Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
gedeihen – nur ein klein wenig zuerst – dann noch etwas mehr …
    Der scharfe Geruch versengten Hanfs stach ihm in die Nase, und ein kleines Rauchwölkchen stieg vor ihm auf. Dann begann das Seil vor Anvars Augen Strang um Strang schwarz zu werden und rot aufzuglühen, entzwei zu reißen und sich Faden für Faden aufzulösen, während ein kleiner Feuerfunke an jedem abgerissenen Ende aufglomm wie das Auge eines Drachen.
    Schließlich stieg dem Magusch sein Erfolg zu Kopf – oder vielleicht lag es auch nur daran, daß das Seil trocken wie Zunder war. Jedenfalls brach ein Teil des Seils von der Größe von Anvars Hand in Flammen aus. Mit einem lauten Schrei rollte er sich zur Seite und versuchte, das Feuer zu löschen. Plötzlich riß das Seil entzwei, und seine Arme waren frei. Durch seine Bewegung hatte er die Flammen fast völlig gelöscht, und nun schlug er mit verzweifelter Kraft auf den glimmenden Rest ein, bis er sicher war, daß das Netz nicht mehr brannte. Halb fluchend, halb lachend vor Erleichterung, setzte Anvar sich auf und begann, mit zitternden Händen den Wirrwarr um seine Beine herum zu lösen.
    Endlich war er frei, aber er war so lange gefesselt gewesen, daß seine Beine ihn zuerst nicht tragen wollten. Also kroch er zur Öffnung der Höhle hinüber, wo der Wind auf einer Seite einen kleinen Haufen Schnee hingeweht hatte. Er hatte sich seine Hände beim Löschen seines selbstgemachten Feuers nicht schlimm verbrannt, steckte sie aber dennoch in den lindernden Schnee, bis alle Hitze aus seinen Handflächen gewichen war. Dann strich er sich ein wenig von dem Schnee auf die kribbelnde Haut seiner Brust, wo die Flammen ihm ebenfalls zu nahe gekommen waren.
    Als das erledigt war, versuchte Anvar, aus seinem Gefängnis hinauszuschauen, aber wieder einmal hatte sich ein Unwetter herabgesenkt, und er konnte jenseits der Öffnung nichts sehen als dunkelgraue Wolken und dichte, wogende Schneevorhänge. Wie weit es bis zum Boden war, wußte er nicht, doch eines stand fest – wenn sie ihn hier eingesperrt hatten, dann mußte es verdammt tief sein! Aber wie dem auch sei, er konnte nichts tun, solange er nichts sehen konnte. Mit einem verbitterten Seufzer kroch Anvar zurück in sein Gefängnis und stellte fest, daß es besser ausgestattet war, als er erwartet hatte. Schwarzkralle hatte offensichtlich Boten vorgeschickt. In einer Ecke standen zwei große Wasserkrüge und ein mit Nahrungsmitteln großzügig gefüllter Korb. Dahinter lag auf der gegenüberliegenden Seite der Höhle ein großer Haufen Feuerholz. Sehr vorsichtig und mit der Erinnerung an sein jüngstes Mißgeschick, das noch nicht allzu lange zurücklag, machte Anvar sich daran, ein Feuer zu entzünden. Er mußte ein wenig mit einem rauchenden Ast herumprobieren, um den besten Ort für ein Feuer zu finden, einen Platz, an dem der lebhafte Zug vom Eingang den Rauch aus der Höhle hinausblasen würde, ohne daß der Magusch sich dabei zu Tode fror. Nach einer Weile fand er die ideale Stelle, dort wo die linke Wand der Höhle ein wenig in diese hineinragte, ein kleiner Ausläufer des Felsens, der an seiner höchsten Stelle etwa halb so groß war wie Anvar. Hinter diesem Felsvorsprung lag eine geschützte Ecke, von der aus der Rauch über die Felsbank und aus der Höhle hinauswehen konnte.
    Das Feuer gab Anvar neuen Mut. Die safranfarbenen Flammen verscheuchten die Finsternis aus der Höhle, und das Krachen und Zischen der brennenden Feuerscheite half, die kreischenden, nervenaufreibende Klage des gräßlichen Gebäudes auf dem Gipfel zu übertönen. Die Flamme tanzte und sprach und mußte gefüttert werden – sie erschien ihm wie ein lebendiges Wesen und gab ihm das Gefühl, nicht allein zu sein. Trotzdem war es immer noch bitterkalt in der Höhle. Eine Zeitlang fragte sich Anvar, warum seine Feinde sich erst solche Mühe gegeben hatten, wenn sie ihn dann erfrieren ließen, bis ihm eine genauere Erkundung seiner Höhle die Antwort gab – eine Antwort, die sein Blut vor Entsetzen erstarren ließ.
    Nicht weit entfernt von dem Essen lag in einer schattigen Ecke im hinteren Teil der Höhle ein dicker Stapel dunkler Tierhäute; er hatte sie übersehen, bis die Flammen sie mit ihrem Licht erhellt hatten. Anvar, der zutiefst erleichtert war, ging schnell hinüber, um eines der Felle zu ergreifen – und riß seine Hand mit einem wilden, heißen Fluch zurück. Wie gut er diesen Pelz kannte – seine Tiefe und Dichte, das schwere, seidige Haar. Diese

Weitere Kostenlose Bücher