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Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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»Ich habe keine Ahnung, ob eure Kräfte Zugang haben zu dieser Art von Magie. Wenn wir Glück haben, könnt ihr die Vision vielleicht mit mir teilen, aber wenn nicht, dann haltet euch einfach zurück, hört zu – und seid meine Zeugen.« Er lächelte die beiden Magusch ein wenig kläglich an. »Um die Wahrheit zu sagen, bin ich euch für eure Anwesenheit und eure Hilfe viel dankbarer, als ich euch sagen kann. Eine solche Vision war für mich bisher immer eine einsame und erschreckende Erfahrung.«
    »So wie das Reisen auf dem Wind es früher war«, sagte Aurian sanft, und Chiamh erinnerte sich an den Abend im Turm von Incondor, als sie mit ihm zusammen auf dem Wind nach Aerillia geflogen war. Da er zum ersten Mal in seinem Leben eine solche Reise nicht allein unternahm, hatte er plötzlich eine überschäumende, nie gekannte Freude an seinen magischen Kräften empfunden. Sein Leben hatte sich in jener Nacht verändert, und er war der Magusch dankbar dafür, daß sie ihn zu diesem wichtigen Zeitpunkt daran erinnerte. Sein Blick traf den ihren, und sie sahen einander verständnisvoll an.
    »Vielleicht wird es diesmal auch so sein«, sagte er zu ihr. »Aber das werden wir ja bald wissen.«
    Chiamh schloß die Augen und konzentrierte sich mit all seiner Kraft auf das Herbeirufen der uralten, geheimnisvollen Kräfte des Windauges – und keuchte, als hätte er einen atemlosen Sprung in einen eisigen Strom gewagt. Die alles verzehrende Kälte seiner Andersicht schlang sich um seinen Leib, und er sah nur noch schimmerndes Silber vor sich, während sich seine Augen verwandelten. Als sein Blick wieder klar war, riß er sich zusammen und spähte in die Anderwelt hinein, die sich ihm nun enthüllte.
    Im Sonnenlicht unterschieden sich die Bilder seiner Andersicht ein wenig von jenen, die er sah, wenn seine Umgebung in Dunkelheit gehüllt war. Die unruhigen Ströme des Windes zeigten sich nicht in ihrer gewohnten silbernen Helligkeit, sondern hatten das Funkeln und den Schimmer von Mondsteinen, feurigen Opalen und flüssigem Gold angenommen. Der Stein, aus dem die nahen Berge und seine Kammer der Winde bestanden, hatte ein kristallines amethystfarbenes Glitzern angenommen, und die lebendige Aura der beiden Magusch an seiner Seite erstrahlte in dem blendenden Schein zweier flirrender Regenbogen. Chiamh knirschte mit den Zähnen und riß seine Aufmerksamkeit von der gefährlichen Verlockung solcher Schönheit los. Mit langen, tiefen Atemzügen brachte er sich wieder unter Kontrolle, dann streckte er die Hände aus, die ihren eigenen, verwirrenden Schimmer hatten. Er mußte die Augen gegen das Licht zusammenkneifen, das aus seinem Innern strömte, bevor er die beiden flatternden Windfäden ergreifen konnte, die sich ihm entgegenstreckten; dann formulierte er in Gedanken die Frage, die er hatte stellen wollen.
    Das Windauge arbeitete mit den Strängen lebendiger Luft, beherrschte und formte sie, zog sie auseinander zu einer breiten, leuchtenden Scheibe, die wie ein opalisierendes Netz zwischen seinen Fingern flatterte. Als er tief hineinspähte und seinen eigenen Willen der Macht der Vision unterstellte, spürte er, wie er immer tiefer und tiefer in den Mahlstrom aus Licht gezogen wurde, bis er alle Bewußtheit seiner selbst weit hinter sich gelassen hatte und sein Geist auf der Suche nach Antworten davonwirbelte.
    Chiamh kam mit einem Ruck wieder zu sich und spürte den Unterschied sofort. Es funktionierte! Sein Herz vollführte einen Freudensprung. Der Luftspiegel hatte sich zwischen seinen Händen in ein lebendiges Wesen verwandelt. Er, Chiamh, hatte sich aufgegeben – und als Gegenleistung überantwortete ihm der Wind jetzt seine Kräfte des Wissens. Das Windauge schaute tief in den Spiegel hinein und sah mit weit aufgerissenen Augen zu, wie sich in seinen feurigen Tiefen Bilder zu formen begannen.
    Zwei große Hengste, einer schwarz, einer wolkengrau, kämpften im Morgengrauen auf einem windgepeitschten Plateau. Einer taumelte – stürzte –, große Hufe wirbelten über den Boden, und ein Strudel dunkelroten Blutes schoß in die Höhe und versperrte ihm die Sicht. Chiamh hielt den Atem an. Welcher der Hengste war gestürzt? Welcher?
    Aber als das Blut fort war, hatte sich die Vision gewandelt. Der Spiegel verdüsterte sich zu einer Schwärze, die so tief war, daß das Windauge zunächst glaubte, seine Vision verloren zu haben – dann zerriß ein greller Lichtblitz den Himmel, und er sah den brutalen Ansturm

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