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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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später bei einem dringend benötigten Krug Ale bei Forral darüber beklagte, zuckte der Schwertkämpfer nur die Achseln. »Mach dir keine Sorgen, Liebes«, sagte er. »Es ist nur eine Eintagsfliege. Die Aufregung wird sich bald gelegt haben. Und bis dahin sei doch froh, daß sie zur Abwechslung einmal den Maguschleuten dankbar sind. Du hast deinem Volk einen guten Dienst erwiesen, und ich hoffe, daß Miathan das zu würdigen weiß.«
    Ihre größte Wirkung, dachte Forral, hatte Aurian allerdings durch ihren Einfluß auf Miathan erzielt. Denn ihr Umgang mit dem Erzmagusch schien ihn positiv beeinflußt zu haben. Zur großen Überraschung der beiden hatte Miathan dem Schwertkämpfer und dem Kaufmann im Rat beigepflichtet, als die ersten Bauern in der Stadt erschienen und sich über den Besuch von Parrics Kriegern beklagten. Miathan hatte die Beschlagnahmungen sanktioniert, und nur wegen der Angst der Bauern vor dem Erzmagusch konnten sie erfolgreich sein. Nachdem sich die Haltung des Erzmagusch auf dem Lande erst einmal herumgesprochen hatte, stießen die Truppen kaum noch auf Widerstand. Miathan seinerseits war natürlich glücklich über den Gewinn an Ansehen, der den Magusch zugute kam, weil Aurian die Dürre beendet hatte, und Forral war sehr erleichtert gewesen, daß die junge Magusch und ihr Mentor wieder auf freundlichem Fuß miteinander zu stehen schienen.
    Nach einiger Zeit stellte Aurian fest, daß Forral recht hatte. Das Volk von Nexis lebte sein eigenes Leben, und es dauerte nicht lange, bis sie aufhörte, das Opfer seiner lästigen Aufmerksamkeit zu werden. Ohne die unwillkommene Neugier der Leute und mit dem beruhigenden Wissen, daß die Garnison bei Maya in wohlvertrauter, sicherer Hand war, konnten Aurian – nicht länger Gefangene ihres frisch erworbenen Ruhms – und Forral endlich ihren unterbrochenen Urlaub fortsetzen.
    Bald verliefen ihre Tage nach einem bestimmten Muster. Manchmal spazierten sie einfach durch die Stadt und besuchten verschiedene Sehenswürdigkeiten. Aurian entdeckte eine neue Leidenschaft: das Herumstöbern auf den Ständen und in den Buden der Kaufleute, die Seide und Samt, Juwelen, Parfüm und Kämme feilhielten. Sie entwickelte in Forrals Gesellschaft plötzlich ein vorher nicht gekanntes Interesse an ihrem Äußeren. Zwar hielt sie die feingearbeiteten Gewänder, die gerade bei den Bürgersfrauen in Mode waren, für viel zu phantastisch und unpraktisch, aber der Besitzer des Flinken Hirschen war nur allzu beflissen, ihr die besten Schneider der Stadt zu empfehlen. Seine Frau, die für sich selbst in Anspruch nahm, etwas von Geschmack und Stil zu verstehen, stand Aurian gern mit Rat und Tat zur Seite und half ihr bei der Auswahl der Stoffe. Der graue Maguschkittel, den Aurian gewöhnlich getragen hatte, verschwand bald im hintersten Winkel ihres Schrankes und wurde durch leuchtende, gutsitzende Kleider ersetzt. Ihre Verwandlung verschlug ihr sogar selbst den Atem. Forral war sehr geduldig. »Gib aus, soviel du willst«, grinste er. »Letzten Endes bezahlt es ja alles der Erzmagusch.«
    Obwohl Aurian mit dem Stolz der Maguschleute überreichlich gesegnet war, war sie nie besonders eitel gewesen. Die Reaktion des Schwertkämpfers auf ihren neuen Staat war befriedigend und beunruhigend zugleich. Ein ums andere Mal bemerkte sie, daß er sie anschaute, sich aber schnell abwandte, wenn sie seinen Blick auffing. Noch schlimmer war, daß Aurian sich selbst dabei ertappte, wie sie dieses Spiel mit Blicken spielte; sie entdeckte eine seltsame, neuartige Faszination, die von dem hellen Aufblitzen von Forrals Lächeln hinter seinem ergrauten Bart oder vom Spiel der Muskeln seiner kräftigen, von Schwertstreichen gezeichneten Glieder ausging, wenn er sich trotz seiner großen, kräftigen Statur mit der lautlosen Eleganz des geborenen Schwertkämpfers bewegte. Sie betrachtete seine kraftvollen, breitfingrigen, geschickten Hände und wunderte sich, wie solche Stärke mit solcher Zartheit vereint sein konnte. Sie stellte sich vor, wie diese Hände sie berührten, sie liebkosten, sie hielten … um sich dann energisch zusammenzunehmen, verwirrt und bestürzt über ihre ungezügelten Phantasien.
    Die enge, sorglose Kameradschaft, die Aurian seit ihren Kindertagen mit Forral verband, war dahin. Seit Forrals Rückkehr hatte sich eine Art Zurückhaltung zwischen ihnen herausgebildet. Eine Spannung, aufrechterhalten durch Gefühle der Schuld und durch eine Erregung, die ihrer Freundschaft jetzt

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