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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Stimme des großen Mannes war rauh vor Verbitterung. »Ich habe diese Sache wirklich gründlich verpfuscht, Benziorn. Sieh dir diese Leute doch nur mal an! Was wird aus ihnen werden, wenn die Soldaten kommen? Bisher haben wir kaum Aufmerksamkeit erregt – was haben wir schon, daß irgend jemand sich für uns interessieren sollte? Aber jetzt?« Er streckte den Arm aus, als wolle er seine zerzauste, kleine Schar bettelarmer Nexianer umfassen. »Es ist nur eine Frage der Zeit, daß Pendrals Soldaten herausfinden, wer ich bin. Ein Gesicht wie meins ist ziemlich leicht wiederzuerkennen.«
    »Und von da ist es nur ein kleiner Schritt, und sie behandeln diese Herberge, als wäre sie bis obenhin voll von Spionen und Verrätern. Und was das bedeutet, wissen wir ja.« Benziorn sah Jarvas offen an. »Mein Freund, ich glaube, wir sollten uns darauf vorbereiten, von hier zu verschwinden.«
    Der große Mann zuckte bei Benziorns Worten zusammen. »Aber …« Sein Protest verstummte jedoch, als der Arzt die Augenbrauen hob, und er seufzte. »Du hast recht. Ich weiß, daß wir das tun sollten. Ich bin nicht dumm. Aber mit anzusehen, wie das alles hier kaputtgeht …«
    Er warf abermals einen Blick über die lärmende, überfüllte, rauchige Halle. Da waren sie nun, die in den Ecken zusammengekauerten Alten, die seit langer Zeit endlich wieder etwas zu essen und ein sicheres Dach über dem Kopf hatten; die Kleinen, die zwischen den Feuern spielten und denen die Tatsache, daß sie für den Augenblick frei von Schmutz, Hunger und Krankheiten waren, die Energie gab, allen anderen mit ihren wilden Spielen auf die Nerven zu gehen. Würde das das Ende von Vannors Traum bedeuten? Und von seinem eigenen Traum? Nicht, solange Jarvas noch einen einzigen Atemzug in seinem Körper spürte. Mit neuer Entschlossenheit wandte er sich wieder an Benziorn. »Es gibt jedoch«, sagte er gelassen, »noch eine andere Möglichkeit: Ich könnte mich stellen.«
    »Nein, du Narr! Das kannst du nicht.« Benziorn, der die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen hatte, hielt Jarvas am Arm fest, als müsse er ihn mit Gewalt aufhalten. »Was ist mit Tilda? Was ist mit dem Fremden, für den du solche Risiken eingegangen bist? Pendral muß wissen, daß du nicht allein warst bei dem, was du getan hast.« Seine Finger gruben sich schmerzhaft in den Arm des großen Mannes. »Jarvas, sie werden dich foltern, um herauszufinden, wo sich die anderen aufhalten – und am Ende wirst du keine andere Wahl haben, als sie zu verraten. Glaub mir, was du da vorschlägst, ist keine Lösung.«
    »Was kann ich denn dann tun?« rief Jarvas. »Niemand kann heutzutage Nexis ohne Erlaubnis verlassen. Soll ich einfach meine Leute hier zurück in die Armenviertel jagen?«
    »Dort sind sie im Augenblick vielleicht sicherer als hier«, erinnerte Benziorn ihn vorsichtig. »Wenn erst Gras über diese Sache gewachsen ist, können sie vielleicht zurückkehren – aber ich denke, du solltest ihnen sagen, daß sie jetzt besser anfangen, ihre Sachen zusammenzupacken. Falls sich die Notwendigkeit dazu ergeben sollte, müssen sie zum Aufbruch bereit sein. Ich würde mich an deiner Stelle auch um die Befestigung deiner Palisade kümmern und die vernünftigeren der Jungen hinaus auf die Straße schicken, damit sie uns warnen, wenn die Soldaten kommen. Anschließend wäre es vielleicht klug, heute nach Einbruch der Dunkelheit deine Leute von hier wegzubringen.«
    Jarvas wußte, daß der Arzt recht hatte. Niemals seit seiner Kindheit war er den Tränen so nah gewesen. Es dauerte jedoch nicht lange, da erwiesen sich Benziorns Vorsichtsmaßnahmen als gerechtfertigt. Als es dunkel wurde, standen die Soldaten vor dem Tor.
     
    Wachen, die die schmerzlich vertraute Uniform der Garnison trugen, zerrten Vannor die Spiraltreppe des Turms hinauf, und ihre Stiefel hallten auf dem kalten, harten Marmor laut wider. Aber selbst das Treppenhaus war viel wärmer als die Kälte draußen … Der Kaufmann spürte, wie er langsam in schläfrigem Vergessen versank, und kämpfte mit aller Kraft darum, einen klaren Verstand zu behalten, wachsam zu bleiben, sich nicht unterkriegen zu lassen; aber seine Arme und Beine waren gefesselt und ohnehin zu taub, um ihm noch zu gehorchen. Er war vollkommen hilflos – und wieder einmal in Miathans Gewalt.
    Vannor wurde in das Gemach des Erzmagusch gebracht und gezwungen, auf einem üppigen, blutroten Teppich niederzuknien. Miathan, der die Wachen beiseite gescheucht hatte, stand schweigend

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