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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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blutdurstigen Ungeheuer erwarteten von ihm, daß er sich in die Pelze von Shias Freunden hüllte!
    »Mörder!« heulte er auf. Dann schlug er mit der Faust gegen die Höhlenwand. »Lieber erfriere ich! Ich will lieber erfrieren und tausend Tode sterben, als die Felle dieser abgeschlachteten Katzen zu tragen!« Anvar dachte an Shia, an ihre Treue und ihren Mut, an ihr Verständnis und ihren scharfen, trockenen Humor, an die geschmeidige, anmutige Schönheit ihrer graziösen, mit stählernen Muskeln versehenen Gestalt, an die Pracht ihrer golden glühenden Augen. Doch Shia mit ihrem unerschöpflichen Fundus an gesundem Menschenverstand wäre die erste gewesen, ihm zu raten, praktisch zu denken: sein eigenes Leben zu retten. Er hatte keine andere Wahl.
    Anvar holte tief Luft, bevor er sich eines der Felle um die Schultern legte, obwohl sich seine Haut zusammenzog, als er den Pelz spürte, so als sei er noch immer von Blut durchtränkt, und das Gewicht auf seinem Rücken war eine Last der Schuld, weil er von dem Tod des armen Geschöpfes profitierte. War das Shias Freundin gewesen? Ihr Gefährte vielleicht – oder ihr Kind ? Mit einem Schaudern zwang er sich, an etwas anderes zu denken. Die arme Katze war tot, genauso wie ihre Kameraden. Er konnte nichts tun, um sie wieder lebendig zu machen, und er mußte überleben. Irgendwie mußte er eine Möglichkeit finden, diesem Gefängnis zu entkommen und Aurian zu Hilfe zu eilen. Wenn es ihm dabei möglich sein sollte, denjenigen, die diese Grausamkeit begangen hatten, einen Schlag zu versetzen, dann, bei allen Göttern, würde er diese Katzen, die ihm mit ihrem Tod das Leben gerettet hatten, zumindest rächen können.
    Anvar verbarg das Gesicht in den Händen und kämpfte gegen die Tränen an. Er war bis zu diesem Zeitpunkt unfähig gewesen, an Aurian zu denken – der Schmerz über ihren Verlust war so unerträglich gewesen, daß sein Verstand davor zurückgeschreckt war. Die Erinnerung an Shia und die mitleiderregenden Überreste ihrer armen, dahingemordeten Gefährten hatte dazu beigetragen, all seine Trauer zutage zu fördern – aber im Augenblick war es noch wichtiger zu überleben. Wenn er in dieser verfluchten Höhle an Kälte und Hunger starb, würde er damit Aurian nicht helfen. Anvar wischte sich das Gesicht mit seinem Ärmel ab – eine unbewußte Nachahmung seiner verlorenen Liebsten – und stand auf, um neues Holz auf sein Feuer zu legen.
    Mittlerweile fühlte der Magusch sich schwindlig, und ihm war übel geworden vor Hunger und Durst. Neben den Wasserkrügen fand er einen Becher und nahm einen tiefen Zug, bevor er das Trinkgefäß wieder und wieder füllte und schließlich den Korb zum Feuer zog und seinen Inhalt durchstöberte.
    Er fand flache Stücke eines schweren, feuchten Brotes, das offensichtlich nicht aus Korn gebacken war. Aber hier oben wuchs natürlich kein Korn mehr. Vielleicht war es irgendeine Art Knolle, dachte Anvar, während er das Brot mit Heißhunger verschlang. Nereni hatte im Wald mit ähnlichen Pflanzen experimentiert. Schließlich machte er sich über eine geröstete Ziegenkeule her und über das Fleisch irgendeines riesigen Federviehs, das delikat gewürzt und geräuchert war. Es gab kein Gemüse und keine Früchte, aber wenn Rabe die Wahrheit gesagt hatte, hatte Aerillia sich zu lange in den Fängen des Winters befunden, um ihn mit solchem Luxus ausstatten zu können. Auf dem Boden des Korbs fand Anvar noch etwas Ziegenkäse und, was das beste von allem war, eine Flasche mit einem roten, dünnen Wein.
    Endlich hatte der Magusch auch wieder etwas Appetit. Seine Kehle war wie ausgedörrt und schmerzte, und sein Magen krampfte sich zusammen, aber er erwärmte über dem Feuer etwas von dem scharfen, mit ein wenig Wasser verdünnten Wein. Dann machte er sich in seiner geschützten Ecke ein Nest aus Katzenfellen und rollte sich darin zusammen.
    Obwohl ihm heiß war und er vor Fieber zitterte, fiel Anvar in überraschend kurzer Zeit in Schlaf, wobei er den Gedanken an Aurian wie einen Talisman an sein Herz drückte.

 
11
Die Göttin spricht
     
     
    Nach einer Zeit, die ihr wie Stunden erschien – Stunden, die sie in Qualen des Schmerzes und der Verzweiflung verbracht hatte –, hörte Aurian das scharrende Kratzen von Holz auf Stein, als die Tür ihres Gefängnisses aufgerissen wurde. Sie ignorierte das Geräusch. Was hätte sie sonst tun können? Anvar war verloren für sie, sie wußte nicht, wo man ihn hingebracht hatte, und Miathan

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