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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Wochen, und ich kann immer noch kaum das eine Ende des Schwertes vom anderen unterscheiden.«
    »Das kommt schon, keine Angst. Zwei Wochen sind überhaupt nichts in der Ausbildung mit dem Schwert – vor allem dann nicht, wenn man in deinem Alter bei Null anfangen muß.«
    Ihre Worte trugen nicht im mindesten dazu bei, seinen Ärger zu beschwichtigen. »Also ist es mein Alter, ja? Es sieht wirklich so aus, als hätte ich keine Chance. Wenn Eilin mich in der Magie unterweist, behandelt sie mich wie ein Kind, und jetzt kommst du und erzählst mir, ich wäre ein Greis!«
    »Wenn du dich so benimmst wie jetzt, kann ich nicht umhin, zu glauben, daß Eilin irgendwie recht hat!« fuhr Maya ihn an.
    Als D’arvan ihren finsteren Gesichtsausdruck bemerkte, versuchte er, seine schlechte Laune abzuschütteln, denn er hatte Angst, die Liebe, die zwischen ihnen erblüht war, zu gefährden. Er brachte ein schiefes Lächeln zustande. »Es tut mir leid, Maya – ich weiß, daß ich heute morgen besonders unleidlich bin.« Er legte seinen Arm um ihre Schultern, und gemeinsam gingen sie zurück zum Turm. Er zitterte, und das lag nicht nur an der Abkühlung seines Körpers an diesem frostiggrauen Wintertag. »Ich habe letzte Nacht nicht gut geschlafen. Jedesmal, wenn ich meine Augen schloß, hatte ich Alpträume.«
    »Warum hast du mich nicht geweckt?« Die Kriegerin schloß ihren Arm fester um seine Taille, und in ihrer Stimme lag großes Mitleid. »Was hast du denn geträumt, das so schrecklich war?«
    »Es war mein Bruder – nun ja, Halbbruder. Ich habe immer wieder geträumt, daß er sich mit einem Messer an mich heranschlich – um mich zu töten, so wie er es schon einmal versucht hat.« D’arvan schluckte schwer, immer noch im Bann seiner unseligen Träume. Er spürte eine starke Spannung zwischen seinen Schulterblättern und eine unnatürliche Trockenheit in der Kehle – ein lauerndes, alles beherrschendes Entsetzen, das von dem herannahenden Meuchelmörder, dem verborgenen Messer in der Dunkelheit ausging.
    »Nun, das überrascht mich nicht, wenn man bedenkt …« Maya blieb urplötzlich stehen und drehte sich mit weit aufgerissenen Augen zu ihm um. »D’arvan, meinst du nicht, es könnte etwas an deinem Traum sein? Ich will sagen, ihr beide wart doch immer so eng miteinander verbunden. Du glaubst doch nicht, daß er herausgefunden hat, wo du bist, und jetzt herkommt …«
    D’arvan keuchte, als ihm die Wahrheit dämmerte, die zu sehen seine eigenen Ängste ihm unmöglich gemacht hatten. Ihre Instinkte waren immer viel sicherer als die seinen. »O ihr Götter – Eilin!« rief er. »Er wird zum Turm kommen, schnell!« Er riß Mayas Schwert aus der Scheide und stürzte durch die Bäume davon. Die Kriegerin hatte mit ihren kürzeren Schritten Schwierigkeiten, ihm zu folgen.
    »D’arvan, du Narr, warte!« rief sie hinter ihm her. »Du kannst nicht …« Aber er hatte sie schon weit hinter sich gelassen.
    D’arvan hatte den Rand des Waldes, der sich bis an die Wiesen des Seeufers erstreckte, beinahe erreicht, als Eilin einen verzweifelten Gedankenruf um Hilfe ausstieß, einen Schrei, der ihn bis ins Innerste traf. Keuchend verdoppelte er seine Anstrengungen und kämpfte sich durch Äste, die ihm wie Peitschen auf die Brust und ins Gesicht schlugen; über Wurzeln, die sich zu erheben und nach ihm auszustrecken schienen, die sich um seine Knöchel und seine Knie schlangen. Er war zu beschäftigt mit den Gedanken an seinen Bruder, um sich zu fragen, warum der Wald plötzlich soviel dichter schien, sein Weg soviel länger, als es früher der Fall gewesen war. Davorshan! Wie war es ihm gelungen, an den Wölfen, die das Tal bewachten, vorbeizuschleichen! D’arvan brachte keuchend einen Fluch hervor. Wenn er doch nur seinen Träumen mehr Beachtung geschenkt hätte!
    Als er das Seeufer erreichte, blieb er voller Verwirrung und Entsetzen wie angewurzelt stehen. Der Waldrand reichte nun bis an den See und grub sich mit seinen schlangenartigen Wurzeln in den weichen Untergrund. Der schöne, grasbewachsene Hang zum See hin war zerwühlt und zerstört. Das war nicht die einzige Veränderung. Der Inselturm war nicht mehr wiederzuerkennen. Gewaltige Ranken kletterten an den einst so glatten Mauern in die Höhe, gruben sich mit ihren unzähligen Wurzeln in die Steine und hämmerten mit ihren dicken, hin- und herschwingenden Ästen auf das gehärtete Kristall der Fenster. Dichte, dornige Brombeeren und Schlehen hatten die Holzbrücke und

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