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Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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um sie an sich zu ziehen – und taumelte würgend über seine eigenen Füße, das Messer seines Rivalen zwischen den Schulterblättern.
    Der Mann mit den Mörderaugen setzte dem anderen einen Stiefel auf den Rücken und zog sein Messer aus der Leiche. »Und jetzt haben wir die ganze Nacht – ganz allein für uns zwei.« Das blutige Messer noch immer in Händen, ging er auf Zanna zu, und ein widerliches Grinsen spielte um seine Lippen, als sie vor ihm zurückwich. »Du mußt nicht schüchtern sein, Kleine. Für den Anfang wollen wir mal sehen, wie du unter diesen ganzen Klei …«
    Plötzlich wurden seine Augen glasig. »Bei den Göttern, was ist denn los? Du Hexe, du hast mich vergiftet …« Er taumelte und stürzte wie ein gefällter Baum zu Boden, nachdem die Handvoll zerstampfter Kräuter, die Zanna in den Wein getan hatte, endlich Wirkung zeigten.
    Zanna ließ sich an der Wand zu Boden sinken und atmete tief durch, bis sich der Schwindel aus ihrem Gehirn verflüchtigte und sie auch den Drang, sich zu übergeben, wieder unter Kontrolle hatte. Dann bückte sie sich hastig und tastete in dem Gürtel des großen rothaarigen Wachpostens nach seinen Schlüsseln, eine Aufgabe, die um so schwieriger war, weil sie sich nicht überwinden konnte, ihn anzusehen. Er mochte zwar ein lüsterner Narr gewesen sein, aber er hatte trotzdem einen durch und durch harmlosen Eindruck erweckt – schließlich mußte ihr Verhalten ihm wie eine offene Einladung erschienen sein –, und er war freundlich zu ihr gewesen. Jetzt jedoch war er tot – und das war allein ihre Schuld.
    »Ich wollte das nicht. Ich wollte sie doch nur betäuben«, murmelte sie hilflos, aber das entsetzliche Schuldbewußtsein, das sie in der Kehle würgte, wollte nicht von ihr abfallen.
    Wie um sie vollends in Verwirrung zu stürzen, hing an dem Gürtel des Wachmanns kein Schlüsselring, aber nachdem sie unter heftigen Flüchen die Taschen des toten Mannes durchwühlt hatte, fand Zanna endlich, wonach sie suchte. Sie betete, daß dies der richtige Schlüssel sein möge, steckte ihn in das Schloß – und atmete erleichtert auf, als dieses sich mit einem Klicken öffnete. Dankbar zog sie den Schlüssel wieder heraus, glitt schweigend in den Raum hinter der Tür und schloß diese wieder zu.
    Im Wohnzimmer gab es keinerlei Licht bis auf eine kleine Anzahl dumpfer rubinroter Flecken, bei denen es sich wohl um die verglühenden Kohlen im Ofen handeln mußte. Zanna, die genau wußte, wo die einzelnen Möbel standen, trat an den Tisch und entzündete eine Kerze, aber was sie dort in dem heller werdenden Licht sah, ließ sie mit einem unterdrückten Entsetzensschrei zurückprallen. Die einst glatte Holzfläche des Tisches was zerfetzt und zersplittert und genau wie der Fußboden darunter mit rostroten Blutflecken übersät. »Nein«, wisperte sie, zu Tode erschrocken. »Oh, ihr Götter, nein!« Nach allem, was geschehen war, nach allem, was sie durchgestanden hatte – da konnte sie doch jetzt nicht zu spät kommen, oder?
    Zanna focht den schwersten Kampf ihres Lebens aus, um nicht auf der Stelle davonzulaufen. Sie wollte nicht wissen und konnte auch nicht ertragen, was sie im Nebenzimmer erwarten mochte. Aber sie mußte es herausfinden: Sie konnte es nicht riskieren, es nicht herauszufinden. »Sei keine verdammte Närrin«, schalt sie sich zornig. »Würde sich die Lady Aurian wie ein Feigling davonjagen lassen?« Während sie sich das Bild der Magusch vor Augen hielt, um neuen Mut zu fassen, griff sie nach der Kerze, ohne sich auch nur im geringsten um die heißen Wachstropfen zu kümmern, die sich auf ihre zitternde Hand ergossen – und ging entschlossen ins Schlafzimmer.
    Vannor lag wie ein zerbrochenes Spielzeug mit verzerrten Gliedern auf dem Bett. Sein Körper war schlaff und reglos und sein eingefallenes Gesicht von einem geisterhaften aschfarbenen Grau. Blut befleckte die grüne Seidendecke, und seine rechte Hand war verbunden. Sosehr sich Zanna auch bemühte, sie konnte unter den Fetzen des Hemdes keine Bewegung entdecken, die verriet, daß ihr Vater noch atmete. Sosehr sie es auch versuchte, sie konnte sich nicht dazu überwinden, zu ihm hinzutreten. »Vater«, versuchte sie zu flüstern, aber das Wort wollte nicht an dem Klumpen vorbei, der sie in der Kehle würgte. Sie ging einen zögernden Schritt auf ihn zu und dann noch einen, aber es schien, als wäre die Luft selbst zu einer undurchdringlichen Mauer geworden, die sie von ihm fernhalten

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