Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert
ungläubig an – Aurian, Anvar, Chiamh und Parric – und stellte fest, daß ihm vor lauter Fassungslosigkeit der Mund offenstand. Hastig schloß er ihn wieder, aber in seinen Gedanken herrschte immer noch Aufruhr. »Ihr wollt mir wirklich noch einmal die Chance geben, Rudelfürst zu werden?« wiederholte er, unfähig die unglaublichen Möglichkeiten einer solchen Gelegenheit so schnell zu erfassen. »Ihr könnt das wirklich tun, und die Xandim werden es akzeptieren?«
»Wenn du die Herausforderung als gewählter Stellvertreter des augenblicklichen Rudelfürsten stellst, geschieht das völlig im Einklang mit den Gesetzen«, versicherte ihm Chiamh. »Sie müssen es akzeptieren, auch wenn es ihnen nicht gefällt.«
»Es braucht ihnen auch nicht zu gefallen, verdammt noch mal!« brauste Aurian auf. »Ich will nur wissen, ob Schiannath mit dieser Entscheidung einverstanden ist. Ich möchte ihn nicht unter Druck setzen.« Mit diesen Worten wandte sie sich noch einmal an den Xandimkrieger. »Schiannath – bist du wirklich sicher, daß du das willst? Hast du die Risiken bedacht, die mit einer Herausforderung verbunden sind? Chiamh sagt, letztes Mal hättest du …«
»Bitte, Herrin, beurteilt mich nicht nach dem letzten Mal.« Schiannaths Gesicht zeigte felsenfeste Entschlossenheit. »Ich habe in der Zwischenzeit viel gelitten, und ich habe viel hinzugelernt. Diesmal wird es anders sein. Das letzte Mal habe ich aus Haß gekämpft, aber diesmal werde ich aus Liebe kämpfen.«
Seine Worte weckten in der Magusch die Erinnerung an etwas, das Forral vor langer Zeit einmal zu ihr gesagt hatte, als er sie in den Kampfkünsten unterwies: »Wenn die anderen Faktoren ungefähr gleich sind, wird ein Krieger, der für eine gute Sache kämpft, für eine Sache, an die er glaubt, immer über einen Krieger siegen, dessen Motive zerstörerischer Natur sind. Seine Leidenschaft wird ihm die Schärfe des Blicks geben, die er braucht, um den Kampf für sich zu entscheiden.«
Aurian nickte ihm verständnisvoll zu. »Ja, du hast recht, Schiannath. Nun denn – es ist entschieden.« Sie griff nach seiner Hand. »Ich wünsche dir alles erdenkliche Glück, mein Freund.«
»Schiannath – nein! Wie konntest du dir nur so einen Wahnsinn einreden lassen?« Iscaldas Augen blitzten wütend auf, und Schiannath schrak vor dem Schmerz, der sich auf ihrer Miene widerspiegelte, zurück.
»Meine liebste Iscalda – hör mir doch wenigstens zu …« Er versuchte, sie zu besänftigen, und legte ihr einen Arm um die Schultern, aber sie riß sich mit einem Fluch von ihm los.
»Wie konntest du dir das antun – und mir? Hast du denn gar nichts gelernt aus all den Dingen, die beim letzten Mal passiert sind? Phalihas wird dich nicht noch mal ins Exil schicken, du Narr. Diesmal wird er dich töten.«
»Das wird er nicht.« Schiannath rang um Gelassenheit. »Diesmal wird es anders sein; er wird nicht gewinnen.«
»Wie kannst du das wissen«, fauchte Iscalda ihn an. »Du setzt dein Leben aufs Spiel …«
»Ja – aber für ein großes Ziel.«
»Was für ein großes Ziel?« brauste Iscalda auf. »Für Macht? Für Ruhm?« Sie spuckte verächtlich auf den Boden. »Das ist wirklich typisch Mann, einfach zu …«
»Würdest du bitte still sein und mir zuhören?« Schiannath packte seine Schwester bei den Schultern, und sein Griff war hart genug, um ihren Wortschwall zum Erliegen zu bringen. »Jetzt hör mir endlich zu«, wiederholte er und atmete tief durch. »Ich gestehe, daß ich meine erste Herausforderung aus Gründen ausgesprochen habe, die du mit Recht verachtest. Ich war jung, rebellisch und töricht – und ich weiß, daß ich von Glück sagen kann, mit dem Leben davongekommen zu sein. Viel mehr zählt für mich die Tatsache, daß ich beinahe dein Leben verwirkt hätte und daß du wegen mir leiden mußtest. Nein, Parric hat mir, obwohl ich es nie erwartet hätte, noch eine Chance gegeben, gegen Phalihas zu kämpfen – aber Macht und Ruhm sind das letzte, um das es mir dabei geht.«
Er hielt inne und sah ihr tief in die Augen. »Das letzte Mal habe ich für mich selbst gekämpft, Iscalda. Diesmal kämpfe ich für dich. Wenn Phalihas nicht aufgehalten wird – und für immer aufgehalten wird –, hat er alles Recht, darauf zu bestehen, daß du dein Ehegelöbnis einhältst.«
Iscalda stöhnte und wurde blaß. »Ja«, sagte Schiannath mit einem Nicken. »Und er wird dich um meinetwillen leiden lassen. Ich kann und werde nicht zulassen, daß das
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