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Die Ares Entscheidung

Die Ares Entscheidung

Titel: Die Ares Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludlum Robert
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hereinkommen sah, stürmte er auf die durchsichtige Wand zu und krachte dagegen, den Mund zu einem stummen Schrei verzerrt. Er schlug sich das Gesicht blutig, als er durch die Scheibe zu gelangen versuchte, und frisches Blut rann über die bereits eingetrockneten Wunden.

    Sie zwang sich, wegzusehen, und sagte sich, dass das Wesen dort in dem Raum nicht mehr der Mensch war, den sie in Uganda kennengelernt hatte. De Vries war nicht mehr da – Mehrak Omidi und die gleichgültige Grausamkeit der Natur hatten ihn zerstört.
    »Ich möchte Ihnen Ihr Team vorstellen«, sagte Omidi, während er die Tür mit einem metallischen Dröhnen schloss, das etwas furchtbar Endgültiges hatte.
    »Mein Team?«
    »Die Männer, die Ihnen helfen werden, den Parasiten gefügig zu machen.«
    Sie bekam die Namen der Leute kaum mit, während er sie durch den Raum führte, um ihr die Biologen, Chemiker und Labortechniker vorzustellen. Sie konzentrierte sich vielmehr darauf, ihnen in die Augen zu sehen, um irgendetwas Aufschlussreiches darin zu entdecken. Warum waren gerade sie ausgewählt worden, und nicht irgendjemand anders? Waren das die besten Köpfe, die es im Iran gab, oder einfach nur die regierungstreuesten?
    Als er sie alle vorgestellt hatte, zeigte Omidi auf einen Aktenstapel mitten auf dem Tisch. »Sie haben alle meinen Bericht über den Parasiten gelesen, und sie kennen auch Ihre bisherige Arbeit und Ihren Ruf in der Welt der Wissenschaft.«
    »Meine Arbeit und mein Ruf?«, erwiderte sie, doch es klang in ihren Ohren, als würde jemand anders sprechen. »Wovon reden Sie überhaupt? Und warum sind Sie alle hier?« Sie zeigte auf De Vries, der inzwischen erschöpft vor der Glasscheibe in die Knie gesunken war. »Seht ihr ihn? Sie wollen, dass ihr ihn zu einer Waffe macht. Eine Waffe, die gegen unschuldige Menschen eingesetzt werden soll.«
    »Ihre moralische Entrüstung ist ja lobenswert«, erwiderte
Omidi. »Aber haben Sie nicht gerade mit einem Mikrobiologen zusammengearbeitet, der am amerikanischen Forschungsprogramm für Biowaffen arbeitet, und mit einem ehemaligen Angehörigen des britischen Geheimdienstes?«
    »Die USA haben kein Biowaffenprogramm«, entgegnete sie.
    »Sind Sie da nicht ein bisschen naiv, Doctor? Die Amerikaner geben mehr für ihr Militär aus als der Rest der Welt zusammen. Sie sind das einzige Land, das jemals eine Atombombe im Krieg eingesetzt hat – und das hauptsächlich gegen Zivilisten.« Er sah seine Landsleute an, und ihr war klar, dass seine Worte vor allem an sie gerichtet waren. »Sobald sie sich von irgendeinem nicht christlichen Land provoziert fühlen, marschieren sie dort ein oder werfen ihre Bomben ab, manchmal auch ohne jeden Anlass. Glauben Sie wirklich, dass sie sich da irgendwelche Grenzen setzen und darauf verzichten, an der Entwicklung von Biowaffen zu arbeiten?«
    »Selbst wenn das wahr wäre – warum müssen Sie es dann genauso machen?«
    »Was wir hier entwickeln, wird nie eingesetzt, Doctor. Wir benutzen es lediglich zur Abschreckung – damit Amerika nie wieder versucht, uns unsere Freiheit zu rauben.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass sich der Parasit kontrollieren lässt? Wie wollen Sie verhindern, dass er jemand anderem in die Hände fällt? Dass er durch irgendeinen Zufall aus dieser Anlage hinauskommt? Wir müssen ihn vernichten. Er muss verschwinden.«
    »Er kann nicht mehr verschwinden – das wissen Sie genau.«
    »Das muss nicht sein. Sie …«
    »Es reicht!«, fiel ihr Omidi ins Wort, offenbar am Ende seines belehrenden Vortrags angelangt. Er drückte auf den
Knopf der Sprechanlage und sagte etwas, das Sarie nicht verstehen konnte. Es musste jedoch einigen Eindruck gemacht haben, denn die Anwesenden rutschten nervös auf ihren Plätzen hin und her und warfen einander unsichere Blicke zu.
    Im nächsten Augenblick ging eine Tür an der Rückwand des verglasten Raumes auf und gab die Sicht auf einen Mann in einer Fahrstuhlkabine frei. Er war groß, kräftig und dunkelhäutig. In seinem mit einem dichten Bart bewachsenen Gesicht war keinerlei Angst zu erkennen, nur Zorn und Trotz.
    De Vries hörte die Tür aufgehen und drehte sich um; im nächsten Augenblick sprang er auf und stürmte auf den Mann zu. Der Fremde konnte nicht mehr zurück, also trat er vor und hob die Fäuste.
    Er war der Typ Mann, der in seinem Leben schon viele Gewalttaten gesehen – und wohl auch selbst begangen – hatte. Es war klar, dass er den blutenden alten Mann kaum als Bedrohung

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