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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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auf die Lippen, als wolle er sich jede Äußerung verbieten.
    »Lady, müssen diese Tiere unbedingt hier sein?« Cygnus, der mit Elster eintrat, runzelte die Stirn. Er durchquerte das Gemach und legte den größtmöglichen Abstand zwischen sich und die furchterregenden Katzen. Dann stand er beschützend vor Rabe.
    »Jawohl, das müssen sie«, erwiderte Aurian knapp. »Jetzt geh mir aus dem Weg und laß mich endlich anfangen.«
    »Was?« Elster sah sie verblüfft an. »Du hast die Absicht, sie sofort zu heilen? Einfach so – ohne irgendwelche Vorbereitungen?«
    »Nun, ich muß zugeben, ein heißes Getränk wäre in dieser eiskalten Nacht überaus willkommen, aber da mir niemand etwas angeboten hat …« Die Magusch zuckte mit den Schultern. »Ja, ich werde es sofort tun, und ich möchte, daß ihr beide den Raum verlaßt.« Sie warf einen kritischen Blick auf die Überreste von Rabes Schwingen. »Das wird eine heikle Angelegenheit werden, und wenn ich dabei unterbrochen oder abgelenkt werde, könnte sie hinterher in einem schlimmeren Zustand sein als jetzt.«
    Rabe sah die bittere Enttäuschung auf Elsters Gesicht und ein Aufblitzen wütender Ablehnung in Cygnus’ Augen. Einen Augenblick war sie versucht, darauf zu bestehen, daß die beiden blieben. Allein wäre sie Aurian und den Katzen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    Die Magusch sah sie mit erhobenen Augenbrauen an und hob herausfordernd das Kinn. »Nun, Rabe?« fragte sie leise. »Willst du mir glauben, daß ich mein Wort halte, oder nicht?«
    »Laßt das nicht zu, Euer Majestät«, drängte Cygnus. Elster sagte nichts, machte aber einen unverkennbar unglücklichen Eindruck. Das geflügelte Mädchen zögerte, aber nur einen Augenblick lang.
    »Ich schulde dir mein Vertrauen«, erwiderte sie leise, »und noch viel mehr als das.«
    Die Magusch nickte kurz und nahm die Gefühle, die hinter Rabes Worten standen, kommentarlos zur Kenntnis. Rabe drehte sich zu den protestierenden Ärzten um. »Hinaus!« sagte sie in dem herrischen Tonfall, den sie von ihrer Mutter gelernt hatte. »Und kommt nicht wieder, ehe man euch ruft!«
    »Tja …« Aurian runzelte nachdenklich die Stirn, »einer von euch sollte vielleicht doch besser bleiben. Um diesen Flügel zu reparieren, brauche ich ein unversehrtes Exemplar, an dem ich mich orientieren kann.« Sie zeigte auf Elster. »Es ist besser, du bleibst hier – du regst dich nicht so auf wie dein Freund.«
    »Lady – nein!« protestierte Cygnus. »Ich bin auch Arzt. Willst du mich zwingen, ein solches Wunder zu verpassen? Es ist einfach nicht gerecht, mich allein auszuschließen.«
    Aurian seufzte. »Na schön.« Sie sah Yazour an. »Wenn unser junger Freund hier auch nur einen einzigen Laut von sich gibt, möchte ich, daß du ihm die Kehle durchschneidest.«
    Yazour zog mit einem bösartigen, kleinen Grinsen einen langen, scharfen Dolch aus seinem Gürtel und machte ganz den Eindruck, als wäre er nur allzu glücklich, Aurians Befehl zu gehorchen. Der Protest, den Rabe hatte äußern wollen, erstarb ihr auf den Lippen.
    Als die Magusch mit der Arbeit begann, herrschte vollkommenes Schweigen in dem Gemach. Rabe hatte später nur noch wenige klare Erinnerungen an die Heilung selbst, aber was ihr für alle Zeiten im Gedächtnis blieb, war das unerwartet plötzliche Nachlassen des Schmerzes, als Aurian mit sanfter Hand ihre Schwingen berührte. Da der Schmerz, der sie schon so lange ohne Unterlaß gequält hatte, endlich beseitigt war, schwelgte Rabe in einer warmen Woge des Glücks, und ihr Körper fühlte sich wunderbar entspannt an, als wäre er plötzlich schwerelos. Nichts in ihrem Leben war bisher so herrlich gewesen. Schläfrig ließ sie ihre Gedanken schweifen und spürte kaum noch das leichte Streicheln, als sich die Hände der Magusch über ihre zerstörten Schwingen bewegten, ebensowenig wie die Kraft von Aurians Magie, die in zerstörtes Gewebe und zersplitterte Knochen strömte, um den Schaden zu beheben, den Schwarzkralle angerichtet hatte.
    Wenn sie doch nur auch meinen Geist heilen könnte, dachte Rabe, wenn sie mir meinen Kummer nehmen könnte, meine Trauer um meine Mutter – und um Harihn, nach dem ich mich sehne, obwohl er mich betrogen hat. Wenn sie mir doch nur die Schuldgefühle nehmen könnte, die mich quälen, seit ich sie und die arme Nereni betrogen habe … Aber unter dem Segen von Aurians heilender Berührung hatten nicht einmal solch bittere Gedanken die Macht, das geflügelte Mädchen zu peinigen.

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