Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert
endlich hinter sich bringen konnte. »Dann geh – aber um aller Götter willen, paß auf dich auf!«
Aurian küßte ihn. »Keine Angst. Um deinetwillen und um Wolfs willen werde ich vorsichtig sein.« Dann war sie fort und lief die Landzunge hinunter, den schmalen Pfad entlang, den die Xandimfischer dort geschaffen hatten.
Als Anvar sie einholte, der durch die verwirrten Fragen von Chiamh und Shia aufgehalten worden war, stand sie bereits auf dem felsigen Ufer des Meeresarms und streifte ihre Kleider ab. »Uh!« murmelte sie durch klappernde Zähne. »Ich und meine klugen Ideen.«
»Geschieht dir ganz recht«, sagte Anvar unbarmherzig, während er ihren Umhang, das Leinenhemd und den Lederrock sowie ihre Stiefel einsammelte – alles Xandimkleider –, damit der Wind sie nicht wegwehte. Dann beschwerte er die Kleider mit ihrem Schwert und den Stiefeln; den Erdenstab, den sie ihm vorsichtig in die Hände legte, schob er sich jedoch in den eigenen Gürtel, wo beide Artefakte ihre Energien in einem Aufblitzen fröhlichen Leuchtens zusammenfließen ließen, bis sogar die Luft summte und glitzerte, so gewaltig war die gemeinsame Macht von Erdenstab und Windharfe.
»Laßt das!« murmelte Anvar gereizt, denn er wollte sich ganz auf Aurian konzentrieren. Als er seinen Willen ausstreckte, um dieser Woge der Macht Einhalt zu gebieten, erstarb das schimmernde, grünweiße Leuchten, und nur ein leises, trotziges Summen blieb zurück. Als Anvar wieder aufblickte, war Aurian bereits eine bleiche, ferne Gestalt, die vorsichtig und barfuß über die Klippen lief, die in die kleine Bucht hineinragten.
»Du hättest ruhig warten können.« Anvar sandte ihr in Gedanken eine verletzt klingende Botschaft nach.
»Warum? Damit ich erfriere?« erklang die geistesabwesende Antwort. »Ich kann genausogut von hier aus mit dir reden – autsch! Diese verfluchten Felsen sind aber auch spitz!«
Bereits im nächsten Augenblick war nichts mehr von ihr zu sehen, nachdem sie am Ende der Landzunge in die aufgewühlten Wellen eingetaucht war. Anvar seufzte und setzte sich, ihr Kleiderbündel an die Brust gepreßt, auf einen Felsbrocken in der Nähe, um auf ihre Rückkehr zu warten. Sie hatte recht, dachte er, als er immer heftiger zu zittern begann. Diese verwünschten Felsen waren wirklich spitz. Nach einer Weile gesellten sich Shia und Chiamh zu ihm, nachdem sie die anderen in die Fischersiedlung zurückgeschickt hatten, die Aurian erwähnt hatte. Während der bewölkte Himmel der Nacht entgegendunkelte, warteten die drei Freunde gemeinsam auf dem windgepeitschten Strand auf Aurians Rückkehr.
Aurian kämpfte sich zitternd an den bösartigen, messerscharfen Felsen entlang und fragte sich, wie sie den Mut aufbringen sollte, ihre Lungen zum ersten Mal mit Wasser vollzusaugen, um auf diese Weise ihre Atmung den Bedingungen des Meeres anzupassen. Wie sich herausstellte, hätte sie sich keine Sorgen zu bereiten brauchen. Als sie ins Wasser sprang, war das Meer so kalt, daß sie unwillkürlich aufkeuchte, und nach einem Augenblick verzweifelten Umsichschlagens, in dem Schmerz und Panik sie schier zu überwältigen drohten, stellte sie fest, daß sie unterhalb der Wasseroberfläche ganz natürlich atmen konnte.
Es war ein Glück, daß dieser Kampf nur kurze Zeit dauerte. Schon jetzt veränderte sich die Strömung und versuchte, sie zu den grausamen Felsen des Riffs zurückzuziehen. Aurian hielt sich unter Wasser, außerhalb der Reichweite der krachenden Wogen über ihr, und begann zu schwimmen, wobei sie mit aller Kraft gegen die Strömung ankämpfte. Da sie auf diese Weise von der schlimmsten Wucht des Sturms verschont blieb, gelangte sie leichter voran, als sie erwartet hatte, und schon bald fand sie ihren eigenen Rhythmus. Wäre das Wasser nicht so schlammig gewesen und so vom Sand durchsetzt, den der heftige Wellengang vom Boden aufgewirbelt hatte, und wäre nicht die unerbittliche Kälte des nördlichen Ozeans gewesen, hätte sie ihren Ausflug sogar genossen.
Als sich die Magusch weiter von der Küste entfernte, stellte sie fest, daß das tiefere Wasser viel klarer war, und jetzt versuchte auch die Strömung nicht mehr, sie bald hierhin und bald dorthin zu zerren. Sie konnte daher tiefer tauchen, in noch ruhigeres Wasser, wo der Zorn des Sturmes, kaum mehr war als eine ferne Erinnerung. Schließlich fand sie, daß sie weit genug geschwommen war, und begann, den Leviathan herbeizurufen.
Aurian versuchte, ihn sowohl mit ihrer Stimme als
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