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Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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auf keinen Fall einschlief. Chiamh versuchte, einen widerstrebenden, nervösen Schiannath dazu zu überreden, die letzte Mahlzeit zu sich zu nehmen, die er vor seiner Herausforderung erhalten würde, aber als er die Hand des Kavalleriehauptmanns auf seiner Schulter spürte, drehte er sich schnell um.
    Parric führte ihn in den Schatten hinter dem großen Stein. »Hör zu«, begann er unbeholfen, »ich bin nur ein Soldat und kein Freund großer Worte, aber wenn ich mich noch nicht bei dir bedankt habe für all das, was du für uns getan hast, dann will ich das jetzt nachholen. Und, na ja, ich wollte dir auch dafür danken, was du letzte Nacht getan hast. Wenn ich mich geirrt habe, gebe ich das auch zu – und du hast mich davor bewahrt, einen der größten Fehler meines Lebens zu begehen, als ich versuchte, Aurian ohne Anvar aus der Festung wegzubekommen. Ich bedaure, was ich da zu tun versucht habe – und ich stehe in deiner Schuld, weil du Aurian nie erzählt hast, was für ein verdammter Narr ich war. Das Mädchen hätte mir nie verziehen – das weiß ich jetzt. Du hast mich davor bewahrt, die ganze Sache furchtbar zu verpfuschen, und wahrscheinlich hast du Anvar damit auch noch das Leben gerettet. Ich bin dir wirklich dankbar.«
    In diesem Augenblick erlosch der letzte Sonnenstrahl, und der einsame Ruf eines Horns erklang über dem Plateau, das Signal dafür, daß die Stunden der schweigenden Wache begonnen hatten. Chiamh konnte nicht mehr antworten, aber sein Lächeln und sein kräftiger Händedruck reichten, um Parric sowohl seine Freundschaft als auch sein Verständnis auszudrücken, bevor sie gemeinsam zum Feuer zurückkehrten.
    Obwohl sie, wie vereinbart, alle abwechselnd Wache hielten, bekam keiner von Schiannaths Kameraden in dieser Nacht viel Schlaf – bis auf den verdrossenen Chiamh, der hinterher darauf beharrte, daß Aurian ihn verzaubert haben müsse. Die Gedanken von Sangra und Yazour waren einander erstaunlich ähnlich, obwohl sie rein äußerlich so verschieden waren. Alle beide sehnten sie sich nach Zuhause. Sangra dachte wehmütig an die überfüllten, schlammbespritzten Straßen von Nexis, an die Tavernen, das Training und die rauhe, aber herzliche Kameradschaft in der Garnison. Yazour zitterte in seinem dicken Umgang und spürte nichts von der flirrenden Hitze des Feuers; er dachte sehnsüchtig an das rhythmische Zirpen der Frösche am Fluß, das die Nächte dort weniger still und einsam machte; an den Klang seiner Muttersprache; an die endlosen, glitzernden Horizonte der Wüste.
    Parric hatte auch einiges, über das er nachdenken mußte, da Aurians Enthüllungen ihm ihre Beziehung zu Anvar jetzt in einem anderen Licht erscheinen ließen. Er hatte jedoch nicht viel übrig für diese Art Betrachtungen, und seine Gedanken wanderten schon bald zurück zu dem Thema, das im Augenblick wichtiger war: Schiannath. Der Kavalleriehauptmann verspürte großes Mitleid mit dem jungen Xandimkrieger, der bleich und offensichtlich von Unbehagen erfüllt auf der anderen Seite des Feuers saß; er mußte während dieser langen Nachtstunden einen Nervenkrieg mit Phalihas austragen – einem arglistigen und erfahrenen Gegner, wie Parric am eigenen Leib erfahren hatte. Da er das gleiche schauerliche Ritual hatte über sich ergehen lassen müssen, beneidete er den jungen Burschen nicht im mindesten und konnte nicht umhin, einen Anflug von Sorge zu verspüren. Er wußte nichts von Schiannath, außer daß er schon einmal gegen den früheren Rudelfürst verloren hatte, und das ließ beileibe nichts Gutes ahnen. Der Kavalleriehauptmann hoffte nur, daß sich der junge Xandim der Prüfung, die ihm bevorstand, gewachsen zeigen würde.
    Aurian, die wie stets Forrals Rat befolgte, während einer Nachtwache niemals ins Feuer zu starren, saß angespannt und vor Müdigkeit ein wenig zitternd da und spähte in die Dunkelheit jenseits der riesigen Stehenden Steine. Wie sollte sie in dieser Situation auch Schlaf finden? Nach dem, was Chiamh ihr von seiner Vision berichtet hatte, überschlugen sich die Gedanken in ihrem Kopf: Wie war es möglich, daß dieses dreimal verfluchte Schwert im Tal ihrer Mutter aufgetaucht war? Ausgerechnet da? Es erschien ihr wie eine Ironie des Schicksals. Und das war beileibe nicht das einzige, worüber sie nachzudenken hatte. Der morgige Tag war nicht nur für Schiannath und die Xandim von ungeheurer Wichtigkeit, sondern auch für den Verlauf ihrer eigenen Zukunft. Je nachdem, wie der Kampf ausging,

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