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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Schiannaths Gesicht hellte sich in plötzlichem Verstehen auf – ein erstickter Laut drang aus der Tiefe seiner Kehle, und Aurian sah zu ihrer Bestürzung, daß sein Gesicht vor Freunde aufleuchtete. »Ein Windauge! Gesegnete Göttin! Jetzt verstehe ich deinen Plan. Oh, vielen Dank. Vielen Dank!«
    Aurian erschien seine Freude stark übertrieben, und plötzlich verließ sie der Mut. O nein, dachte sie. Ihr Götter, bitte laßt nicht zu, daß es wieder jemand wie Rabe ist, der nur meine Kräfte für seine eigenen Ziele mißbrauchen will. Das wäre einfach zu grausam.
    »Warte«, sagte sie leise zu ihm. »Wieviel von unserer Geschichte hat Yazour dir erzählt?«
    Schiannath schüttelte den Kopf. »Sehr wenig, um die Wahrheit zu sagen. Er lernt zwar meine Sprache, aber im Augenblick fehlen ihm noch so viele Worte. Ich habe gehofft, du könntest mir ein paar Dinge erklären, Herrin.«
    »Ja«, seufzte Aurian, »ich glaube, das kann ich. Du hast ein Recht, zu wissen, worauf du dich da einläßt.« Mit diesen Worten setzte sie sich hin, lehnte sich gegen die warmen Steine des Schornsteins und zog sich ihre zerlumpte Decke fester um die Schultern. »Also«, begann sie geduldig, »so hat alles angefangen …«
     
    Obwohl die Stunden, die bis zu Schiannaths Rückkehr vergingen, die längsten zu sein schienen, die Yazour je erlebt hatte, waren die Neuigkeiten, die der Xandim ihm überbrachte, mehr als eine Entschädigung für das Warten. Aurian war unverletzt, im Augenblick jedenfalls, und es war offensichtlich, daß Schiannath dem Zauber der Magusch verfallen war, dachte Yazour trocken. Der Krieger hatte seinen Retter noch nie so erregt gesehen. Obwohl es ihn über alle Maßen freute, zu hören, daß es Aurian soweit gutging, erfüllte der Rest von Schiannaths Erzählungen Yazour mit Betroffenheit. Shia war verschwunden, Rabe eine Verräterin, Eliizar und Bohan verletzt und eingekerkert. Anvar ein Gefangener der Geflügelten. Bevor der Xandim mit seinem Bericht zum Ende kam, versuchte Yazour bereits, wieder aufzustehen, und verlangte lautstark nach seinem Schwert.
    »Nein.« Schiannath schüttelte den Kopf und hielt ihn mit sanfter Beharrlichkeit fest. »Aurian sagt, wir warten.«
    »Warten?« Yazour war angewidert. »Wie kann ich warten, während meine Freunde leiden? Sie brauchen Hilfe. Verdammter Narr, du hast sie falsch verstanden!« Erst als er den ausdruckslosen Blick auf Schiannaths Gesicht sah, wurde dem Krieger bewußt, daß er in seiner eigenen Sprache gesprochen hatte.
    Schiannaths Augen glitzerten. »Sie sagt, wir warten. Wenn das Kind kommt – dann kämpfen wir!« Seine Stimme klang plötzlich so hart wie Stein, und seine Finger gruben sich mit verletzender Kraft in Yazours Schulter. »Bevor du kämpfst, du mußt gesund werden«, fügte er scharf hinzu.
    Widerwillig gab Yazour nach. »Woher sollen wir wissen, wann das Kind zur Welt kommt?« fragte er mürrisch.
    »Jeden Tag halte ich Ausschau. Sie gibt ein Signal – eine Flamme im Fenster. Dann, dann kommen wir!« Seine Augen leuchteten vor Aufregung.
    Yazour seufzte. Noch mehr Warterei! Aber Aurian hatte recht. Sie waren hoffnungslos in der Minderzahl, aber wenn sie wartete, bis ihre Kräfte zurückkehrten, würde sie auch wieder kämpfen können. In der Zwischenzeit, so schien es, mußte er sich in Geduld fassen – und versuchen, so schnell wie nur möglich wieder auf die Beine zu kommen.

 
17
Die Herausforderung
     
     
    Parric war wieder einmal betrunken. Er hatte mit seinem Trinken den Punkt erreicht, an dem er zwar wußte, daß er betrunken war, aber es ihn nicht kümmerte. Das Trinken war sein einziger Trost gewesen an den langen, stumpfsinnigen Tagen, die dahingekrochen waren, seit das Windauge ihn von dem Berg gerettet hatte. Der Kavalleriemeister, der auf einem verschneiten Baumstamm vor dem großen, steinernen Turm saß, in dessen Spitze Chiamhs Kammer der Winde thronte, blickte über die Schulter hinweg zu dem drohend aufragenden Windschleier hinüber und schauderte bei der Erinnerung an diesen alptraumartigen Abstieg. Er hatte immer von sich geglaubt, zäh genug zu sein, um mit jeder Schwierigkeit fertigzuwerden, aber er hatte auch noch nie zuvor gegen einen Berg kämpfen müssen. O ihr Götter, dieser Marsch! … Durch endlosen Schnee waren sie getaumelt, gebeugt unter der Last eines sterbenden, alten Mannes, während der Sturm immer näher rückte. Und dann seine beharrliche Angst davor, daß diese monströsen Katzen sie aufspüren könnten

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