Die Ares Entscheidung
hinaufgewandert.«
»Dann dringen die beiden also jetzt in iranisches Territorium ein. Der rätselhafte Dr. Smith und dieser ehemalige Agent vom MI6 … Die Anweisung dazu kann nur vom Weißen Haus kommen. Die Iraner haben vielleicht van Keuren, und Randi Russells Leiche hat auch noch niemand gesehen. Herrgott, Dave. Kann’s eigentlich noch schlimmer kommen?«
»Na ja, es gibt nicht nur schlechte Neuigkeiten. Selbst wenn Castilla wirklich dahintersteckt, muss er ziemlich verzweifelt sein, zwei Männer auf diese Art über die Grenze zu schicken. Wie sollen sie die Anlage finden, in die Omidi den Parasiten gebracht hat? Selbst wenn sie sie tatsächlich finden sollten – wie sollen sie ihn aufhalten?«
Beides interessante Fragen, aber Drake beschäftigte etwas anderes noch mehr. Die CIA wurde ganz offensichtlich nicht in den Plan eingebunden. Gewiss, Castilla hatte diesen Weg gewählt, um zu verbergen, dass er ein Team mit einer illegalen Mission beauftragt hatte. Trotzdem war es extrem beunruhigend.
»Haben wir irgendjemanden, den wir in diesem Teil des Irans einsetzen können?«
Collen nickte. »Sepehr Mouradipour. Ein ehemaliger Angehöriger der iranischen Sondereinsatzkräfte, der nicht weit von dort aufgewachsen ist.«
»Zuverlässig?«
»Wenn das Geld stimmt, ist auf ihn und seine Männer immer Verlass.«
Drake beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und starrte auf den Teppich hinunter. Er sah zwei Möglichkeiten.
Er konnte aussteigen und die Tatsache, dass die CIA nichts von der drohenden Gefahr mitbekommen hatte, mit einem normalen Versagen in der Geheimdienstarbeit erklären. Oder er konnte dranbleiben und alles tun, um einen Feind zu vernichten, der möglicherweise gefährlicher war als Nazideutschland oder die Sowjetunion. Hitler hätte nie Amerika einnehmen können, und die Leute im Politbüro waren vor allem daran interessiert, ihre Datschen auf der Krim und ihre jungen tschechischen Geliebten nicht zu verlieren.
Aber diese Muslime waren anders. Sie verschafften sich Erstschlagwaffen, von denen Hitler nur träumen konnte, und hatten auch keinerlei Bedenken, selbst ausgelöscht zu werden, wie die Sowjets. In gewisser Weise forderten sie das geradezu heraus.
Schließlich blickte er zu Collen auf. »Zahl dem Kerl, was er verlangt, damit wir die zwei endlich los sind.«
Kapitel siebenundsechzig
WESTIRAN
30. November, 08:02 Uhr GMT + 3:30
Jon Smith öffnete das Zelt und kroch hinaus, während Howell die Schlafsäcke zusammenrollte. Die aufgehende Sonne war immer noch hinter den Wolken verborgen, doch der Sturm ließ allmählich nach. In der Nacht hatte es sich manchmal so angehört, als würden sie in einem Bahnhof zelten – der Wind kam aus dem Norden langsam herangebraust, bis er schließlich ihre Nylonbehausung erfasste und zu zerreißen drohte.
Er stapfte durch den meterhohen Neuschnee um eine Steinmauer herum, die wahrscheinlich schon zweitausend Jahre alt war. An ihrem Ende stand eine zwei Meter hohe Büste mit kunstvollem Kopfschmuck. Das Haupt hatte einst über den Zugang zu einer blühenden Stadt gewacht, doch im Moment diente es nur noch dazu, eine der Abspannleinen des Zelts zu sichern.
Es war der Morgen des zweiten Tages ihrer Skitour durch das Niemandsland zwischen der Türkei und dem Iran, und seine innere Anspannung wurde immer größer. Sarie war irgendwo da draußen, genau wie der Parasit. War sie bereit, ihr Wissen zur Verfügung zu stellen, um den Erreger zu einer Mordwaffe gegen Millionen Menschenleben zu machen? Oder würde sie sich weigern, was ihren eigenen Tod bedeutete?
Es fiel ihm immer schwerer, nüchtern über die Situation nachzudenken. Er wollte nur noch die Skier anschnallen und laufen, bis seine Lunge brannte. Aber wohin?
Howells Kopf tauchte aus dem Zelt auf. Er betrachtete den Himmel mit einem Lächeln. »Sieht gar nicht so schlecht aus.«
»Bin gespannt, ob du das auch noch sagst, wenn wir zehn Stunden durch den Neuschnee gewandert sind.«
»Jeder Tag über der Erde ist ein guter Tag«, erwiderte er und schleppte ihre Rucksäcke in den Schnee hinaus. »Was steht heute auf dem Programm?«
Smith deutete auf einen steilen Hang, der zehn Meter vor ihrem Lager nach unten führte, und begann das Zelt abzubauen. Das Gefälle hatte vielleicht einst den Bogenschützen einen großen Vorteil verschafft, wenn es darum ging, die Stadt gegen ihre Feinde zu verteidigen – heute jedoch stellte es eine Gefahr für jeden Reisenden in friedlicher
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