Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
allen. »So!« Davorshans grausames Gelächter verhöhnte ihn. »Was hast du dir denn dabei gedacht, Brüderchen? Du mußtest also eine kleine, sterbliche Hündin bespringen, da du nichts Besseres haben konntest. Ist sie gut, D’arvan? Vielleicht probiere ich sie aus, nachdem ich dich umgebracht habe. Oder vielleicht tu ich es auch vorher, damit du zusehen kannst. Wo ist sie, hm? Wo hast du deine sterbliche Schlampe versteckt?«
Heißer Zorn überflutete D’arvan. Seine Hand, die das Schwert umklammert hielt, begann zu zittern. Aber Mayas Ausbildung war nicht umsonst gewesen. Sie hatte ihm beigebracht, sich auf keinen Fall von durchsichtigem Hohn übertölpeln zu lassen. Statt dessen begann er, seine Kräfte zusammenzunehmen, während er gleichzeitig immer weiter zurückwich und überlegte, welche Aspekte seiner Erdmagie er gegen seinen Bruder einsetzen konnte. Die Pflanzen dort oben waren zu klein, aber … Konnte er die Ranken, die den Turm umschlangen, zu Hilfe rufen? Wenn sie es schaffen konnten, durch ein Fenster zu brechen …
»O nein, das wirst du nicht tun!« Davorshans Stimme war ein wütendes Knurren. »Ich werde hier nicht meine Zeit mit einem magischen Wettstreit verschwenden, D’arvan – nicht auf ihrem Terrain.«
»Ach?« D’arvan hob die Hand, bereit zum Schlag.
»Ich warne dich! Willst du vielleicht für Eilins Tod verantwortlich sein?«
D’arvan hielt mitten in der Bewegung inne, und sein Blick flackerte unwillkürlich an seinem Bruder vorbei die Treppe hinauf.
»Gut gemacht«, höhnte Davorshan. »Endlich merkst du es. Wenn sie gestorben wäre, hättest du es gespürt.«
»Wo ist sie?« rief D’arvan. »Was hast du mit ihr gemacht?«
Davorshan zuckte mit den Schultern und hielt sein bluttriefendes Schwert in die Höhe. »Verlaß dich nicht darauf, daß sie dir zur Hilfe kommt, obwohl du mir nicht genug Zeit gelassen hast, die Sache zu Ende zu bringen. Aber wenn du diese Sache hier mit Magie erledigen willst, dann denk daran, wo meine Talente liegen. Ich kann das Wasser des Sees anschwellen lassen, um diesen Turm zu versenken. Und wenn der Turm zusammenbricht, wo wird dann Eilin sein, hm?«
»Du Bastard!« stieß D’arvan durch zusammengebissene Zähne hervor.
»Nein, Bruder. Der Bastard bist du. Das hat Eliseth mir erzählt. Du hast mein ganzes Leben lang meine Kräfte aufgesogen – die Kräfte, die rechtmäßig mein hätten sein sollen –, und wenn ich dich töte, dann werden sie endlich mir gehören. Du hättest nie geboren werden dürfen!«
So also hatte Eliseth es geschafft, ihn zu seinem Treuebruch zu bewegen. D’arvan spürte den Haß seines Bruders, die brennende Gier und den unvernünftigen Zorn, die ihn verzehrten. Wenn diese Gefühle ihren Höhepunkt erreichten, würde Davorshan angreifen. D’arvan suchte vorsichtig mit dem Fuß nach der nächsten Stufe unter ihm und stellte fest, daß er auf einem Treppenabsatz, der zu einem der Turmzimmer führte, angelangt war. Ein Plan schimmerte in seiner Vorstellung auf. Er verzog die Lippen zu einem breiten, höhnischen Grinsen. »O nein, mein Bruder, da irrst du dich. Eilin hat mir die ganze Geschichte erzählt. Ich bin ein Kind der Liebe. Bavordran hat Adrina gehaßt, und dich hat sie nur bekommen, um seine Verdächtigungen zu beschwichtigen. Ich mag zwar der Bastard sein, aber du bist derjenige, der nie hätte geboren werden dürfen!«
»Lügner!« Davorshan stürmte mit verzerrtem Gesicht die Treppe herunter, und sein blutiges Schwert wirbelte durch die Luft. D’arvan warf sich zur Seite in die offene Tür des Turmzimmers und streckte den Fuß vor, so wie er es erst an diesem Morgen Maya hatte tun sehen. Er spürte einen heißen Ruck in seinen gequälten Muskeln, als sein Bruder mit seinem ganzen Körpergewicht sein Bein zur Seite stieß und ihn aus dem Gleichgewicht brachte, aber noch während er fiel, hörte er ein Dröhnen und Klirren, als Davorshan kopfüber die Metalltreppe herunterfiel. Es hatte funktioniert!
D’arvan benutzte eine der umgekippten Bänke, um sich wieder aufzurichten, und der Schweiß trat ihm auf die Stirn, als Feuer und Eis sich qualvoll durch sein verletztes Bein bohrten, das sein Gewicht nicht länger tragen konnte. Er taumelte und fiel abermals.
Dann stieß er einen von Mayas Lieblingsflüchen aus, zog sich zur Treppe und begann, Stufe um Stufe herunterzurutschen, auf dem Hintern, wie er und Davorshan es als Kinder so oft getan hatten. Die Erinnerung daran schmerzte wie ein Messer, das in
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