Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
Anvars beunruhigende Worte aus seinen Gedanken. Es würde nicht lange dauern, dann war Aurian das Ungeheuer los, das sie unter dem Herzen trug – dann würde er sie bekommen mit diesem wunderbaren, neuen Körper, der solches Vergnügen versprach …
    Als der Erzmagusch die untere Kammer erreichte, konnten nicht einmal die furchtbaren Szenen des Blutbades, das sich dort abgespielt hatte, seine Freude dämpfen, obwohl er ganz weit hinten in den Tiefen seines alles beherrschenden Verstandes einen schwachen Protest von Harihn spürte. Die große Katze, so schien es, hatte sich als furchtbarer Gegner erwiesen. Der Raum glich einem Schlachtfeld, und der Boden war mit Blut und Eingeweiden bedeckt. Einige Männer zerrten die Leichen der Gefallenen durch die Tür ins Freie oder kümmerten sich um die stöhnenden Verwundeten. Miathan zuckte mit den Schultern. Solange nur genug Leute übrigblieben, um seine Gefangenen zu bewachen, kümmerten ihn die Leichen dieser Sterblichen nicht im geringsten.
    Schwarzkralle näherte sich mit einem Rascheln seiner Flügel; sein kahler Kopf glänzte im Fackellicht, und seine überschatteten Augen strahlten vor Befriedigung. »Es ist alles gutgegangen«, sagte er. »Die Prinzessin ist bereits nach Aerillia gebracht worden.« Er lächelte. »Als ich in jener ersten Nacht die Berührung deiner Gedanken spürte, hätte ich nicht gedacht, daß sich das Ganze zu einer so überaus erfreulichen Angelegenheit entwickeln würde – für uns beide.«
    »Ja, tatsächlich«, erwiderte Miathan schroff und dachte, daß er, wenn er sich daranmachte, den Süden zu erobern, eine Möglichkeit würde finden müssen, diesen neuen Verbündeten auszuschalten. In einem Kampf um Macht konnte Schwarzkralle sich als gefährlicher Gegner entpuppen. In der Zwischenzeit jedoch … »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, Schwarzkralle«, sagte er. »Nimm bitte diesen elenden Tropf mit nach Aerillia und laß ihn gut bewachen.« Er zeigte auf Anvar. »Ich möchte ihn als Geisel halten.«
    Schwarzkralle zuckte mit den Schultern. »Natürlich. Die Geflügelten werden für dich auf ihn aufpassen.«
    »Hör mir zu, Hohenpriester.« Miathan hielt die Augen des anderen mit einem eisigen Blick gefangen. »Ich muß dir klarmachen, welches Risiko – und welche Verantwortung – mit der Bewachung dieses Abtrünnigen verbunden ist. Anvar ist ein Zauberer. Er könnte in der Lage sein, genauso leicht zu entfliehen wie …«
    »Keine Sorge, mein Freund«, unterbrach ihn Schwarzkralle. »Ich habe die alten Urkunden über eure Zauberei studiert und werde entsprechende Vorsorge treffen. Es gibt eine Höhle in unserem Berg, die inmitten des Felsens liegt, mit einem viele hundert Meter tiefen Abgrund darunter. Glaub mir, nur Geflügelte können sie erreichen.« Er lachte grausam. »Solange seine Zauberkräfte sich nicht auf die Fähigkeit zu fliegen erstrecken, wird er dort sicher aufgehoben sein. Wir können ihm von oben etwas zu essen hinunterlassen, und keiner von meinen Leuten muß in seine Nähe kommen.«
    Miathan lächelte und verriet damit seine ungeheure Erleichterung. »Ich habe gut gewählt, als ich dich zu meinem Verbündeten erkor«, sagte er. »Du wirst dich nach besten Kräften um meinen Gefangenen kümmern! Und vergiß nicht, ich brauche ihn lebend – noch.«

 
10
Aerillia
     
     
    Man hatte Rabe wieder in ihr altes Turmzimmer im Königinnenturm gebracht, und sie fand sich umgeben von den blaßroten Marmorwänden wieder, die ihr gehört hatten, seit sie sich erinnern konnte. Das Zimmer hatte sich nicht verändert. Es war noch genauso, wie sie es hinterlassen hatte, als sie in jener stürmischen Nacht geflohen war – wie lange das jetzt her zu sein schien! Alle alten Möbel waren noch da: ihr rundes mit Pelzen behängtes Bett, in dem sie sich so manche Nacht unter dem Schutz ihrer an den Körper gelegten Schwingen zusammengerollt hatte; dieselben warmen Teppiche auf dem Boden und das Nachttischchen aus einem seltenen, kostbaren Holz mit einem Spiegel aus poliertem Silber. Und dort – eine massive und auch zarte Arbeit aus funkelndem, geschmiedetem Eisen – stand der hohe Hocker mit seinem weichen Sitzpolster, auf dem sie viele Stunden lang neben dem Fenster gesessen hatte, um die sich stetig verändernden Wolkenberge zu betrachten und das Sonnenlicht hinter den Hügeln.
    Da hingen auch ihre ausgefransten, alten Wandbehänge, die sie zu sehr geliebt hatte, als daß sie sie hätte ersetzen wollen: Sie zeigten

Weitere Kostenlose Bücher