Die Ares Entscheidung
nicht mehr so sicher. Wenn auch nur die geringste Möglichkeit besteht, dass wir’s da mit etwas zu tun haben, das der Iran in die Hände bekommen und auch einsetzen könnte, dann fühle ich mich fast verpflichtet, der Sache nachzugehen.«
»Und der Präsident?«
»Ich treffe mich heute Nachmittag noch mit ihm, um Zellerbachs Schlussfolgerungen durchzugehen, da werde ich ihn bitten, uns ein bisschen herumschnüffeln zu lassen.«
Smith klappte den Bericht zu und blickte zu seinem Chef auf. »Dann werde ich wohl eine Gratisreise nach Afrika machen. Aber ich warne Sie, Fred – ich werde jemanden mitnehmen müssen, der mehr von Parasiten versteht als ich.«
»Wenn Sie einen Namen haben, geben Sie ihn Maggie, damit sie sich um alles kümmert.«
»Und ich will auch Peter mitnehmen.«
Klein verzog das Gesicht. »Wir haben Leute in Afrika, die Ihnen helfen können.«
»Ich weiß, und ich bin überzeugt, dass sie ihr Handwerk verstehen. Aber Peter hat etwas, was sie nicht haben.«
»Was?«
»Er hat eine Menge Erfahrung darin, mich am Leben zu erhalten.«
Kapitel neunzehn
TEHERAN, IRAN
17. November, 13:03 Uhr GMT+3:30
Mehrak Omidi saß schweigend hinten im Van, den Blick auf eine kleine Reihe von Monitoren gerichtet, die den Mob zeigten, der sich mitten im Herzen von Teheran zusammengerottet hatte.
Die Demonstration war viel größer, als sie erwartet hatten; inzwischen war nicht nur der Azadi-Platz verstopft, sondern auch die umgebenden Straßen, sodass der Verkehr durch das Stadtzentrum zum Erliegen gekommen war. Es war schwer zu sagen, ob seine Leute einfach versagt hatten, weil sie die Anzeichen für diese verräterischen Umtriebe falsch eingeschätzt hatten, oder ob sich viele Passanten ganz spontan dem Protest angeschlossen hatten. Die sorgfältige Organisation ließ eher das Erstere vermuten.
Auf der Westseite des Platzes, wo die Sicherheitskräfte am schwächsten waren, wurde die Menge immer dreister. Ein großer Stein flog durch die Luft und prallte an einem Plexiglasschild ab. Als keine Reaktion kam, flog eine Flasche.
Internationale Medien waren ohnehin nicht mehr zugelassen, doch im Zeitalter der Handys und Videokameras konnte jeder zum Reporter werden. Als Leiter des Geheimdienstministeriums hatte Omidi alles versucht, um ein nationales Kommunikationssystem einzurichten, das sich gezielt sperren ließ. Die Technologie war mittlerweile allerdings so komplex und vielfältig geworden, dass keine Regierung sie noch hundertprozentig kontrollieren konnte. Außerdem
musste er sich eingestehen, dass seine Leute im Umgang mit den neuen Medien längst nicht so geschickt waren wie die Widerstandskämpfer. Irans Jugend schien sich – so wie die Jugend überall – jeden technischen Fortschritt sofort zu eigen zu machen.
Die Menge schob sich auf den Polizeikordon zu, und er sah, wie die Polizisten Tränengas sprühten. Die Getroffenen wichen zurück, doch die Demonstration löste sich keineswegs im Chaos auf, wie es noch vor einigen Monaten der Fall gewesen wäre. Einige Männer trugen eine verletzte Frau mit Tschador weg, während ihre Landsleute ihnen den Weg freimachten. Diese Proteste zeigten etwas Neues – eine ruhige und effiziente Vorgangsweise, die auf Vorbereitung schließen ließ.
Sie hatten das zum ersten Mal vor einem Jahr beobachtet, als kleine Gruppen in der Menge sich nicht mehr einschüchtern ließen und andere ermutigten und ihnen die Angst nahmen, auf die die zahlenmäßig hoffnungslos unterlegene Polizei setzte. Nun bildeten diese Gruppen bereits mehr als die Hälfte der Demonstranten, und mit ihrem zahlenmäßigen Anwachsen hatte sich auch so etwas wie eine Kommandostruktur herausgebildet – eine unsichtbare Hand, die diese Kriminellen anführte, als wären sie Soldaten.
Doch jetzt war diese Hand nicht mehr unsichtbar – es war die Hand von Farrokh. Und mit der Hilfe des allmächtigen Gottes würde man diese Hand bald abtrennen können.
Die Menge drängte wieder nach vorne, mit verblüffender Präzision auf den schwächsten Punkt der Absperrung zu. Omidis Finger verharrte über dem Knopf, mit dem er die Polizei ermächtigen würde, tödliche Gewalt einzusetzen. Dann würden sie ihre Schlagstöcke fallen lassen und zu den Maschinenpistolen greifen. Die Menge marschierte weiter und forderte in Sprechchören Freiheit und Demokratie,
doch es kamen keine gewalttätigen Provokationen mehr, die ein Einschreiten der Sicherheitskräfte gerechtfertigt hätten.
Wie erwartet,
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