Wärme und das Sonnenlicht auf seinem Gesicht waren wohltuend! Wie lange hatte er sich schon nicht mehr so gut gefühlt?
    Freddy sah zu ihm herüber. »Irgendwas komisch, Junes?« »Nichts Spezielles«, sagte Junior. »Ich hab bloß einen Lauf, das ist alles.«
    Ihr Job war es - zumindest an diesem Morgen -, auf der Main Street Streife zu gehen (»Um Präsenz zu zeigen«, hatte Randolph gesagt), erst eine Seite hinauf, dann die andere hinunter. In der warmen Oktobersonne ein durchaus angenehmer Auftrag.
    Sie kamen an der Mill Gas & Grocery vorbei, als sie drinnen laute Stimmen hörten. Eine gehörte Johnny Carver, dem Geschäftsführer und Miteigentümer. Die andere war zu undeutlich, als dass Junior sie hätte erkennen können, aber Freddy verdrehte die Augen.
    »Sloppy Sam Verdreaux, wie er leibt und lebt«, sagte er. »Scheiße! Dabei ist es noch nicht mal halb zehn.« »Wer ist Sam Verdreaux?«, fragte Junior.
    Freddys Mund wurde zu dem blutlosen schmalen Strich, den Junior aus seiner Footballzeit kannte. Dies war Freddys »Ah, Scheiße, wir liegen hinten«-Miene. Auch sein »Ah, Scheiße, das war eine schlechte

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