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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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dich an deinem Bett fest.«
    »Das würdest du nicht wagen! Du …« Rabe stotterte vor Wut.
    »Ach, würde ich das nicht?« Cygnus sprach mit sanfter Stimme, aber das geflügelte Mädchen sah das wütende Glitzern in seinen Augen und schloß auf der Stelle den Mund.
    »Zumindest wehrst du dich jetzt endlich«, fuhr der Arzt trocken fort. »Hätte ich gewußt, wie gut das wirkt, hätte ich dich schon früher geschlagen.«
    »Welchen Sinn hat es schon, sich zu wehren?« Rabes Verzweiflung kehrte mit einer überwältigenden Woge des Schmerzes zurück. Dann jedoch richtete sie sich auf und sah Cygnus in die Augen. »Ich werde nie wieder fliegen, nicht wahr?«
    Cygnus schüttelte den Kopf, und Tränen des Mitleids traten ihm in die Augen. »Schwarzkralle hat leider zu gute Arbeit geleistet. Wir haben deine Flügel gerettet, aber …« Mit flammenden Augen griff er nach ihrer Hand. »Eure Majestät, rächt Euch! Ihr dürft nicht aus dem Leben scheiden, bevor Schwarzkralle für seine Untaten gezahlt hat.«
    »Du weißt ja nicht, was du von mir verlangst!« rief Rabe. »Was kann ich schon gegen den Hohenpriester ausrichten? Ich bin verkrüppelt – hilflos! Man hat mich betrogen …«
    »Nach dem, was ich von Anvar gehört habe«, sagte Cygnus brutal, »hast du bekommen, was du verdient hast.«
    Unter seinem anklagenden Blick krümmte Rabe sich vor Scham. Sie konnte nicht leugnen, daß er recht hatte, denn sie hatte ihren eigenen Untergang besiegelt, als sie die Magusch betrog … Dann wurde ihr die Bedeutung seiner Worte endlich klar, und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Einen Augenblick lang schien die Zeit für sie stillzustehen. »Was?« keuchte sie. »Anvar ist hier?«
    Cygnus nickte. »Gefangen in einer Höhle unterhalb der Stadt. Vielleicht haben die Götter dir noch eine letzte Chance gegeben, deinen Fehler wiedergutzumachen«, fügte er weich hinzu.
    Rabe schloß die Augen. Wie konnte sie Anvar helfen? Es war unmöglich. Zum ersten Mal seit ihrer Gefangennahme verspürte sie einen winzigen Hoffnungsfunken, der tief in ihr begraben war und jetzt wieder zu wachsen begann. »Du hast recht«, wisperte sie. »Vielleicht gibt es für mich keine Hoffnung mehr, aber zumindest kann ich versuchen, den Schaden, den ich angerichtet habe, zu beheben.« Dann öffnete sie die Augen und sah Cygnus an, als sähe sie ihn zum ersten Mal. »Vielleicht können wir uns ja auch noch etwas ausdenken, um dein Leben zu retten«, fügte sie mit dem winzigsten Hauch eines Lächelns hinzu.
     
    Linnet schlich sich an der Brüstung entlang, und ihre nackten Zehen suchten auf dem kalten, zerfallenen Stein nach Halt; ihre braunen Schwingen flatterten, um ihr dabei zu helfen, auf dem schmalen Vorsprung das Gleichgewicht zu bewahren. Dann spähte sie an dem alten Türmchen vorbei und suchte den Himmel zwischen ihrem Versteck und den hoch aufragenden, raffiniert gebauten Türmen des königlichen Palastes ab. Gut. Wie sie erwartet hatte, gab es nichts als leere Luft zwischen ihr und dem Palast. Sie hatten sich den perfekten Zeitpunkt für dieses verbotene Abenteuer ausgesucht, während die Erwachsenen zu beschäftigt waren mit den Vorbereitungen für die große Zeremonie, die Schwarzkralle angesetzt hatte. Jetzt würden sie kaum darauf achten, was ein einzelnes, kleines Kind vorhaben könnte. Linnet grinste, und ihr Gesicht leuchtete schelmisch auf. Der bizarre, verschnörkelte Wald, die kunstvolle Architektur des Palastes bildeten eine mysteriöse und faszinierende Szenerie – eine unwiderstehliche Versuchung für ein tatendurstiges, abenteuerlustiges kleines Mädchen, das gerade flügge geworden war. Solange sie sich erinnern konnte, hatte Linnet sich gewünscht, hier heraufzufliegen und dieses verbotene Territorium zu erkunden, aber normalerweise waren die königlichen Gemächer so gut bewacht, daß sie nicht einmal in ihre Nähe gelangen konnte. Heute jedoch war ihre Chance endlich gekommen.
    Von ihrem Versteck in der. Ecke aus winkte sie ihrem Begleiter zu und bedeutete ihm, sich zu ihr zu gesellen. Lark machte ein finsteres Gesicht und zögerte; ihm war die ganze Sache offensichtlich nicht geheuer. Linnet biß sich verärgert auf die Lippen. Sie versuchte, ihrem Bruder die Tatsache zugutezuhalten, daß er ein ganzes Jahr jünger war als sie selbst, aber ehrlich, manchmal war er wirklich blöd. »Komm schon!« flüsterte sie. »Beil dich, solange niemand da ist!«
    Widerwillig und mit schmollend vorgeschobener Unterlippe schlurfte Lark

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