Die Ares Entscheidung
würde wissen, was zu tun war und mit wem er sprechen konnte. Aber vor allem würde er nicht länger allein damit sein.
Gazenga legte den leeren Karton auf den Beistelltisch, der bereits mit allem möglichen Kram übersät war, und ging ins Schlafzimmer. Er schloss die Tür ab und stellte eine leere Bierflasche so auf den Boden, dass sie umfallen würde, wenn jemand einzudringen versuchte. Dann zog er sich bis auf die Boxershorts aus und schlüpfte unter die traditionelle afrikanische Decke, die ihm seine Mutter geschenkt hatte. Er spürte den Colt unter dem Kissen – ein durchaus beruhigendes Gefühl – und fasste kurz an den Griff, bevor er sich auf den Rücken drehte und an die dunkle Decke starrte.
Bald würde alles besser werden.
Gazenga wachte schwitzend auf, sein Magen krampfte sich zusammen und er spürte eine bleierne Schwere in der Brust. Zuerst dachte er, es wäre nur ein Traum, und er schüttelte schwach den Kopf, um wach zu werden, worauf ihn eine Welle der Übelkeit überkam.
Die Leuchtziffern des Weckers verrieten ihm, dass es vier Uhr war, und er setzte sich mühsam auf und versuchte, Luft zu holen. Aufgrund seiner häufigen Afrikareisen hatte er sich in seinem Leben schon so manche Krankheit zugezogen,
darunter auch Malaria und Flussblindheit. Seine Erfahrung sagte ihm, dass es etwas Ernstes sein musste.
Sein Handy war noch in der Hose, und er hob die Beine mühsam aus dem Bett, als er plötzlich erstarrte. Die Jalousien, die er erst kürzlich gekauft hatte, um besser schlafen zu können, waren ganz zugezogen, aber das Licht des Weckers genügte, um eine Form bei der Tür erkennen zu lassen, die da nicht hingehörte. Ein Stuhl? Hatte er ihn als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme vor die Tür gestellt? Nein, dazu hatte er die Bierflasche. Der Stuhl sollte eigentlich …
»Wie fühlen Sie sich, Brandon?«
Ein Adrenalinstoß jagte durch ihn hindurch, und er griff unter sein Kissen. Nichts. Die Pistole war weg.
»Sorry. Die musste ich wegnehmen. Ich will ja nicht, dass Sie sich damit verletzen.«
Die Stimme klang vertraut, doch er brauchte trotzdem einige Augenblicke, um sie außerhalb der gewohnten Umgebung zu erkennen.
»Dave? Was zum Teufel machen Sie hier?« Gazengas anfänglicher Schock verwandelte sich in nackte Angst. Randi Russell. Ja, so musste es sein. Sie hatten es irgendwie herausgefunden.
»Gibt … gibt es irgendwelche Probleme in Uganda?«, brachte er hervor, um etwas Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.
»Könnte man so sagen, ja.«
Gazenga griff nach der Lampe neben ihm, doch sein Arm gehorchte ihm nicht so wie er sollte, und seine Hand fuhr hilflos über den Lampenschirm.
»Sie wissen, warum ich hier bin«, sagte Collen. »Sagen Sie mir, was Sie Randi Russell gegeben haben.«
»Russell?«, stieß Gazenga hervor, als wüsste er überhaupt
nicht, worum es ging, während er verzweifelt überlegte, was er tun konnte, auch wenn ihm das Denken in seiner Angst und seiner Sauerstoffnot immer schwerer fiel. »Wovon reden Sie?«
Er hob sich ganz aus dem Bett, musste aber feststellen, dass ihn seine Beine nicht mehr trugen, und er brach auf dem schmutzigen Teppich zusammen.
»Wir haben eine Videoaufnahme, auf der man sieht, wie Sie ihr im Aufzug etwas zustecken, Brandon. Sie verschwenden nur Ihre Zeit. Und viel Zeit haben Sie nicht, wenn Sie überleben wollen.«
»Was haben Sie mit mir gemacht?«
Der Schatten wuchs, als Collen aufstand und einen Schritt nach vorne machte. »Ich habe Sie bei unserer Sitzung heute Nachmittag vergiftet. Die letzte Tasse Kaffee, erinnern Sie sich? Es ist eine interessante Verbindung, die auf Botox beruht und zu Lähmungserscheinungen und Atemnot führt. Offizielle Todesursache werden die verdorbenen Lebensmittel in Ihrem Kühlschrank sein – außer Sie sagen mir schnell, was Sie wissen.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, erwiderte Gazenga in dem verzweifelten Versuch, klar zu denken. Vergangenheit und Gegenwart begannen ineinander zu verschwimmen, der Sauerstoffmangel trübte bereits sein Denkvermögen.
»Ich frage nicht noch einmal«, sagte Collen mit einer Spur von Zorn in der Stimme.
»Ich bin Randi Russell noch nie begegnet. Sie ist doch irgendwo in Afghanistan oder im Irak.«
Collen blickte in dem schwachen Licht auf seinen am Boden liegenden Kollegen hinunter; seine fast völlig gelähmten Glieder waren unnatürlich gekrümmt und sein Gesicht wie von einem undurchdringlichen Schatten bedeckt. Es war
eine frustrierende
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