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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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zutiefst bestürzt und dachte, sie hätte den Verstand verloren, als sie ihn nach oben zerrte und ihm das Wolfsjunge zeigte. Voller Entsetzen versuchte er, sie am Arm aus dem Zimmer zu ziehen, als er eine sanfte Hand auf seiner Schulter spürte.
    »Das Kind ist da. Es ist ein Mensch.« Es war die Stimme des Windauges. Parric drehte sich um und erblickte Chiamh hinter sich, dessen Augen wieder von diesem erschreckenden, reflektierenden Silber waren, während er mit seiner Andersicht das Junge betrachtete.
    Aurians Augen weiteten sich. »Wer ist das?« fragte sie Parric.
    »Ein sehr guter Freund«, erwiderte der Kavalleriehauptmann. »Er hat uns das Leben gerettet, als die Xandim uns gefangengenommen haben.« Daraufhin stellte er Chiamh vor, dessen Augen mittlerweile wieder ihre normale Färbung angenommen hatten. Zu Parrics Belustigung schien das Windauge voller Ehrfurcht zu sein.
    »Herrin.« Chiamh verbeugte sich tief. »Ich fühle mich zutiefst geehrt, dich endlich zu treffen, dich, eine der hellen Mächte, die ich vor so langer Zeit gesehen habe.«
    »Du hast mich gesehen?« Die Brauen der jungen Magusch zogen sich vor Verwirrung zusammen. »Wo? Wann?«
    Chiamh erzählte ihr von seiner Andersicht und von der Vision, die ihm in jener stürmischen Nacht vor so langer Zeit zuteil geworden war. Parric konnte sehen, daß Aurian von der kurzen Zusammenfassung, mit der das Windauge ihr seine Kräfte beschrieb, fasziniert war. »Ich muß unbedingt mehr darüber erfahren«, sagte sie. »Ja, wir haben einander überhaupt so viel zu erzählen … Aber zuerst möchte ich noch einmal versuchen, Kontakt zu Anvar aufzunehmen.« Sie biß sich auf die Lippen. »Ich mache mir Sorgen, Parric. Ich dachte, ich würde ihn erreichen können, sobald meine Kräfte wieder zurückgekehrt sind, aber bisher ist es mir nicht gelungen. Wenn ihr unten warten wollt, werde ich mich in einer Weile zu euch gesellen.«
    »Herrin?« Chiamh hielt die Magusch am Arm fest. »Kann ich dir vielleicht helfen? Meine Andersicht reicht viele Meilen weit.«
    Aurian lächelte ihn dankbar an. »Ja, vielen Dank, Chiamh. Im Augenblick ist es mir so wichtig, Anvar zu finden, daß ich jede Hilfe annehme, die ich bekommen kann.«
    Als Aurian und Chiamh durch die Falltür hinauf auf das Dach des Turms kletterten, zerrte der Wind unruhig an ihren Gewändern. Der düstere Himmel im Osten zeigte langsam das bleiche Glitzern der Morgendämmerung, und die Magusch spürte in der Luft einen Hauch von Feuchtigkeit, der neuerliche Schneefälle ankündigte. Als sie um den Schornstein herumgingen, hörte Aurian zu ihrer Verwirrung ein schwaches Stöhnen und sah die Gestalt eines geflügelten Mannes, der in einem glitzernden, dunklen Fleck lag, der aussah wie sein eigenes Blut.
    »Geflügelte!« zischte Chiamh. Aurian hörte das Scharren von Stahl, als der Xandim sein Messer zog.
    »Nein, warte!« Sie legte ihre Hand auf die des Windauges. »Wir brauchen ihn vielleicht, um eine Nachricht nach Aerillia zu bringen.« Mit diesen Worten ließ sie sich neben dem Himmelsmann auf die Knie nieder und versuchte, mit ihrem Heilerinnensinn festzustellen, welches Ausmaß seine Verletzungen hatten. Es war jedoch nicht so schlimm, wie sie befürchtet hatte. Die Schwertschnitte, aus denen er Blut verloren hatte, waren nicht lebensgefährlich, obwohl er einen sehr harten Schlag auf den Hinterkopf bekommen hatte, der ihm beinahe das Bewußtsein raubte. Schnell riß Aurian mehrere Streifen von dem Saum der Decke ab, die sie als Mantel benutzte, um den Geflügelten an Händen, Füßen und Hügeln zu fesseln, bevor sie sich daranmachte, ihn zu heilen.
    Nachdem sie sich um die Wunden des geflügelten Mannes gekümmert hatte, trat die Magusch mit Chiamh an die Brüstung und blickte hinüber zu den Bergen, nach Nordwesten, dort, wo der Himmel am dunkelsten war. Eine Weile versuchte sie mit aller Kraft, ihren Willen über die vielen Meilen hinweg nach Aerillia zu schicken, wo sie wieder und wieder nach Anvar und Shia rief. Dann versuchte sie mit aller Macht, eine Antwort zu erlauschen, aber es geschah nichts. Unglücklich drehte sie sich wieder zu Chiamh um, der die ganze Zeit über geduldig neben ihr gestanden hatte. »Ich höre überhaupt nichts«, flüsterte sie. »Vielleicht ist die Entfernung einfach zu groß für eine Gedankenübertragung. Aber, Chiamh, ich glaube, daß irgend etwas ganz Schreckliches vor sich geht.«
     
    Eine graue, formlose Leere, eingehüllt in geisterhaften, klebrigen Nebel

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