Die Ares Entscheidung
Ihnen, dass sie Ihnen ein solches Märchen erzählen?«
Sembutu fühlte die alte Abneigung in sich aufsteigen. Es war ihm höchst unangenehm, mit den Iranern zusammenzuarbeiten – noch mehr als mit den Amerikanern. Sie redeten zwar ständig von der westlichen Arroganz, dabei hielten sie sich selbst für Gottes auserwähltes Volk, was ebenso unerträglich wie gefährlich war. Im Moment waren sie jedoch im Gegensatz zu den Amerikanern in der Lage, ihm etwas zu geben, was er dringend brauchte.
»Ich will, dass man sie unschädlich macht«, fuhr Omidi fort.
»Und was genau verstehen Sie unter ›unschädlich machen‹?«
»Ich glaube, das wissen Sie sehr gut, Mr. President. Ich will, dass sie verhört und anschließend getötet werden.«
»Es gehört nicht zu unserer Abmachung, Angehörige der amerikanischen und der britischen Armee zu töten.«
»Der Norden Ugandas ist eine sehr abgelegene und sehr gefährliche Gegend, Mr. President. Hier kommt es jeden Tag vor, dass Leute verschwinden.«
Kapitel zweiunddreißig
ANNANDALE, VIRGINIA, USA
22. November, 00:26 Uhr GMT-5
Brandon Gazenga fuhr seinen Wagen in die Garage und schloss das Tor, um den kalten Wind auszusperren, der schon seit Stunden durch die Washingtoner Gegend blies. Ein schlecht platzierter Müllsack hinderte ihn am Aussteigen, und er musste mit der Schulter gegen die Tür drücken, um aus dem Wagen schlüpfen zu können. Wenn das so weiterging, würde er in einem Monat draußen in der Auffahrt parken müssen.
Er hatte es sich schon lange vorgenommen, aber jetzt war es ihm ernst: Noch dieses Wochenende würde er einen Laster mieten und den ganzen Mist wegbringen. Und dann würde er sich einen von diesen Organisationsberatern nehmen – am besten eine strenge alte britische Lady mit einer Reitpeitsche. Es war höchste Zeit, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Das Haus war in nicht viel besserem Zustand, doch zumindest war es warm. Er schaltete das Licht ein und blickte sich um, bevor er in die Küche ging. Diese Uganda-Operation lag ihm schon seit Längerem schwer im Magen, aber jetzt wurde es ihm wirklich zu viel. Smith und sein Team waren festgenommen worden – wegen einer Schlägerei am Hotelpool, so hieß es. Doch die Meldung, dass man sie zu einem streng bewachten Militärstützpunkt gebracht hatte, machte ihm sofort klar, dass das nur ein Vorwand war.
Dazu kam, dass Mehrak Omidi angeblich persönlich nach
Uganda gereist war. Was ihn aber am allermeisten quälte, war seine geheime Nachricht an Randi Russell.
Hatte sie sie schon gefunden? Was würde sie von der anonymen Bitte um ein Treffen halten? Würde sie es melden?
Er musste sich eingestehen, dass er keine Ahnung hatte. Er war nur ein normaler CIA-Analytiker mit einem Hang zum Größenwahn. Das meiste, was er über Geheimtreffen wusste, hatte er aus James-Bond-Filmen, so wie jeder andere auch.
Nur war das hier kein altmodischer Action-Streifen, und er war nicht Sean Connery. Drake und Collen setzten ihre Laufbahn – vielleicht sogar ihr Leben – aufs Spiel für diese Operation, und sie würden nicht gerade begeistert sein, wenn sie erfuhren, dass irgendein Nobody im Keller von Langley hinter ihrem Rücken gegen sie vorging.
Er ging zum Kühlschrank und begutachtete verschiedene nicht mehr ganz taufrische Fast-Food-Gerichte, bis er etwas fand, was noch genießbar aussah.
Er ließ das Licht im Wohnzimmer ausgeschaltet und sank in einen Ledersessel, um mit einer schmutzigen Gabel in dem Karton mit »Huhn nach General Tso« zu stochern. Die romantischen Vorstellungen, die er bei seinem Wechsel in die Operationsabteilung gehabt hatte, waren längst verflogen. Man lief nicht mit einem Panamahut herum, man wurde nicht von Supermodels umschwärmt, und schnelle Autos gab es auch keine. Da war nur das ständige ungute Gefühl, einen schweren Fehler gemacht zu haben, für den man irgendwann würde bezahlen müssen.
Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Randi Russell hatte seine Nachricht, und wenn er nicht zu dem Treffen erschien, würde sie die Sache wahrscheinlich nicht einfach so auf sich
beruhen lassen. Dass sie als besonders hartnäckig galt, war einer der Gründe, warum er sie ausgewählt hatte.
Er steckte sich noch eine Gabel voll Hühnchen in den Mund, obwohl er nicht hungrig war – doch wenn er noch mehr abnahm, würde er sich bald neue Anzüge kaufen müssen.
Bald würden sich die Dinge zum Besseren verändern. Randi würde ihn nicht im Stich lassen. Sie
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