Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
entlockte.
    Chiamh biß die Zähne zusammen. »Laß mich durch«, sagte er leise. »Ich habe hier etwas Dringendes zu erledigen.«
    »Oh! Das Windauge hat hier etwas Dringendes zu erledigen! Was ist es denn, Chiamh – bist du vielleicht gekommen, um dir saubere Wäsche zu holen?«
    Chiamh ignorierte das Kichern der Wachen, die sich über sein schmutziges, zerlumptes Aussehen lustig machten. Die Göttin allein wußte, wie er nach seinem überstürzten, unachtsamen Lauf den Berg hinunter aussah. Das Windauge verfluchte die Röte, die seine Wangen erhitzte, hob das Kinn und stolzierte entschlossen hinein – und schlug auf der Schwelle der Länge nach hin, den Schaft eines Speers zwischen den Beinen. »Huch – tut mir leid, Großer«, kicherte Galdrus. Seine Augen waren weit aufgerissen in gespieltem Entsetzen. »Bitte verwandle mich jetzt nicht in eine schreckliche Bestie!«
    Das Windauge raffte sich mühsam auf und rieb sich unter dem hämischen Gelächter der Wachen das Knie, das er sich an der steinernen Treppenstufe aufgeschlagen hatte. Chiamhs Gesicht brannte. Das einzige, woran er denken konnte, war Flucht, bevor seine Peiniger ihn noch weiter quälen konnten.
    » Willst du ihnen das etwa durchgehen lassen ?«
    Chiamh wirbelte herum und suchte die Stimme, die ihm diese Bemerkung ins Ohr geflüstert hatte. Die Wachen krümmten sich vor Lachen – von denen konnte es doch kaum einer gewesen sein? Die Stimme hatte viel tiefer geklungen – irgendwie älter als die hämischen Stimmen dieser Männer.
    Galdrus hatte sein Zögern bemerkt. »Ja?« Das Wort war eine offene Herausforderung. »Möchtest du etwas, Chiamh? Sollen wir dir vielleicht sagen, wo das Badezimmer liegt?« Dann hob er seine Nase hoch in die Luft und hielt sie sich mit zwei Fingern zu, worauf sein aufmerksames Publikum nur um so lauter lachte.
    » Stell dich diesen Kerlen, du Narr ! Wenn du jetzt weglaufet, werden sie dich den Rest deiner Tage quälen .«
    O Göttin, dachte Chiamh. Nur die Verrückten hören Stimmen! Er versuchte zu fliehen, in die Festung zu entkommen, aber als sein Fuß die Türschwelle berührte …
    » DREH DICH UM UND ZEIG IHNEN, WER DU BIST !«
    Diesmal war es kein Rüstern – das laute Gebrüll hätte ihn beinahe umgeworfen. Die Wachen mußten es auch gehört haben – aber nein. Sie hielten sich immer noch die Nasen zu und rissen dumme Witze. Plötzlich hatte Chiamh genug. Wo auch immer die Stimme hergekommen war, sie hatte recht. Obwohl der Sturm sich ein wenig gelegt hatte, fegte der Wind immer noch um die Ecken des Gebäudes; mehr als genug für seine Zwecke. Chiamhs Blick wurde glasig und klärte sich dann wieder, während er seine Andersicht herbeirief. Er packte eine große Handvoll des schimmernden Windes, zog sie in die Form eines gräßlichen, geifernden Dämons und schleuderte ihn vor die höhnisch grinsenden Wachen.
    Galdrus fiel schreiend auf die Knie. Einige der Männer zogen ihre Waffen, mit Gesichtern, die starr vor Angst waren, während andere versuchten zu fliehen, aber in der Ecke neben der Tür des großen, steinernen Bollwerks gefangensaßen. Chiamh lachte. Bevor das laute Gewimmer der Wachen die Aufmerksamkeit der Leute in der Festung erregen konnte, holte er seine Vision wieder zu sich zurück, schleuderte die Hände weit von sich, befreite und zerstreute die Winde und löste den Dämon so wieder auf.
    Die Wachen rafften sich langsam auf, und in ihren Gesichtern stand eine häßliche Mischung aus Zorn, Abscheu und Demütigung. Dem Geruch nach zu urteilen, hatte mehr als einer von ihnen sich besudelt. Das Windauge kicherte. »Vielleicht solltet ihr euch jetzt selbst in Richtung Badezimmer begeben«, sagte er mit strahlendem Lächeln und ging hinein.
    Die Andersicht verließ Chiamh, als er die Festung betrat, und mit ihr auch das berauschende Gefühl des Triumphs. Seine Rache war süß und wohlverdient gewesen, aber im nachhinein erfüllte ihn nun ein Gefühl von Scham und Beklommenheit. Ich habe meine Kräfte nicht bekommen, um sie zu mißbrauchen, dachte er bei dem Gedanken an die Furcht und den Haß auf den Gesichtern der Wachen. Ich habe sie vielleicht gelehrt, daß man sich besser nicht über mich lustig macht, aber ich habe heute keine Freunde gewonnen.
    » Unfug, kleiner Seher ! Sie waren nicht deine Freunde und wären es auch nie geworden. Sie fürchteten deine Kraß und haben sich deshalb über dich lustig gemacht – aber heute hast du sie gelehrt, dich zu respektieren, was nur gut ist

Weitere Kostenlose Bücher