Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert
kann.«
»Psst, du Narr!« Yanis sah sich mißtrauisch um, aber nur wenige von den anderen Gästen schienen sich in Hörweite aufzuhalten. »Um Himmels willen, posaun doch hier keine Namen aus! Hier wimmelt es nur so von den verfluchten Söldnern, die im Lohn von du weißt schon wem stehen, und du schreist dir die Kehle aus dem Leib …«
Tarnal spürte, wie sein Gesicht vor Verlegenheit blutrot wurde. »Aber du warst doch derjenige, der überhaupt hierherkommen wollte. Ich habe dir gleich gesagt, daß ich es für eine idiotische Idee halte. Und du hast außerdem damit angefangen, als du Va …«
»Wirst du wohl still sein!«
»Aber du hast doch …«
»Ja, na schön. Ich war unvorsichtig, tut mir leid«, sagte Yanis hastig. Tarnal bemerkte, daß sich mehrere Köpfe in ihre Richtung wandten, und schauderte. »Na komm, laß uns hier verschwinden. Was du auch denken magst, Yanis, es war eine dumme Idee, ausgerechnet in diese Taverne zu gehen.«
Die beiden Nachtfahrer stahlen sich hinaus auf die dunkle Straße und nahmen den Weg in den Norden der Stadt. Sie folgten einer Route, die durch die Hintergassen führte, hievten sich mühsam über Hofmauern und Zäune und kürzten ihren Weg durch leerstehende Gebäude ab, bis sie ganz sicher waren, daß ihnen niemand folgte. Endlich wechselte das Labyrinth zerfallender, rußverschmutzter Häuser über zu ordentlich in Reih und Glied stehenden neueren Häusern, deren Backsteinwände nach wie vor leuchtend weiß getüncht waren.
»Diese Straßen sehen für mich alle so verdammt gleich aus«, stöhnte Yanis, aber der jüngere Mann hatte sich die wenigen bemerkenswerten Unterschiede genau eingeprägt und war sich seines Weges völlig sicher.
»Hier entlang.« Tarnal bog scharf nach rechts ein, ging auf die Nordtore der Stadt zu und wählte dann einen Weg durch eine kleinere Gasse zu seiner Linken. Dann noch einmal scharf rechts, und sie standen vor der frisch geschrubbten Türschwelle von Hebbas Haus.
»Ich weiß nicht, wie du das hinkriegst«, staunte Yanis kopfschüttelnd. Tarnal drückte die Holztür auf und versagte sich eine schroffe Antwort. Er konnte nur den Göttern dafür danken, daß der junge Schmugglerführer auf See besser zu Hause war als in der Stadt – ansonsten säßen die Nachtfahrer jetzt unangenehm in der Klemme. Immerhin war Yanis wenigstens auf die Idee verfallen, bei Hebba Zuflucht zu suchen, rief Tarnal sich ins Gedächtnis, denn er war immer darauf bedacht, jedem Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Wäre Hebba nicht gewesen, wer weiß, was dann aus uns geworden wäre!
Als die beiden jungen Männer nach Nexis gekommen waren, hatten sie mehrere, mit diskreten Nachforschungen angefüllte Tage damit zugebracht, Vannors alte Köchin zu finden. Begonnen hatten sie mit einem heimlichen mitternächtlichen Besuch im Dienerquartier des ehemaligen Wohnhauses des Kaufmanns und waren entsetzt gewesen, als sie herausfanden, daß es nun von dem korrupten, geldgierigen Gildeherrn Pendral bewohnt wurde, den der Erzmagusch, wie es hieß, vollends in der Tasche hatte und der sich schon auf seine Rolle als neues Oberhaupt der Händlergilde vorbereitete. Die meisten von Vannors ehemaligen Dienern waren bereits gegangen, aber der Bursche des Gärtners erinnerte sich noch an Hebba und glaubte, daß eine der jüngeren Küchenmägde – eine gute Freundin von ihm, wie er ihnen mit einem lüsternen Augenzwinkern versicherte – ihren jetzigen Aufenthaltsort kannte. Das Mädchen bediente jetzt in einer Taverne und würde morgen dort zu finden sein. Und für den Fall, daß sie selbst Hebbas Adresse nicht kannte, würde sie sicher jemanden wissen, der das tat … Von einem Ort zum anderen hatte die Spur geführt, bis die beiden Männer die frühere Köchin schließlich im nördlichen Teil der Stadt entdeckten, im Haus ihrer Schwester, die zusammen mit ihren Kindern und ihrem Ehemann in der Nacht der Todesgeister gestorben war.
Hebba wußte noch, daß Yanis der Neffe von Vannors Haushälterin Dulsina war, aber zum Glück für ihr Nervenkostüm hatte sie keine Ahnung von der Verbindung der beiden Männer mit den legendären Schmugglern. Als sie ihr erzählten, daß sie auf der Suche nach ihrer geliebten Zanna seien, war sie mehr als bereit gewesen, ihnen Zuflucht zu gewähren, und außerdem hatte sie Angst davor, in diesen gewalttätigen Zeiten allein zu leben, und sehnte sich verzweifelt nach jemandem, den sie wieder bemuttern konnte. Sie hatte die beiden jungen Männer mit
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