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Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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waren. Berns Finger schlossen sich fester um die Zügel. Dann hörte er das Geräusch noch einmal, viel näher jetzt, und plötzlich wären selbst Geister ihm geradezu willkommen gewesen. Wölfe! Diesmal hatte Bern keine Schwierigkeit, das Geräusch zu erkennen – genausowenig wie sein Pferd. Mit einem schrillen Wiehern der Furcht jagte es los und hätte dabei seinen unaufmerksamen Reiter um ein Haar aus dem Sattel geworfen.
    Alle Gedanken an die Wölfe waren vergessen – der Bäcker war viel zu sehr damit beschäftigt, sich einfach im Sattel zu halten. Verzweifelt klammerte er sich an die Pferdemähne und wurde bei jedem Schritt des Tieres in die Höhe geworfen. Hilflos mußte er erleben, wie das Pferd mit halsbrecherischer Geschwindigkeit blind über das unebene Terrain galoppierte. Berns Kapuze wurde zurückgeweht, und der kalte Wind durchdrang seine Kleider, da sein Umhang nutzlos hinter ihm herflatterte. Er raffte seinen ganzen Mut zusammen, um die Mähne loszulassen und verzweifelt an den Zügeln zu zerren, bis er glaubte, seine Arme würden ihm aus den Schultern gerissen. Aber all seine Bemühungen zeigten keinerlei Wirkung auf das verängstigte Pferd. Er verlor erst den einen Steigbügel, dann den anderen und rutschte schließlich unaufhaltsam zur Seite weg. Plötzlich vollführte das Pferd einen Satz nach vorn, als es über irgendein unsichtbares Hindernis sprang, und Bern wurde durch die Luft geschleudert. Nach seiner unangenehm harten Landung konnte er sich an nichts weiteres erinnern.
    Als er die Augen wieder öffnete, wurde er von grellem Tageslicht geblendet. Einen Moment lang fragte er sich, wo er war. Er fror fürchterlich und war von Tau durchnäßt; sämtliche Glieder taten ihm weh, und sein Schädel hämmerte abscheulich. Jeder andere Mann hätte sich vielleicht gefragt, ob er in der letzten Nacht zuviel getrunken hatte, aber Bern war viel zu knauserig mit seinem Geld, um es wie sein Vater auf Bier zu verschwenden; außerdem war er viel zu besessen von seiner Arbeit, um die Geselligkeit und das unbeschwerte Treiben einer Taverne zu suchen. Hinzu kam, daß er keine Freunde hatte und diese auch als überflüssigen Luxus angesehen hätte.
    Mit einem Stöhnen rollte er sich zur Seite, und das erste, was er sah, war der Leib des Pferdes, das in seiner Nähe lag, kalt und steif und mit so grotesk verrenktem Hals, daß es ihm den Magen umdrehte. Erst da erinnerte Bern sich an die vergangene Nacht und an die Wölfe. Die Wölfe! In panischer Angst versuchte er, auf die Beine zu kommen – und begriff erst dann, daß die Wölfe nun wohl kaum eine Gefahr darstellen konnten.
    Selbst dieser kurze, aber verzweifelte Versuch aufzustehen, hatte ihn seine ganze Kraft gekostet. Der Bäcker saß eine Weile mit geschlossenen Augen da, bis sich ihm nicht mehr alles drehte. Als er die Augen wieder öffnete und sich umsah, stellte er zu seiner Überraschung fest, daß er den Wald beinah erreicht hatte. Er lag direkt vor ihm auf dem Gipfel der nächsten Anhöhe. Bern hatte keine Ahnung, ob Pferde in der Dunkelheit sehen konnten – dieses jedenfalls hatte es offensichtlich nicht gekonnt, dachte er mürrisch mit einem letzten Blick auf sein zu Boden gestürztes Reittier –, aber es hatte wahrscheinlich die Bäume gerochen (oder was immer Pferde sonst taten) und war vor seinem Sturz ihrem zweifelhaften Schutz entgegengelaufen.
    Nun, zumindest hatte das dumme Geschöpf ihn fast bis an sein Ziel gebracht, dachte Bern. Er zog sich mit steifen Gliedern auf die Füße, humpelte zu dem Tierkadaver hinüber und löste mit tauben Fingern seine Decke und sein Bündel vom Sattel. Dann warf er sich die Decke als zusätzlichen Umhang über die Schultern und durchstöberte sein Bündel, bis er etwas Käse fand und einen Laib harten, altbackenen Brotes. Dieses unerquickliche Frühstück spülte er mit ein paar Schluck Wasser aus seiner Flasche herunter und dachte dabei sehnsüchtig an Haferbrei und Schinken, obwohl man letzteres in Nexis schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen hatte. Aber diese verfluchten Rebellen mußten etwas zu essen haben – und je früher er sie fand, um so früher bekam er etwas in den Bauch. Also verschnürte er sein Bündel wieder, warf es sich über die Schulter und brach nach einem letzten, übellaunigen Tritt in die Flanken des toten Pferdes wieder auf.
    Drei Stunden später stand er immer noch draußen vor dem Wald. Die Bäume wollten ihn einfach nicht durchlassen. Zerschunden, schmutzig und blutend,

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