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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Barkasse hinunter, während der Prinz mit Aurian folgte. Er trug sie sehr steif und mit abgewandtem Gesicht, während er vor Zorn die Zähne zusammenbiß. Als er sie sicher auf dem Schiff abgesetzt hatte, sah Aurian entsetzt zu, wie er seine Scharade mit dem unglücklichen Arzt aufführte, der voller Angst zurückwich in das hinterste Ende der Landungsbrücke, während sein Prinz ihn mit flammendem Zorn beschimpfte. Seine Schreie hallten in Aurians Ohren wider, als Harihn einem in der Nähe stehenden Aufseher die Peitsche entriß und ihm damit quer über Gesicht und Schultern drosch, wobei er jeden einzelnen Schlag mit Beschimpfungen unterstrich, die laut genug waren, daß jeder sie hören konnte. »Lügner! Narr! Wie kannst du es wagen, mit einem solchen Märchen zu deinem Prinzen zu kommen!« Der Arzt fiel wimmernd aufs Gesicht. Der Prinz warf die Peitsche weg und ging auf den armen Mann zu. Aurian keuchte vor Entsetzen, als er den Arzt hochhob und in den Fluß schleuderte. Wie von Zauberhand waren plötzlich ganze Horden riesiger, scharfzahniger Eidechsen da, die sich von überall her auf ihr hilfloses, um sich schlagendes Opfer stürzten. Der letzte verzweifelte Aufschrei des Arztes ging in einem wirbelnden Mahlstrom aus Schwänzen und Zähnen unter, bevor er endgültig in Stücke gerissen wurde. Dann gab es plötzlich nur noch Stille und einen riesigen roten Flecken, der sich im Wasser ausbreitete.
    Harihn sprang mit versteinertem Gesicht auf die Barkasse und gab den Ruderern das Signal, abzustoßen. Die schockierten Zuschauer wagten es nicht, auch nur den geringsten Laut von sich zu geben, während die Stimme des Prinzen noch über das Wasser scholl. »So sollen alle umkommen, die ihren Prinzen belügen. Vergeßt das nicht!«
    Aurian, die bis ins Mark erschüttert war, wandte sich von dem Gemetzel ab und bettete Anvar bequem auf die Kissen, nachdem sie ihm die Decke vom Gesicht gezogen hatte.
    »Ist mit dir alles in Ordnung?« flüsterte er. Aurian nickte im stillen belustigt über die Ironie, daß er ihr eine solche Frage stellte. Sie tätschelte ihm sanft den Arm.
    »Ruh dich aus. Ich bin gleich wieder da.« Sie wandte sich an Bohan. »Kümmere dich bitte um ihn.« Der Eunuch nickte, und sie griff nach seiner Hand. »Bohan, ich kann dir nicht genug für deine Hilfe heute danken. Ich werde für alle Zeiten in deiner Schuld stehen.«
    Der große Mann lächelte und schüttelte den Kopf.
    »O doch«, korrigierte ihn die Magusch mit fester Stimme. »Und irgendwie werde ich auch einen Weg finden, meine Schuld zu begleichen, mein Freund.«
    Dann machte Aurian sich auf den Weg zum Bug des Schiffes, wo der Prinz saß und blicklos in den schlammigen Fluß starrte. »Ich hoffe, Ihr seid stolz auf Euch«, zischte sie. »Wie könnt Ihr ein solch monströses Verhalten rechtfertigen?«
    Harihn wirbelte herum, um sie anzusehen, und auf seinem Gesicht zeigten sich Elend und Abscheu. In seinen Augen glitzerten unvergossene Tränen. »Der Mann war Arzt!« schleuderte er ihr entgegen. »Er glaubte, ein Wunder gesehen zu haben! Wie konnte er der Versuchung widerstehen, anderen davon zu erzählen und dabei deine Missetat zu entblößen? Der Sklave lag im Sterben – ja, er war sogar, um genau zu sein, bereits tot. Dein Vorgehen war gegen jede Natur.«
    Seine Stimme erstarrte vor Bitterkeit. »Hast du nicht daran gedacht, daß du einen Preis dafür würdest zahlen müssen? Ein fairer Handel, oder? Ein Leben für ein Leben – mein Diener im Tausch gegen deinen Mann. Du hast mit deiner Tat den Arzt ums Leben gebracht, Aurian. Ich war lediglich das Werkzeug. Du kannst nur hoffen, daß es hier endet – denn der Schnitten fordert vielleicht einen höheren Preis für die Seele, die du ihm entrissen hast!«
    »Abergläubischer Unsinn!« fuhr Aurian ihn an, denn seine Worte hatten sie nervös gemacht. Sie schien sich an etwas zu erinnern – etwas mit einem Preis und einer echten Münze – aber es entzog sich ihr. Der Tod hatte seine Worte bereits aus ihren Gedanken gestrichen. »Ich habe lediglich in bestem Glauben gehandelt, um ein Leben zu retten«, protestierte sie.
    »Und wie viele Leben werden in Zukunft vielleicht verlorengehen, weil ihnen die Fähigkeiten des Arztes verwehrt bleiben?« Harihns Stimme hatte einen hysterischen, hohen Klang angenommen. »Welchen Trost wird seine Familie wohl von deinem guten Glauben schöpfen? Und wenn mein Vater mich bei lebendigem Leibe häuten läßt, weil ich eine fremdländische Hexe auf sein

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