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Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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verschlossen war: Um Dinge fernzuhalten – und andere Dinge festzuhalten. Sie wußte, daß es unvernünftig war, aber plötzlich stand diese verschlossene Tür für all die anderen Demütigungen, Schmähungen und Beleidigungen, die sie von den Magusch erlitten hatte, seit sie in die Akademie gekommen war. Die Tür war ein Symbol der Macht, ein Symbol für das, was diese Leute ihrem Vater angetan hatten und für alles, was sie Zannas Rasse verweigert hatten. Sie suchte sich einen sicheren Halt für ihre Füße, legte ihre Schulter an die Tür und versetzte ihr einen kräftigen Stoß. Niemand hätte überraschter sein können als sie selbst, als die Tür unverzüglich mit einem protestierenden Knarren nachgab und Zanna Hals über Kopf in die Dunkelheit dahinter stürzte.
    Die Kerze ging natürlich aus. Sie fiel ihr aus der Hand, erlosch und rollte weg. Zanna blieb liegen, erschrocken, mit blauen Flecken am ganzen Körper und atemlos. An die Stelle ihres gerechten Zorns trat plötzlich eisige Angst. Was hatte sie da getan?
    Aber nach den Ereignissen dieser Nacht entdeckte sie eine Zähigkeit an sich, von der sie bisher nichts gewußt hatte. Mach dich nicht lächerlich, sagte sie sich. Wie viele verschlossene und vergessene Kammern mußte es in diesem altertümlichen Labyrinth unter der Akademie wohl geben? Das Schloß war alt – es war eingerostet und halb verrottet, das war alles, und selbst ihre geringe Kraft hatte ausgereicht, um es zu sprengen. Außerdem mußte sie praktisch denken. Es war ein Raum, in dem sie sich ausruhen konnten.
    »Zanna?« Es war die quengelnde Stimme eines alten Mannes, und das entsetzte sie noch mehr als ihr Sturz in der Dunkelheit. Ihr Vater war immer so energisch gewesen. Sie hatte nie darüber nachgedacht, daß er eines Tages alt werden würde …
    »Keine Angst – ich bin hier. Ich habe eine Treppenstufe übersehen, das ist alles.« Zanna erhob sich mühsam, hatte aber keine Vorstellung davon, in welche Richtung sie gehen mußte. Die Dunkelheit war absolut undurchdringlich. Sie war froh, daß sie sich um Vannor kümmern mußte, sonst hätte ihr die schleichende Angst, die in ihr aufstieg und sie zu überwältigen drohte, wahrscheinlich den Verstand geraubt. Es lag ihr auf der Zunge, ihn darum zu bitten, eine neue Kerze anzuzünden, aber dann fiel ihr wieder ein, daß ihm das mit seiner verletzten Hand unmöglich war. Zanna holte tief Luft. »Vater. Ich bin in Ordnung, aber ich habe die Kerze verloren. Könntest du bitte weiterreden oder rufen, um mich zu dir zurückzuleiten?«
    »Natürlich kann ich das tun, Kleines.« Zu ihrer Erleichterung klang er jetzt schon wieder mehr wie der unverwüstliche Mann, der er einst gewesen war. »Hab keine Angst. Folge einfach dem Klang meiner Stimme …« Obwohl man aus seinen Worten die Anstrengung heraushören konnte, die es ihn kostete, den Schmerz in seiner verwundeten Hand zu unterdrücken, riß sich Vannor jetzt um seiner Tochter willen zusammen. Zanna spürte, daß ihr Vater plötzlich wieder ein wenig mehr Zutrauen zu sich selbst gefaßt hatte, und war überglücklich.
    »Habe ich dir eigentlich jemals erzählt, wie ich Leynard kennengelernt und mein ursprüngliches Abkommen mit den Nachtfahrern getroffen habe? Das war so …«
    Zu jeder anderen Zeit hätte die Geschichte ihres Vaters Zanna ganz und gar in den Bann gezogen. Jetzt galt ihre alleinige Aufmerksamkeit Vannors Stimme selbst. Sie hoffte aus vollem Herzen, daß sie die Richtung, aus der die Stimme zu ihr drang, richtig einschätzte, und stolperte immer weiter, wobei ihre Hände blind ihre Umgebung abtasteten. Es war nicht leicht. Zuerst beging sie mehrere Fehler, bis die immer leiser werdenden Worte bewiesen, daß sie in die falsche Richtung gegangen war. Nach einer Weile schien ihr Gehör jedoch, dadurch daß sie nichts sehen konnte, auf unnatürliche Weise schärfer zu werden. Auch andere Sinne kamen jetzt stärker zur Geltung als sonst: Sie spürte die kalte Liebkosung der Zugluft, die durch die offene Tür auf ihre Haut drang, und den metallischen Geruch des Blutes von der Hand ihres Vaters.
    »Und da standen wir nun, alle piekfein angezogen für das Wintersonnwendfest – bis auf Forral und die Lady Aurian, die – ob du’s glaubst oder nicht – sogar an diesem Festtag ihr Schwerttraining absolviert hatten! Wirklich zwei komische Vögel. Na ja, deiner Stiefmutter gefiel das Ganze überhaupt nicht, das kann ich dir sagen – und als einer der Soldaten an die Tür kam und

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