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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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lang, wenn du in Qualen stirbst, daß dein Entsetzen, deine Schmerzen und dein Zorn dazu dienen, meine Magie zu schüren und meine Macht zu vergrößern.«
    Mit diesen Worten hob er die Hand. Jeder Nerv und jeder Muskel in Vannors Körper verfiel in krampfartige Zuckungen, als ein Strom des Schmerzes das Rückgrat des Kaufmanns wie heißes Feuer zu verschlingen begann. Er stürzte wie ein gefällter Baum zu Boden und krümmte sich auf dem blutroten Teppich, während seine Wirbelsäule sich wie ein gespannter Bogen zurückwölbte. Obwohl er sich auf die Zunge biß, um nicht laut aufzuschreien, war das letzte, was er hörte, bevor ihm die Sinne schwanden, seine eigenen gequälten Schreie.

 
16
Ein Schatten auf dem Dach
     
     
    Während Yazour sich langsam von seinen Verletzungen erholte, ging sein Unterricht in der Sprache der Xandim weiter. Es war nicht so schwierig, wie er erwartet hatte, denn er hatte ja früher schon ein wenig Xandim gelernt. Wie allen Offizieren des Xiang hatte man ihm die Grundlagen dieser Sprache beigebracht, damit er für die Überfälle auf die Xandimställe gerüstet war. Die beiden Sprachen hatten außerdem einige gemeinsame Wurzeln, was das Lernen bei weitem erleichterte. Und schließlich hatten die beiden Männer nur einander zur Gesellschaft und kaum etwas anderes zu tun als zu reden – und jeder von ihnen platzte beinahe vor Neugier und wollte herausbekommen, was der andere in dieser trostlosen, einsamen Gegend zu suchen hatte.
    Yazour brauchte mehrere anstrengende Tage, um in stockendem Xandim über sein Schicksal zu berichten. Immer wieder mußte er jedoch bei wilden Gesten und Bildern Zuflucht suchen, die er mit einem verkohlten Stock aus dem Feuer auf den glatten Steinfußboden der Höhle zeichnete. Auf diese Weise erklärte er seinem Retter, daß er und seine Kameraden auf der Flucht vor dem Zorn des Königs der Khazalim waren und daß der Mann, der die anderen im Turm gefangenhielt, Xiangs Sohn war. Als Schiannath diese Neuigkeit hörte, ergoß sich eine Flut zorniger Xandimworte über Yazour, von denen er so gut wie nichts verstand. Nach vielen Wiederholungen und ungezählten Versuchen, seinen seltsamen Kameraden dazu zu bringen, etwas langsamer zu sprechen, verstand der Krieger endlich, daß Schiannath ebenfalls ein Gesetzloser war, den sein eigenes Volk verbannt hatte, obwohl die Art des Verbrechens, das er begangen hatte, unklar blieb.
    Yazour vermutete, daß Schiannath sich in diesem Punkt absichtlich vage ausdrückte, und er mußte gegen ein ungutes Gefühl ankämpfen, bis er sich daran erinnerte, daß dieser Mann ihn gerettet, ihm zu essen gegeben und seine Wunden versorgt hatte. Schließlich, so überlegte Yazour, habe ich ihm auch nicht erzählt, warum wir gezwungen waren, vor dem Khisu zu fliehen. Vielleicht kommt Schiannath mein eigenes Verhalten genauso verdächtig vor – und trotzdem kümmert er sich um mich.
    Nachdem der Gesetzlose herausgefunden hatte, daß Yazour ein Verbannter war wie er selbst, taute er ihm gegenüber deutlich auf, und trotz seiner ursprünglichen Feindseligkeit bemerkte der junge Krieger, daß es ihm ähnlich erging. Obwohl der Geist seines ermordeten Vaters gelegentlich in seinen Gedanken Gestalt annahm und ihm zürnte, weil er sich mit einem Feind befreundet hatte, konnte der vernünftige Yazour doch nicht umhin, einzusehen, daß sein früherer Feind sich als besserer Freund erwiesen hatte als Harihns Soldaten, seine ehemaligen Kameraden. Yazours Genesung war keine einfache Sache. Manchmal, wenn seine Wunden ihn erneut in Fieberkrämpfe stürzten, machte Schiannath ihm lindernde Breiumschläge und kühlte sein brennendes Gesicht mit Eiswasser; wenn die Beule auf seiner Stirn pochte, gab der Xandim ihm Kräutergetränke, die den Schmerz linderten. Und bei jeder dieser Gelegenheiten war Yazours Verwirrung so groß, daß er das Gefühl hatte, sein Kopf würde zerspringen – oder vielleicht auch sein Herz.
    Die schlimmste Qualen litt Yazour jedoch nicht um sich selbst, sondern um die Kameraden, die er im Turm zurückgelassen hatte, als er geflohen war. Was war aus Aurian und Anvar geworden? Was aus Bohan, Eliizar und Nereni? Was war aus Shia geworden, die ganz allein durch diese winterliche Einöde wanderte? Und das schlimmste von allem war die Frage, warum er hier auf dem Rücken lag, hilflos wie eine umgedrehte Schildkröte, wo er doch eigentlich da draußen sein sollte, um den anderen zu helfen?
    Während die Tage dahingingen, gärten

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