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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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wachen. Ich werde währenddessen unserem mysteriösen Gast einen Besuch abstatten.« Sie hob die Augenbrauen. »Da ich noch nie einen Menschen gesehen habe, ganz zu schweigen von einem Zauberer, muß ich gestehen, daß ich ein wenig neugierig bin. Ein Zauberer aus einem weit entfernten Land, mit Mächten, wie wir sie uns in unseren kühnsten Träumen nicht vorstellen können …« Sie zuckte mit den Schultern. »Ach, mach dir nichts draus. Denk einfach daran, was er ist, und kümmere dich, so gut du kannst, um ihn. Und um Yinze willen, Junge«, fügte sie im Flüsterton hinzu, »sieh zu, daß du ihn für unsere Seite gewinnst.«
    Cygnus nickte. Dann zögerte er kurz und schaute noch einmal zur Königin hin. Trauer und Zorn zerrissen seine Eingeweide wie ein Messer. »Meisterin, wird sie wieder gesund werden?«
    In diesem Augenblick schien Elster plötzlich so sehr zu altern, daß es dem jungen Arzt schon leid tat, daß er überhaupt gefragt hatte. »Ihr Körper? Ja, der wird es überstehen. Ihr Geist? Yinze allein weiß, was damit geschehen wird.«

 
14
Wettstreit der Königinnen
     
     
    Shia hatte Incondors Turm bereits weit hinter sich gelassen, und kletterte jetzt mühsam durch die endlose Kette von Tälern im Herzen der Berge. Das Gehen fiel ihr immer schwerer, denn der Schnee wurde tiefer, und die beißende Kälte nahm noch zu. Es war eine unfruchtbare, bedrohliche Landschaft mit zerklüfteten, hoch aufragenden Felsenspitzen und bodenlosen Schluchten, durch die der Wind heulte – ein Geräusch, das wie die Todesklage von tausend dahingemordeten Katzen klang.
    Zunächst fand Shia immer noch Zuflucht in Höhlen und Felsspalten, die einen gewissen Schutz vor dem gnadenlosen Wind und seiner unerbittlichen Schneelast boten. Dankbar suchte sie dort Zuflucht und machte das Beste aus jeder Möglichkeit, sich von ihrem endlosen Kampf mit den Bergen auszuruhen. Manchmal fand sie etwas Wild, um ihren unbarmherzigen Hunger zu stillen – magere Hasen oder Schneehühner und gelegentlich auch ein verirrtes Schaf oder eine Ziege waren ihre Beute. Aber als die Katze immer weiter ging, wurden die schützenden Höhlen immer seltener, und der Schnee türmte sich auf den steinigen Pfaden und Felsvorsprüngen höher und höher, bis sie schließlich nur noch im Schneckentempo vorwärtskam und jeder neue Schritt eine noch größere Qual war als der vorherige.
    Shia schmerzten vom langen Tragen des Erdenstabes der Nacken und das Maul. Seine Magie durchfuhr sie und sandte Ströme prickelnder Zauberkraft durch ihren Körper, um sie zu schwächen und ihr instinktives Gefühl für die richtige Richtung zu stören. Ihr Maul war dort, wo ihre Kiefer sich um den Stab schlossen, nur noch eine einzige Masse von Blasen und verkrusteten Wunden, was ihr das Jagen und Fressen der ohnehin seltenen Beute noch erschwerte. Nahrung war rar und auf diesem eiskalten Dach der Welt nur schwer zu finden. Tag um Tag wurde die große Katze magerer und hohläugiger; eine zottige, schwarze Vogelscheuche, die nur noch aus Haut und Knochen bestand. Da ihr selbst zum Nachdenken die Energie fehlte, zog sie sich einfach Schritt für Schritt weiter, den Erdenstab mit einem Maul umklammert, das vollkommen starr und halb erfroren war. Nachts machte sie sich Schneenester, um ihre Körperwärme zu bewahren, aber sie hörte keinen Augenblick auf zu zittern und wünschte, daß Bohan und Anvar neben ihr lägen und daß sie Aurian eng an sich drücken könnte, damit sie sich gegenseitig wärmten.
    Während die Zeit weiter fortschritt, nahm Shias Elend ein solches Ausmaß an, daß sie schließlich glaubte, sterben zu müssen. Einmal stolperte sie in einer Art Wachtraum vor sich hin und dachte, Anvar gehe neben ihr her, und er starb. Dennoch fand er Zeit, ihr eine Reihe sinnloser Menschenfragen zu stellen, die sie über alle Maßen verärgerten. Sie befahl ihm mit unmißverständlichen Worten, mit seinem Unsinn aufzuhören und wieder zurück in seinen Körper zu gehen, was er anscheinend auch getan hatte – oder zumindest hoffte sie, daß er es getan hatte.
    Als Anvar verschwand, brachen Shias scheinbar knochenlose Beine unter ihr zusammen, und sie lag eine Zeitlang zitternd vor Schreck da und fragte sich, ob es wahr sein konnte. Sie hatten hellseherische Kräfte, diese Magusch, und man konnte nie vorhersagen, wie sie sich verhalten würden – aber eines stand fest. Wenn Anvar tatsächlich am Rande des Todes gestanden hatte, dann hatte sie ihn dort nur sehen können, weil

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