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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Gunst der Ersten verbunden war. Er war glücklich und zufrieden mit seinen beiden eigenen alternden Gefährtinnen, von denen eine Khanus Mutter war.
    »Ist das wahr?« hatte Khanu gefragt und erbittert die ganze Schmach herausgesprudelt, die ihm widerfahren war. Hzaral hatte seinen massigen, mit goldenen Strähnen durchzogenen Kopf geschüttelt und sich darangemacht, seine ebenfalls goldgescheckten Flanken zu putzen – auffällige Kennzeichen, die sein Sohn geerbt hatte.
    »Und wenn es so ist?« hatte er geduldig gesagt und sich dabei umgedreht, um den jüngeren Kater mit seinen topasfarbenen Augen zu mustern. »Denk doch nach. Wir sind Männchen. Warum sollten wir uns mit der Jagd abplagen, wenn die Weibchen das für uns tun können? Warum sollen wir unsere Zeit damit verschwenden, uns den Kopf über ihre lächerlichen Gesetze zu zerbrechen, oder uns mit ungebärdigen, kreischenden Katzenkindern abgeben? Wenn die Weibchen glauben, so ein Unfug würde sie besonders wichtig machen – sollen sie doch. Wer will da schon etwas ändern? So, wie es ist, kommen wir doch bestens zurecht.«
    »Aber wir tun doch überhaupt nichts!« hatte Khanu protestiert. »Vor allem in diesen Zeiten der Not sollten wir …«
    So schnell, daß man es kaum sehen konnte, hob sich Hzarals große Tatze, und Khanu bekam einen Klaps hinter die Ohren, dessen Wucht so groß war, daß er sich mehrmals überschlug. »Lerne Weisheit, mein Junge!« fauchte Hzaral. »Die Männchen sind glücklich und zufrieden mit den Dingen, so wie sie sind, und ich nehme an, das gleiche gilt für die Weibchen. Kannst du dir vorstellen, daß Gristheena dir erlauben würde, ihre Autorität zu untergraben? Jeder hat seinen Platz – wie kannst du es wagen, das verändern zu wollen? Willst du vielleicht als Chueva enden?«
    Unglücklich sah Khanu auf seinem Felsvorsprung und grübelte über diese Dinge nach, als er den schrillen, unmelodischen Schrei von Gristheenas Herausforderung hörte. Binnen weniger Augenblicke begann sich der Versammlungsplatz mit Weibchen zu füllen; aus der dreieckigen Tunnelöffnung in der südlichen Wand des Beckens kamen sie; mit dunkler, fließender Anmut sprangen sie über die spitzen Steine und schritten mit würdevoller Hast über den Berggrat, der in den Krater hineinragte. Wie eine sich brechende Wellenfront lief dieser gigantische Berggrat aus schwarzer, glänzender Lava an dem nördlichen Rand des natürlichen Kampfplatzes entlang und endete schließlich ziemlich abrupt beinahe im Zentrum des Beckens. Hier versammelten sich die Weibchen, die jetzt in jeder Nische und jeder Spalte in den Felsen hockten, angelockt von Gristheenas schrillem Schrei. Obwohl er nur weniges von dem verstehen konnte, was sie sagten, konnte Khanu das lauter werdende Hintergrundgemurmel ihrer Erregung deutlich hören. Ein Wort fiel jedoch wieder und wieder. »Shia!« flüsterten sie. »Shia ist zurückgekehrt!«
    Khanu hatte sich gerade leise davonstehlen wollen, denn er fürchtete, die Weibchen könnten ihn in seinem Versteck entdecken. Als er jedoch ihr Murmeln hörte, änderte er plötzlich seine Meinung. »Sie haben kein Recht, mich auszuschließen«, murrte er rebellisch. »Diese Sache geht mich genauso an wie sie.« Also kauerte er sich statt dessen auf seinem schattigen Felsvorsprung nieder, um sich möglichst unsichtbar zu machen, und zitterte vor Aufregung. Das war ein Wettkampf, den er sich nicht entgehen lassen würde!
     
    Man betrat den Versammlungsplatz durch einen dunklen, gewundenen Tunnel, der sich durch die Felsen am südlichen Ende des Kraters schlängelte. Shia trat mit würdevollen Schritten aus der Dunkelheit hervor. Sie hatte es nicht eilig, denn sie mußte mit ihrer ohnehin nur geringen Energie sparsam sein. Ihren Kopf hielt sie in einem merkwürdigen Winkel, um den Stab der Erde durch die schmale Öffnung zwischen den Felsen zu manövrieren. Hreeza, die leise Verwünschungen vor sich hin murmelte, folgte ihr.
    Der letzte Rest des grauen Zwielichts funkelte in Shias Augen, als sie auf den Versammlungsplatz hinaustrat. Obwohl dem Publikum bei solchen Gelegenheiten absolutes Schweigen auferlegt war, hörte sie doch überall ein leises Murmeln. Erstaunen lag darin und, wenn sie sich nicht irrte, auch Freude. Die Weibchen waren unsichtbar in der Dunkelheit, bis auf einige verstreute, goldene Punkte – ihre Augen, die den letzten Rest des Tageslichts widerspiegelten. Ihre Freude verwandelte sich jedoch schnell in Protest und Bestürzung, als

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