Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
seiner Stimme und schnappte den Namen Vannor auf. »Papa? Aber er weiß überhaupt nicht, daß ich hier bin.«
Entsetzt fuhr sie sich selbst mit der Hand über den Mund, aber es war schon zu spät. Yanis blickte sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Was?« schrie er auf. »Er weiß nicht, daß ihr hier seid?«
Bei den Göttern, sah der jetzt wild aus! Zanna wich ein paar Schritte zurück, während die Worte, mit denen sie alles zu erklären versuchte, nur so aus ihr heraussprudelten. »Nun ja, er muß es jetzt wissen, natürlich, denn Dulsina wird es ihm erzählt haben, aber er wußte nichts davon, als wir aufbrachen.« Ihr gingen die Worte aus. Yanis sah sie mit versteinertem Gesicht an – das war auch nicht gerade hilfreich.
»Ich mußte fort von Sara«, protestierte sie. »Sie hatte vor, mich mit irgendeinem von diesen mondgesichtigen Kaufmannssöhnen zu verheiraten.«
»Vannor hat euch nicht geschickt?« Yanis starrte sie an. Zanna seufzte. Kein Wunder, daß die Südländer ihn betrogen hatten, dachte sie.
»Nein«, wiederholte sie. »Dulsina meinte, daß du uns nicht mitnehmen würdest, wenn du es wüßtest – also …« Sie zuckte die Achseln. »Ich fürchte, was sie dir gesagt hat, entsprach nicht ganz der Wahrheit.«
»Bei den Zähnen der Götter! Ich muß euch wieder zurückbringen, bevor er selbst herausfindet, wo ihr seid.« Yanis wirbelte das Steuerrad herum, ein Ruck und ein Beben gingen durch das Schiff, und es legte sich auf die Seite, während die Segel im Wind killten. Überall auf Deck erschollen Flüche und Protestschreie der Mannschaft, die ordentlich durcheinandergeworfen wurde.
»Nein«, schrie Zanna. »Das darfst du nicht!« Ohne nachzudenken, versuchte sie, das Steuerrad gegen seinen festen Griff wieder zurückzudrehen und das Schiff wieder auf seinen alten Kurs zu bringen. Einen gefährlichen Moment lang kämpften sie, während das Schiff rollte und sich langsam krängte.
»Du Schafskopf!« bellte Yanis. »Du bringst uns zum Kentern!« Er gab ihr nach, ließ das Schiff durch den Wind gehen und seufzte erleichtert auf, als es sich wieder aufrichtete und der Wind erneut seine dunkelgrauen Segel schwellte. »Nach unten!« raunzte er Zanna an. »Ich sollte dich über Bord werfen!«
»Nicht, bevor du nicht gehört hast, was ich zu sagen habe.« Zanna ließ sich nicht unterkriegen. »Du kannst uns nicht zurückbringen.« Verstand dieser Dummkopf eigentlich, daß sie versuchte, ihm Schwierigkeiten zu ersparen? Niemand konnte Yanis die Schuld für das Verschwinden von Vannors Kindern geben – aber ihr Vater würde das in ganz anderem Licht sehen. Verzweifelt suchte sie nach einer Möglichkeit, den Sinn des jungen Schmugglers zu ändern. »Oder willst du, daß deine Mannschaft sieht, wie du hereingelegt worden bist? Du wirst dich zum Hanswurst machen!«
»Was im Namen aller Götter wird hier gespielt, Yanis? Versuchst du, uns zu versenken?« Gevan stürzte auf sie zu, sein wettergegerbtes Gesicht bleich vor Ärger.
»Es war meine Schuld«, sagte Zanna schnell und versuchte, lammfromm auszuschauen. »Ich – ich dachte, ich könnte das Schiff steuern, aber …«
»Du hast diesem Kind das Steuerrad überlassen?« Gevan wandte sich an Yanis. »Hast du den Verstand verloren?« Die Mannschaft kam von allen Seiten herangehumpelt. Die Männer rieben sich ihre Blessuren und warteten gespannt, wie dieser Streit wohl ausgehen würde.
»Du darfst Yanis nicht die Schuld geben. Ich habe ihm erzählt, ich wüßte, wie es geht«, hakte Zanna nach.
»Was?« Yanis wirkte erstaunt. »Aber …«
Zanna trat ihm mit aller Kraft gegen das Schienbein. »Es tut mir wirklich leid, Herr – ich wollte es ganz einfach einmal ausprobieren.« Sie zeigte dem Maat ihr gewinnendstes Lächeln und war sofort bereit mitzumachen, als Yanis ihr ins Ohr flüsterte: »Nimm das Steuerrad eine Minute. Halt das Schiff einfach weiter auf Kurs.« Bevor sie sich versah, hing Zanna starr vor Angst und mit zitternden Händen am Steuerrad.
»Bei Tharas Titten!« Gevan spuckte angewidert aus. »Ich weiß nicht, wer von euch der größere Dummkopf ist …« Seine Worte endeten in einem erstickten Gurgeln, als Yanis ihn am Hemd packte, hochhob und ihn mit dem Kopf nach unten über die Reling hielt, so daß er die Wellen sehen konnte, die an der Bordwand vorbeirauschten und -schäumten.
»Und jetzt«, sagte Yanis, »wirst du dich erst bei der Lady für deine gemeine Ausdrucksweise entschuldigen und dann bei mir!«
Er lockerte
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