Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert
das Mädchen, das ihn anbot, noch weitaus unattraktiver sein als sie, um zurückgewiesen zu werden. Ein Strahlen erhellte die Gesichter der beiden Soldaten, die Vannors Tür bewachten. Sie waren ein wenig einnehmendes Paar: der erste, ein schmutziger Bär von einem Mann, der in eine verfilzte Masse gelockten roten Haares gehüllt war; der zweite, kleiner und drahtiger, mochte vielleicht einmal hübsch gewesen sein, aber sein Gesicht wurde von einer gezackten roten Narbe entstellt, die sich von einer Seite zur anderen erstreckte und seinen Mund schrecklich verzerrte. Das allein wäre nicht so schlimm gewesen, dachte Zanna – aber seine Augen waren kalt und schmal und hatten den wilden, mitleidlosen Blick eines Mannes, der lebte, um zu töten.
Schließlich begann der große rothaarige Wachposten zu lächeln. »Na, ich muß schon sagen, das ist ein netter Gedanke, kleines Fräulein«, sagte er und streckte gierig die Hand nach der Flasche aus.
»Einen Augenblick mal«, unterbrach ihn der andere argwöhnisch. »Warum, im Namen aller Götter, sollte uns irgendein Weibsbild zu dieser nächtlichen Stunde Wein und etwas zu essen bringen?«
»Jedenfalls bestimmt nicht, weil sie ein Auge auf dich geworfen hat, soviel steht mal fest«, höhnte sein Kamerad. »Was glaubst du denn, du Idiot?« Er nahm einen langen Schluck aus der Flasche. »Es ist ganz schön einsam da unten in den Dienstbotenquartieren, was, mein Vögelchen?« Mit lüsternem Zwinkern drehte er sich nun zu Zanna um.
»Oho«, sagte der kleinere Mann, dem nun auch endlich ein Licht aufgegangen war. »Dann sauf mal nicht alles aus.« Hastig grabschte er nach der Karaffe. »Ich bin sicher, das kleine Fräulein hatte den Wein nicht ganz allein für einen häßlichen alten Bastard wie dich bestimmt.«
»Bedien dich. Ich finde, er schmeckt ein bißchen komisch – aber wahrscheinlich ist das genau die Art von Pferdepisse, die diesen Maguschbastarden gefällt.« Der große Wachposten reichte die Flasche weiter und fuhr sich mit dem Ärmel über den Mund. »Ich persönlich bin ja mehr für Bier, bin ich«, fügte er hinzu. Gerade in dem Augenblick, als Zanna darüber nachdachte, daß sie sich nicht die Mühe hätte machen müssen, nach Bechern zu suchen, wurde sie von einem Paar behaarter sehniger Arme emporgerissen. »Und für Weiber«, fuhr die Wache fort und grinste ihr höhnisch ins Gesicht.
Zanna biß die Zähne zusammen und zwang sich, ruhig zu bleiben. Irgendwie – sie wußte selbst nicht wie – gelang es ihr, ein Lächeln zustande zu bringen. »Nun, da müssen wir uns wohl drum kümmern, wie?« erwiderte sie – und bemühte sich krampfhaft, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten, während sie spürte, wie seine Hand unter ihre Röcke glitt.
»He, Moment mal!« Eine grobe Hand griff nach ihrem Arm und riß sie ihrem Bewunderer weg. »Jetzt bin erst mal ich an der Reihe, du stinkender Sack Kuhmist!« Der zweite Wachposten drückte seinem Kameraden mit finsterer Miene die Weinflasche in die Hand. »Hier – du hast ja vorhin nicht viel mitbekommen«, sagte er mit gespielter Großzügigkeit. »Trink du das Zeug aus, während ich mit der kleinen Dame hier Bekanntschaft schließe.« Dann preßte er Zanna gegen die Wand, während er ihr Gesicht mit geifernden Küssen bedeckte. Zanna kämpfte gegen eine Woge der Übelkeit an und zwang sich, die widerliche Prozedur über sich ergehen zu lassen.
»Du Dreckskerl!« Der erste Soldat leerte die Flasche und schleuderte sie von sich, so daß sie an der Wand zersplitterte. »Gib sie mir zurück, du pockennarbiger kleiner Bastard. Ich hatte sie zuerst!« Mit einer fleischigen Hand zerrte er seinen Rivalen weg.
Der kleine Mann mit dem Charakter eines Mörders murmelte einen Fluch und tastete nach seinem Messer. Zanna ergriff die Gelegenheit, um sich ihm zu entwinden. »Still!« zischte sie. »Wollt ihr denn, daß die verdammten Magusch uns hören?«
Während dieser Gedanke langsam in das eindrang, was man wohl als das Gehirn der beiden Söldner bezeichnen mußte, hörten die Wachen auf, sich zu balgen und drehten sich mit offenen Mündern zu ihr um. Zanna zwang sich zu einem neuerlichen Lächeln. »Es ist überhaupt nicht nötig, daß ihr euch streitet«, sagte sie einschmeichelnd. »Wir haben doch den ganzen Rest der Nacht vor uns.«
»Was für ein kluges kleines Mädchen du bist«, meinte der große Soldat strahlend. »Komm schon, Liebchen – wie wäre es jetzt mit einem Kuß für mich?« Er streckte die Arme aus,
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