Die Ares Entscheidung
Sarie war jedoch verschwunden.
Er wollte schon nach ihr rufen, als das Brummen eines startenden Motors durch den riesigen Höhlenraum hallte. Wenige Augenblicke später kam ein Pick-up schlitternd vor ihm zum Stillstand, voll beladen mit Wartungsgeräten und Werkzeug.
»Will jemand mitfahren?«, sagte Sarie, aus dem offenen Fenster gelehnt.
»Peter! Wir fahren!«
Sie rutschte zur Seite und ließ ihn ans Lenkrad, während Farrokh durch die Beifahrertür sprang. Sie fuhren schon los, als Howell sich auf die Ladefläche schwang und Werkzeugkisten hinunterwarf, um Platz zu schaffen. Smith beschleunigte und lenkte den Wagen in die Richtung, in der er hoffte, zum Ausgang zu gelangen.
Die Höhle war viel größer und verzweigter, als er erwartet hatte, doch sie folgten den frischen Reifenspuren am Boden, bis sie durch den sorgfältig getarnten Höhleneingang ins Freie gelangten.
Farrokh zog sofort sein Telefon hervor, und Smith blickte mit zusammengekniffenen Augen in die grelle Sonne und lenkte den Pick-up zur Straße nach Norden. Vom Gelände der Anlage hörte man keine Schüsse mehr – wie es aussah, hatten sich die Kämpfe inzwischen ganz auf den Innenraum verlagert.
Farrokh sprach eindringlich auf Persisch in sein Telefon, dann blickte er zu ihm herüber. »Meine Männer haben ein
Militärfahrzeug mit einem fest montierten Maschinengewehr auf der Straße nach Avass angegriffen.«
»Das ist er«, sagte Sarie. »Das ist der Laster, mit dem Omidi geflüchtet ist. Haben sie ihn gestoppt?«
Der Iraner schüttelte den Kopf. »Wir haben aber Leute im Dorf. Sie wissen, womit sie es zu tun haben.«
»Können sie einen solchen Laster aufhalten?«, fragte Smith.
»Wenn sie nicht dran gehindert werden, ja. Aber Avass ist ziemlich konservativ, und die Regierung wird dort viele Freunde haben.«
»Was ist mit dem Labor?«
»Wir bekommen es nach und nach unter Kontrolle. Die zwei infizierten Männer sind tot, aber ein paar Tiere laufen noch frei herum.«
»Wie viele deiner Männer sind schon infiziert?«
»Viel mehr, als wir gerechnet haben. Aber das Problem wird mit den Vorkehrungen gelöst, die du getroffen hast. Jeder hat gewusst, welches Risiko er eingeht. Und was für Konsequenzen es haben kann.«
Sarie beugte sich vor und stützte den Kopf in ihre Hände. »Es ist meine Schuld. Ich habe die Tiere infiziert – wir wollten die Anlage absperren und die Affen freilassen. Wenn ich gar nichts getan hätte, dann hättet ihr es jetzt nur mit ein paar halb toten Tieren zu tun. Deine Leute wären gesund.«
»Das konntest du nicht wissen«, sagte Farrokh. »Du musstest etwas tun. Ich hätte selbst vorhersehen müssen, dass Omidi Labortiere benutzen wird, um seine Flucht abzusichern.«
»Wir sind alle ein bisschen schuld«, warf Smith ein. »Gibt’s etwas Neues von der iranischen Armee?«
»Ich fürchte, ja. Eine Eliteeinheit ist in der Luft.«
Kapitel vierundachtzig
AVASS, IRAN
5. Dezember, 12:04 Uhr GMT + 3:30
Avass kam jenseits einer Hügelkuppe in Sicht, und Mehrak Omidi überblickte die alten Gebäude an den verwinkelten Straßen. Das Gelände fiel am Rand des Dorfes steil ab, wo es statt Asphaltstraßen nur noch abgenutzte Pflastersteine gab.
»Da!«, rief er, tippte seinem Fahrer auf die Schulter und zeigte auf vier Autos, die am Straßenrand warteten. Ein Polizeiwagen und ein Pick-up mit bewaffneten Männern fuhren vor ihnen los und beschleunigten, um sich ihrem Tempo anzupassen. Omidi blickte in den Außenspiegel, als sie die beiden anderen Fahrzeuge passierten, die nun ebenfalls losfuhren, um sie an den Flanken abzusichern. Khamenei hatte ihm gesagt, dass man sie ins Ortszentrum eskortieren und zur Polizeiwache bringen würde, einem Gebäude, das sich gut gegen Angreifer verteidigen ließ.
Zehn Minuten später erreichten sie den Ort. Omidi hielt den Koffer eng an seiner Brust, während sein Blick von den Häusern an der Straße zu den Fußgängern schweifte, die ihnen eilig Platz machten. Farrokhs Verräter waren überall, sie beobachteten, warteten und schmiedeten ihre Pläne. Man konnte keinem mehr vorbehaltlos vertrauen.
Sie kamen zu einem belebten Markt mit Verkaufsständen, an denen neben Schmuck und Gewürzen auch westliche Waren angeboten wurden, auf die seine Landsleute so versessen waren.
Am nördlichen Rand des Marktes mühten sich zwei Männer
in Wollpullovern ab, eine große Kiste an den Straßenrand zu stellen, während eine Frau teilnahmslos zusah und mit ihrem Handy
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