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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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hämmerte, ihr war schwindlig und übel. Sie konnte kein Essen bei sich behalten und war zu schwach und zu fiebrig, um sich selbst zu heilen. Alles, was sie tun konnte, war, sich verzweifelt an den Knauf ihres Sattels zu klammern und zu versuchen, auf dem Pferd zu bleiben. Als sie schließlich die letzte Oase erreichten, mußte Anvar sie herunterheben, und sie spürte kaum, daß er das tat. Aber als er sie sanft auf den Boden bettete, hinderte etwas die Magusch daran, in das willkommene Vergessen des Schlafs zu sinken. Ein Schrei hallte durch ihre Gedanken – ein leiser, mitleiderregender Schrei um Hilfe. Aurian versuchte sich aufzusetzen und wehrte sich schwach gegen Anvars Hände, die sie festhalten wollten. Sie ignorierte den Schmerz, der durch ihren Kopf schoß. »Shia!« keuchte sie. »Wo ist Shia?«
    Es kostete Anvar große Überzeugungskraft, Yazour dazu zu überreden, Shia zu suchen, aber Aurian regte sich so sehr auf, daß der Krieger schließlich nachgab. Es dauerte eine ganze Stunde, bis er wiederkam – die große Katze hing schlaff vor ihm über seinem taumelnden, verschreckten Pferd. In der Zwischenzeit hatte Nereni den fiebrigen Leib der Magusch mit kühlem Wasser aus der Oase abgewaschen, während Bohan ihr Wasser zu trinken brachte – soviel sie nur bei sich behalten konnte. Anvar war unruhig auf und ab gegangen, um einmal nach Aurian zu sehen und dann wieder mit langen Schritten zurückzulaufen, um hinaus in die Dünen zu spähen. Sein staubiges Gesicht zeigte tiefe Sorgenfalten, während er sich dafür verfluchte, daß er der Magusch nicht helfen konnte – und dafür, daß er sich solche Sorgen um sie gemacht hatte, daß er Shia vergessen hatte. Er half Bohan, die Katze von dem zitternden Pferd herunterzuheben, und legte sie neben Aurian. Dann strich er ihr über den glänzenden, schwarzen Kopf, der nun stumpf und rauh war von Staub, und lauschte dem schwachen Keuchen ihres gequälten Atems. Nach einer Weile öffnete Shia die Augen, und das Licht darin war nur ein schwaches Echo des früheren goldenen Glanzes. Ihr Gedanke ging so verschwommen durch Anvars Kopf wie ein dahinschwindender Fetzen Rauch. »Leb wohl.«
    Anvar umklammerte ihre blutenden Pfoten und spürte, wie der Lebensfunke in der großen Katze flackerte, spürte, wie das Schlagen ihres großen Herzens zu stocken begann. »Leb wohl, meine Freundin«, flüsterte er.
    »Zur Hölle mit ›Leb wohl‹!« Aurians Stimme schoß durch Anvars Trauer und traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Er drehte sich um und sah, wie sie sich aufsetzte; ihre Augen hatten ein grimmiges Glühen angenommen, und ihr Gesicht war bleich, aber entschlossen. Bevor er sie daran hindern konnte, hatte sie mit ihren Gedanken Shia erreicht und eine unwiderrufliche Verbindung mit ihrer sterbenden Freundin hergestellt.
    Anvar fing den schlaffen Körper der Magusch auf, als er zur Seite glitt, jetzt ohne die Kontrolle ihres Geistes, der weit weg in einer undurchdringlichen Trance war, in der er darum kämpfte, Shias Seele festzuhalten. Hilflos und verzweifelt klammerte Anvar sich an Aurian, unfähig sie zu erreichen, und eisige Furcht griff nach seinem Herz. Er wußte, was sie da versuchte – hatte sie nicht dasselbe für ihn getan, damals im Sklavenlager, als sie seinen fliehenden Geist gesucht und sicher wieder heimgebracht hatte? Aber diesmal war sie schwach, erschöpft und krank. Diesmal hatte sie keine Kraft für einen solchen Kampf, keine Kraft, um Shia davon abzuhalten, sie mit sich hinunter in den Tod zu ziehen. Und sie würde keine Kraft mehr haben, zurückzukehren. Verzweifelt streckte Anvar seinen Geist aus, wie Aurian es ihn gelehrt hatte. Aber obwohl er suchte und suchte, wußte er doch, daß sie für ihn verloren war.
     
    »Anvar!« Das schwache Echo einer vertrauten Stimme drang flackernd in sein Bewußtsein und riß ihn zurück. Eine Hand rüttelte grob an seinen Schultern. Zu seiner Überraschung sah Anvar den westlichen Horizont im letzten Licht erglühen. So lange war er weg gewesen? Furcht drohte ihn zu ersticken, aber dann spürte er die leise Bewegung des Atems in dem Körper, den er immer noch mit seinen verkrampften, schmerzenden Armen umklammert hielt, sah in dem leisen Heben und Senken der Rippen der großen Katze eine Antwort auf Aurians Bemühungen. Sie lebten also noch – und Aurian kämpfte weiter! Yazour ließ seine Schultern los und hockte sich vor ihm in den offenen Eingang des provisorischen Schutzzeltes aus Decken, das sie über

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