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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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ein klein wenig aus den engen Grenzen seines Körpers hinaus und tastete mit dem zusätzlichen Sinn des Heilers in den Felsen, so wie Aurian es bei der Kristalltür getan hatte, die ihr unter der Drachenstadt von Dhiammara den Weg versperrt hatte.
    Wie ein suchender Fangarm schlüpfte sein Wille zwischen die ineinander verwobenen Gitter der inneren Struktur des Steins, einer Schlange ähnlich, die durch die verschlungenen Äste eines versteinerten Waldes kroch. Der Stein war in Schichten übereinandergewölbt, an manchen Stellen so zerborsten und rissig, daß Anvar mühelos gewisse Schwächen ausmachen konnte. Anvar merkte sich jede einzelne Stelle gut, kehrte dann in seinen Körper zurück und rief die Kräfte des Stabes.
    Überall um den Magusch herum sprangen Schatten auf, als die Höhle plötzlich in blendend grünes Licht getaucht wurde. Die uferlose Kraft der Hohen Magie überschwemmte ihn wie eine gewaltige Welle, wie die Lawine, die ihn beinahe in den Tod gerissen hätte. Anvar biß die Zähne zusammen und versuchte, die Kraft in sich zu umfangen. Ein dünner Schweißfilm zeigte sich auf seinen Brauen. Schließlich machte er sich daran, die Energie des Stabs in kleinen Stößen freizulassen, und richtete einen schmalen Strahl smaragdgrünen Leuchtens auf die Schwachstelle in der hinteren Höhlenwand, wo einige Schichten des Steins in sich zusammengesackt waren.
    An der Stelle, an der das Licht des Stabs auf dem Stein aufschlug, stieg schwarzer Rauch auf. Der Fels begann zu glühen und zu zischen, und Steinbrocken stoben mit lautem Krachen zur Seite. Die Anstrengung, soviel Magie in sich zu halten und zu beherrschen, ließ Anvar zittern, und er brauchte seine ganze Kraft, um die bereits zerfallende Mauer weiter einzureißen, wobei er die sich neu bildenden Risse zu dehnen und auszuweiten versuchte. Stück um Stück begann der Fels zu bersten und einzustürzen; die Öffnung wurde immer größer. Das Innere der Höhle versank in dem düsteren Zwielicht, das von draußen eindrang, aber Anvar, der sich wie ein Maulwurf tief in das steinerne Herz des Berges hineinbohrte, nahm nichts anderes mehr wahr als den Tunnel, den er geschaffen hatte, und das vibrierende, gleißende Licht des Erdenstabs.
     
    Die Moldan in dem geheimen Herzen des Berges war hellwach und spürte die Anwesenheit des Stabs der Erde, der näher und näher kam. Als Shia den Berg erklommen hatte, war der Erdenstab für die Moldan wie das unangenehme Jucken einer Fliege auf ihrer Haut gewesen. Als die Katze die Höhle erreicht hatte, hatte sie gespürt, wie er in sie eindrang. Sie hatte gewartet, voller Aufregung und nicht ohne Angst, um herauszufinden, was als nächstes geschehen würde. Erst als Anvar den Stab ergriff, nahm die Moldan die Gegenwart eines verhaßten Zauberers wahr.
    »Nein!« Der Berg zitterte unter dem Zorn der Moldan. Anvar, der ganz damit beschäftigt war, die Macht des Stabs zu beherrschen und zu lenken, schenkte dem keine Beachtung; er glaubte lediglich, daß er der Grund des Bebens war und ein wenig vorsichtiger vorgehen müsse. Shia und Khanu, die sich vor dem Rückprall der Magie duckten, hatten andere Probleme. Hoch oben in der Stadt von Aerillia flogen Himmelsleute wie eine Schar gejagter Vögel auf, Häuser bekamen Risse und begannen zu beben, und Felsbrocken und Schnee lösten sich aus dem Antlitz des Gipfels. Aber Erdbeben waren in diesem Gebiet nichts Ungewohntes. Die Berge hatten sich schon zuvor in ihrem Schlaf umgedreht und würden es zweifellos auch in Zukunft noch tun. Rabe und Cygnus klammerten sich entsetzt aneinander und vergaßen für einen kurzen Augenblick ihre Feindseligkeit, während sie einander Trost spendeten. Elster, die in den Zellen unter dem Tempel gefangen war, hoffte, daß die Wände bersten und sie befreien würden, aber nichts dergleichen geschah. Selbst ihr Gebet darum, daß ihr Tod den Hohenpriester um ihr Opfer betrügen würde, blieb ungehört. Schwarzkralle, der sich in den geheiligten Hallen auf Elsters Opfer vorbereitete, nahm das Beben als ein Zeichen für Yinzes Gunst.
    Die Moldan krümmte sich vor Schmerzen. Das Eindringen des Stabs in ihren Körper war wie eine Klinge, die man ihr ins Fleisch trieb. Endlich jedoch hatte sie sich wieder unter Kontrolle und konnte die ihr angeborenen Kräfte der Alten Magie benutzen, um den Schmerz zu unterdrücken. Die uralte Kreatur empfand heiße Wut. Was tat dieser Zauberer da? Wie konnte er es wagen? Sie spürte den schräg abfallenden Pfad auf,

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