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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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bekomme ich meine Freiheit wieder«, erklärte sie der Katze. »Haben sie dir dasselbe angeboten? Du kannst mich natürlich töten, wenn ich mich bewege – aber vielleicht bist du auch nicht schnell genug.«
    Die Katze knurrte drohend. Aurian machte in Gedanken noch einen weiteren Vorstoß. »Du hast nichts zu gewinnen mit meinem Tod. Nichts außer einer schnellen Mahlzeit – und ich versichere dir, du wirst mich sehr zäh finden.« Diesmal schien die Katze auf ihren Humor zu reagieren und sich ein klein wenig zu entspannen. Aurian ließ nicht locker. »Aber was wird passieren, wenn wir uns weigern, einander zu töten? Glaubst du, wir könnten uns unseren Weg in die Freiheit erkämpfen? Wenn nicht, könnten wir wenigstens eine Menge von ihnen mit uns in den Tod nehmen. Was haben wir zu verlieren? Willst du vielleicht für alle Zeiten hier eine Gefangene bleiben?«
    »Den Menschen kann man nicht trauen.« Der Ton, mit dem die Katze sprach, war vollkommen ausdruckslos.
    »Na schön.« Aurian hatte gehofft, daß es nicht dazu kommen würde. Sie sah der Katze noch einmal offen in die Augen. »Das mußt du ganz allein entscheiden. Aber du bist das schönste, das tapferste, das prachtvollste Geschöpf, das ich je gesehen habe. Ich würde gern dein Freund sein, aber auch wenn das nicht möglich ist, werde ich jedenfalls nicht für deinen Tod verantwortlich sein.«
    Mit vorsichtiger Bedachtsamkeit nahm sie ihren Dolch von der Kehle der Katze weg und schleuderte ihn von sich, so daß er über den Sand rutschte und weit von ihr entfernt liegenblieb.
    Die Menge keuchte auf. Einen Augenblick lang war alles still; dann öffnete die Katze ihre gewaltigen Kiefer, und die langen, tödlichen Fangzähne glitzerten in der Sonne. Die Magusch zuckte zusammen und schloß angesichts ihres bevorstehenden Todes die Augen, aber im letzten Moment schwenkte der große Kopf zur Seite, und eine Zunge, rauh wie eine Stahlfeile, leckte das Blut auf, das aus der Wunde an Aurians Arm sickerte. Aurian öffnete erstaunt die Augen, und der goldene Blick der Katze begegnete dem ihren.
    »Mein Name ist Shia«, sagte sie. »Trink mein Blut und sei mein Freund.« Dann wich sie langsam zurück und entfernte ihr Gewicht von Aurians Körper. Verwirrtes Gemurmel stieg in den Reihen der Zuschauer auf. Aurian setzte sich auf, schwach und von übermächtiger Erleichterung erfüllt. Dann legte sie der Katze ihren Mund auf die Rippen und leckte salziges, mit Sand vermischtes Blut auf.
    »Mein Name ist Aurian«, sagte sie, »und ich fühle mich geehrt.« Dann brachte sie den Wagemut auf, ihre blutbefleckten Finger auszustrecken, und streichelte Shias breiten, glänzenden Kopf. Und ein Geräusch, das nie zuvor ein Mensch gehört hatte, hallte durch die Arena – das langsame, tiefere Schnurren der großen Katze.
    Die Menge, solchermaßen um einen Tod betrogen, brach in wildes Geheul aus. Buhrufe und Pfiffe erschollen, und Wurfgeschosse regneten in die Arena hinunter – Früchte, Süßigkeiten, Trinkbecher, ja sogar Schuhe. Die Tunneltore schwangen auf, und zwei Dutzend bewaffnete und gepanzerte Wachsoldaten kamen in die Arena marschiert. Widerwillig kamen sie näher und verteilten sich, um einen lockeren Kreis um Aurian und Shia zu bilden. Währenddessen versuchte die Magusch, sich auf die Knie zu erheben. Shia trottete zuvorkommend dorthin, wo Aurians Schwert lag, nahm vorsichtig den Griff ins Maul und trug es zu Aurian hin. Aurian versuchte, auf Coronach gestützt, festzustellen, wieweit sie ihr verletztes Bein benutzen konnte. Sie konnte sich zwar, solange sie stillstand, auch ohne Stütze im Gleichgewicht halten – aber nicht, wenn sie sich bewegte. Keine Chance. Aber das wußten diese Männer nicht. Das Schwert in der Hand und Rücken an Rücken mit Shia stand sie da, während der Ring der Wächter sich langsam um sie schloß. »Na schön«, rief sie grimmig aus. »Welcher von euch Hurensöhnen will der erste sein?« Shia fauchte ein drohendes Echo zu ihren Worten. Ihre Angreifer sahen einander zweifelnd an. Offensichtlich wollte keiner der erste sein.
    Plötzlich kam Eliizar aus dem Tunnel herausgerannt und überquerte die Sandfläche, so daß er schließlich vor dem königlichen Balkon stand. Der Khisu sprang auf und alle Geräusche verstummten. »Euer Majestät«, rief der Schwertmeister mit zitternder Stimme. »Die Entscheidung über Leben und Tod für diese Kriegerin liegt bei Euch. Der Tod ist die gewöhnliche Strafe für einen, dem es nicht gelingt,

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