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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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zusätzliche Klausel hinzugefügt. Sie war seine Verlobte gewesen und hatte ihn aus Treue zu ihrem Bruder im Stich gelassen. Obwohl die Xandim die Fähigkeit besaßen, sich ganz nach Belieben von menschlicher Gestalt in Pferdegestalt zu verwandeln, konnten sie nur als Menschen Kinder zeugen. Es gab jedoch einen uralten Zauber, der von Windauge zu Windauge weitergegeben wurde und die Verwandlung unterbinden konnte, so daß das Opfer in seinem Pferdeleib gefangen blieb. Der Rudelfürst hatte darauf bestanden, daß Iscalda mit diesem Fluch belegt wurde, so daß sie und ihr Bruder nie ein Kind zeugen konnten.
    Chiamh riß seine Gedanken mit Gewalt von dieser Erinnerung los. Obwohl der Rudelfürst ihn zu dieser Tat gezwungen hatte, erfüllte sie ihn doch immer noch mit Scham. Aber er würde seinem Ziel, die Gefangenen zu finden, nicht näherkommen, indem er weiter bei dieser Schande verweilte.
    Chiamh ging hinüber zur Wand und ließ seine Hände über den Stein gleiten; er suchte einen Riß in der glatten Oberfläche. Obwohl dieses Gebäude aus einem einzigen, nahtlosen Stein bestand, gab es diese kleinen Risse doch überall. Das Windauge vermutete, daß die Festung durch diese winzigen Spalten, die den Stein durchzogen, belüftet wurde. Sein kurzsichtiger Blick war ihm nur von geringem Nutzen, aber im Laufe der Jahre hatten seine Hände eine geradezu unheimliche Empfindlichkeit für die Luftströme entwickelt, die die Werkzeuge seiner Macht waren – er brauchte nur den Hauch eines Windzugs zu finden …
    Wieder einmal spürte das Windauge die vertraute, schmelzende Kühle, als seine Andersicht über es kam. Diesmal war Chiamh so versessen auf das, was er vorhatte, daß es ihm nicht einmal in den Sinn kam, Angst zu haben. Ah, da hatte er ihn. Er konnte den Luftzug sehen – ein winziges, gewundenes, silbernes Band … Chiamh goß das mystische Bewußtsein seiner Andersicht in die beweglichen Luftpfade und begann ihnen zu folgen; sein Bewußtsein verließ seinen Körper, um wie ein Aal durch die winzige Spalte in dem Stein zu schlüpfen und dem Luftstrom durch ein Labyrinth schmälster Klüfte zu folgen.
    Chiamh kroch langsam vorwärts und tastete sich blind durch die hauchdünnen Risse im Felsen. Er folgte den feinsten Veränderungen des Luftstroms und bewegte sich stetig auf den Ort ungesundester Feuchtigkeit zu. Endlich, nachdem er mehreren falschen Spuren gefolgt war, die ihn in verlassene Gemächer und Zellen gerührt hatten, wurde seine Geduld belohnt. Er spürte ein leises Kribbeln, als die Luft um ihn herum mit dem undeutlichen Ton von Stimmen vibrierte, die eine fremde Sprache sprachen. Triumphierend ließ das Windauge sein Bewußtsein durch einen Spalt im Felsen gleiten, fand sich im tiefsten Teil der Kerker wieder und hatte plötzlich die Fremdländer aus seiner Vision vor sich.
     
    Auf und ab, auf und ab lief Meiriel in dem schmalen Raum ihrer Zelle. Es gab kein Licht. Sie hatten sie hier hineingesteckt, hatten sie zu der Qual endloser Dunkelheit in diesem unterirdischen Grab verdammt, dessen Tür mit Magie verriegelt und verschlossen war. Sie . Eliseth und Bragar. Die Heilerin ballte die Fäuste zusammen, bis ihr die Fingernägel in die Handflächen schnitten, und ein undeutliches Knurren entstieg den Tiefen ihrer Kehle. Sie hatten jetzt die Macht – sie und diese blindwütigen, entstellten Kreaturen, die Finbarr ermordet hatten.
    Meiriels Lippen zogen sich zu einem wilden Fauchen zurück. »Ich kenne dich, Miathan«, zischte sie: »Mich kannst du nicht hintergehen! Ich sehe alles, auch hier unten im Dunkeln. Ich sehe, wie du dich in Schmerzen windest, sehe diese schwarzen, verkohlten Löcher in deinem Kopf – und die noch schwärzeren Löcher in deiner Seele! Ich sehe das Kind in Aurians Bauch – das Monster, das du geschaffen hast – den Dämon, den ich zerstören muß …«
     
    Während eines wilden und ereignisreichen Lebens hatte der Kavalleriemeister herausgefunden, daß alle Gefängnisse mehr oder weniger gleich aussahen. Parric, dem die Zellen der Garnison in seinen Jugendtagen nicht fremd gewesen waren, fühlte sich in die Vergangenheit zurückversetzt – feuchte Steinwände, glimmende, qualmende Fackeln und das verlauste, stinkende Stroh in der Ecke. Aber Dank sei den Göttern, daß sie alle zusammen waren. Hätte man ihn allein in einen der Kerker gesperrt und ihn so gezwungen, über das Schicksal seiner Kameraden nachzudenken, hätte er seiner Angst vielleicht nachgegeben. So wie die Dinge

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