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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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diese grauenvolle Tat begangen hatten.
    »Könnt ihr nicht etwas schneller fliegen?« rief die Magusch ihren geflügelten Trägern zu. Sie wünschte sich verzweifelt, sofort nach Aerillia zu kommen, um ihre Freundin zu trösten. »Ich komme«, sagte sie zu Shia. »Wir sind schon fast da. Es dauert nur noch einen kleinen Augenblick.«
    Schließlich sah Aurian die vielen wie von einem Glorienschein umgebenen Lichter, die in der sonst undurchdringlichen Dunkelheit auffunkelten. Endlich waren sie in Aerillia! Eine Woge der Erleichterung schlug über ihr zusammen, aber die Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Eine große, dunkle Gestalt wirbelte durch den Nebel auf sie zu. Eine höhnisch grinsende Dämonenfratze tauchte vor ihr auf, und harter Stein schlug ihr gegen die Hüfte, als das Netz gegen einen Strebepfeiler krachte. Aurian hörte ihre Träger fluchen, als sie den Turm überflogen, mit dem sie kollidiert waren. Das Herz der Magusch schlug ihr bis zum Hals, als das Geräusch der Flügelschläge über ihr stockte und das Netz mit einem Ruck nach unten sackte. Dann hatten die Himmelsleute den Flug wieder unter Kontrolle, obwohl das Netz mit seinem zu Tode erschrockenen Passagier von der Wucht des Aufpralls immer noch wüst hin- und herschaukelte, während die Magusch ihrerseits heftige Flüche ausstieß.
    Die Beschimpfungen blieben ihr in der Kehle stecken, als sie nicht übermäßig sanft auf einem Haufen grausam scharfkantiger Steine abgesetzt wurde. Diese verdammten Geflügelten! dachte sie mürrisch und versuchte, sich aus den verhedderten Maschen zu befreien. Sie mußten uns doch eigentlich erwarten. Warum hat niemand Lampen hergebracht? Ihre Eskorte schien ähnlich zu denken, wenn man von den deftigen, wenig schmeichelhaften Ausdrücken ausging, die sie in der Sprache der Himmelsleute vor sich hin murmelten. Als es Aurian gelungen war, sich aus dem Netz zu befreien, sah sie etwa ein halbes Dutzend Laternen vor sich, ein schwaches Funkeln in den schier undurchdringlichen Nebelschwaden; winzige Lichter, die aus Bodenhöhe auf sie zugehüpft kamen.
    In dem allmählich stärker werdenden Licht erkannte die Magusch Chiamh und Yazour, die sich nun ebenfalls aus ihren Netzen herauswanden, und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Umgebung. In dem dichten Nebel war kaum etwas zu erkennen, aber Aurian konnte doch die hoch aufragenden Trümmer zerbrochener Säulen über gewaltigen Schutthaufen ausmachen. Sie erkannte den zerstörten Tempel wieder, den sie gesehen hatte, als ihr Geist mit Chiamh auf dem Wind nach Aerillia geritten war.
    Für weitere Gedanken blieb jedoch keine Zeit. Die Delegation der Himmelsleute näherte sich ihnen. Zwischen vier bewaffneten Soldaten kamen zwei Gestalten auf sie zu – eine alte Frau mit starken Wangenknochen und einem entschlossenen Gesichtsausdruck; ihre Flügel und ihr Haar zeigten ein dramatisches Muster aus Schwarz und Weiß. Neben ihr ging ein bleicher Mann mit weißen Schwingen und dunklen Schatten der Schlaflosigkeit unter den Augen; ein schneeweißer Haarschopf strafte das jugendliche Aussehen seines Gesichtes Lügen.
    Die Soldaten zogen sich zurück, als die beiden auf die Magusch zugingen, ihre Köpfe zum Gruß neigten und ihre Schwingen ausbreiteten – eine Geste, die bei den Himmelsleuten eine Verbeugung andeutete. »Lady Aurian«, sagte die Frau. »Ich bin die Meisterärztin Elster. Königin Rabe hat uns geschickt, damit wir dich begrüßen. Sie kann das Bett nicht verlassen – nicht mit so schwer verletzten Flügeln.« Sie warf einen Blick nach hinten, um sicherzugehen, daß die Wachen sie nicht hören konnten. »Es wäre auch nicht klug«, fügte sie leise hinzu, »wenn sie in ihrem augenblicklichen Zustand in der Öffentlichkeit erschiene. Dank der unerwarteten Hilfe eines umherschweifenden Kindes, das für Cygnus eine Botschaft überbracht hat« – sie zeigte auf ihren weißhaarigen Begleiter – »weiß das Volk von Aerillia, daß Schwarzkralle die Königin gefangengehalten hat. Sie wissen jedoch nicht, daß sie nicht mehr fliegen kann und daher eigentlich auch nicht mehr herrschen dürfte. Sollte das herauskommen, würde es mit Sicherheit Schwierigkeiten geben, denn dieser harte Winter geißelt uns nach wie vor, und nicht alle unsere Leute waren gegen den Hohenpriester. Einige sahen in ihm den Vorboten eines goldenen Zeitalters, in dem die Himmelsleute ihre alte Macht wiedererlangen würden.« Sie warf

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