Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
nun Anvar holten, der sich ebenfalls für diese einfachere Methode entschieden hatte, sorgte Aurian dafür, daß sie sich möglichst in der Mitte der Plattform hielt, weit entfernt von dem gefährlichen Abgrund. Neugierig sah sie sich um.
    Das erste, was sie bemerkte, war der Wind, der hier oben zwischen Himmel und Erde viel stärker war. Er heulte und pfiff auf seinem Weg von Norden wie ein aufgewühlter Fluß, blies Aurian das Haar aus dem Gesicht und schmerzte ihr mit seiner Kälte in den Ohren, während er um ihren zitternden Körper herumwehte und den flatternden Umhang von ihren Schultern zerrte. Sie hatte das Gefühl, von einem lebendigen Wesen angegriffen zu werden und spürte seine gnadenlose, unerbittliche Gewalt. Wer war Chiamh, daß er eine solch elementare Wildheit zu beherrschen vermochte? dachte sie schaudernd.
    Um sich ein wenig abzulenken, zwang sie sich, ihre Umgebung genauer zu betrachten. Das Gebäude sah nach typischer Moldanmanier aus, als wäre es natürlich gewachsen und nicht von Menschenhand erbaut worden. Der kreisförmige Boden war flach und glatt und von geradezu atemberaubendem Glanz. Vier gewaltige Säulen trugen das Dach. Der Blick war ungeheuerlich, im Süden nur versperrt durch die Felsen und den oberen Gipfel des Windschleiers. Im Westen und Osten bildeten lange, bewaldete Hänge die Arme von Chiamhs Tal, und dahinter lagen die schneebedeckten Häupter anderer Berge. Aurian blickte nach Westen und wandte sich schaudernd von dem zerstörten Gipfel der Stahlklaue ab, bevor sie nach Norden blickte, hinunter in das Tal und das dahinterliegende Plateau. Dieser Ausblick war sogar noch beunruhigender. Bunte Pünktchen übersäten die Wiese hinter dem Eingang zum Tal: Dort hatten sich die Xandim versammelt. Aurian war plötzlich von einer gestaltlosen Angst um Schiannath und Chiamh erfüllt, die am nächsten Tag mit diesen Leuten – ihrem eigenen Volk! – einen erbitterten Kampf austragen würden. Sie war so in ihre Sorgen vertieft, daß sie das Flügelschlagen hinter sich nicht hörte, bis sie die tröstliche Berührung von Anvars Hand spürte. Mit einer kläglichen Grimasse drehte sie sich zu ihm um. »Ich weiß«, sagte sie seufzend. »Wir werden schon irgendwie damit fertig.«
    »Natürlich werden wir das. Und zwar nicht nur wir beiden, sondern auch alle anderen. Jetzt, da wir Parric wieder auf unserer Seite haben …« Anvars Grinsen konnte nicht über seine Erleichterung hinwegtäuschen. Aurian sah einen Anflug von Schmerz in seinen Augen. »Er war der letzte, von dem ich erwartet hätte …«
    »Ich hätte eigentlich schon lange merken müssen, daß ihn irgend etwas bekümmert«, erwiderte die Magusch. »Er und Forral haben sich immer so nah gestanden – er brauchte einfach Zeit, um zu akzeptieren, daß sich so vieles verändert hat. Aber jetzt kommt alles wieder in Ordnung.«
    Ihr Gespräch wurde von Chiamhs Ankunft unterbrochen, der nach dem anstrengenden Marsch schwer atmete. Er zögerte, als er die beiden Magusch sah, und fühlte sich wie ein unbeholfener Eindringling. Sie schienen so tief in ihr Gespräch versunken zu sein, daß es ihm widerstrebte, sie zu unterbrechen.
    Aurian hatte sein Keuchen jedoch gehört und drehte sich sofort zu ihm um. »Das geschieht dir recht – du hättest den einfachen Weg hier herauf wählen sollen, genau wie wir«, zog sie ihn mit einem schelmischen Grinsen auf.
    »Nein danke«, erwiderte Chiamh schaudernd. »Wenn die Göttin gewollt hätte, daß ich fliege, dann hätte sie mir eigene Flügel gegeben.«
    »Und wenn sie gewollt hätte, daß ich klettere, hätte sie mir Füße gegeben, wie eine Fliege sie hat«, entgegnete die Magusch schnell.
    »Ja, aber Fliegen haben zusätzlich noch Flügel«, fügte Anvar hinzu, der seinen eigenen Anteil an ihrem Geplänkel beanspruchte. »Also, was will uns das sagen?«
    »Vielleicht sollten wir das Klettern und Fliegen für den Augenblick besser vergessen und uns darauf konzentrieren, die Winde zusammenzurufen.« Es fiel Chiamh schwer, dem gutgelaunten Gespräch seiner Kameraden, das eine solche Erleichterung war nach den schrecklichen Ereignissen der vergangenen Nacht, ein Ende zu bereiten, aber er wollte die Vision so bald wie möglich hinter sich bringen. Wie immer würde ihn die Anstrengung einer solchen Prozedur viel Kraft kosten, und in den nächsten Stunden standen ihm noch viele weitere harte Prüfungen bevor.
    Aurian nickte ernst. »Was sollen wir tun?«
    »Ziemlich wenig«, erklärte ihr Chiamh.

Weitere Kostenlose Bücher