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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Dankbarkeit, setzte Maya sich hin; sie fühlte sich zu schwach, zu geschunden und verraten, um sich darum zu scheren, wohin die Spitzenklöpplerin gegangen war – obwohl die Kriegerin den starken Verdacht hatte, daß Licia nur deshalb Wasser holen wollte, um ihren Mitsklaven Bericht zu erstatten. Obwohl ihr Magen vor Hunger schmerzte, ließ Maya das Essen unangerührt auf dem Tisch stehen. Sie wußte, daß sie darüber nachdenken sollte, wie sie D’arvan finden konnte; sie mußte irgendeinen Fluchtplan schmieden, aber sie war müde, so furchtbar müde …
    »So – ich habe dir ja gesagt, ich würde nicht lange fort sein.«
    »Was?« Maya riß die Augen auf. Dann setzte sie sich hastig auf; um ein Haar wäre sie von dem Hocker heruntergefallen.
    Licia hielt den primitiven Becher hoch, und Maya, die in diesem Augenblick ihre Seele verkauft hätte für einen Becher Taillin mit einem Schuß starkem Schnaps darin, nippte und schnitt ein Gesicht. Es war Wasser, schlichtes Wasser, aber salzig von zugesetzten Mineralien und warm, nicht heiß – ungefähr von der Temperatur, die ein behagliches Bad haben mußte. Die Spitzenklöpplerin, die sie beobachtete, hob sarkastisch die Augenbrauen. »Du wirst uns entschuldigen müssen, aber die Weinlieferung scheint noch nicht eingetroffen zu sein.«
    »Ist das alles, was sie euch zu trinken geben?« fragte Maya entgeistert.
    »Aber wo denkst du hin – du kannst auch kaltes haben, wenn dir das lieber ist.«
    »Sieben verfluchte Dämonen! Licia – behandeln die Phaerie euch so grausam?« Bei der Erinnerung an die kaltblütige Beiläufigkeit des Schlages, den sie von der Phaeriefrau bekommen hatte, vermutete Maya, daß sie die Antwort bereits kannte.
    »Was glaubst du denn?« In Licias hellblauen Augen glomm bitterer Zorn. »Wir sind in ihren Augen weniger als Insekten. Dabei können wir Handwerker noch froh sein – sie wissen unsere Talente zu schätzen und kümmern sich besser um uns, aber das Leben einfacher Arbeiter hat für sie nicht den geringsten Wert. Wenn sie ein paar Sterbliche verletzen oder töten, na und? Es gibt ja jede Menge davon.«
    Maya war entsetzt. Irgendwie hatte sie nicht damit gerechnet, daß das Volk ihres Geliebten zu solcher Grausamkeit fähig wäre! Plötzlich ergab die Beharrlichkeit der Magusch, mit der sie die Phaerie aus der Welt verbannt hatten, wahrhaftig einen Sinn. »Hat denn niemand je versucht zu entfliehen?« wollte sie wissen.
    Die Spitzenklöpplerin zuckte die Achseln. »Glaubst du etwa, sie hätten dieses kleine Problem unbeachtet gelassen? Was denkst du, wozu diese Dinger da sind? Zur Dekoration?« Sie betastete das zarte Kettchen um ihren Hals. »Sie behaupten, dieses Metall sei eine Mischung aus echtem Gold und Phaerieblut, und es enthält Teile ihrer Magie. Es mag zwar nicht nach viel aussehen, aber glaub mir, es ist absolut unzerstörbar. Es gibt keine Möglichkeit, es abzunehmen – und es sind schon einige Menschen bei dem Versuch gestorben. Diese Ketten kennzeichnen uns nicht nur als Sklaven, sie halten uns auch hier fest. Die Phaerie haben überall längs der Grenzen ihres Reiches magische Felder aufgebaut, und wenn jemand, der eine solche Kette trägt, versucht, durch diese Felder hindurchzukommen, wird die Kette glühend heiß und brennt dem Betreffenden buchstäblich den Kopf von den Schultern.«
    Maya war zu erschüttert, um ein Wort herauszubringen. Unwillkürlich griff sie sich an die Kehle, als wolle sie sich davon überzeugen, daß ihre Peiniger noch nicht dazu gekommen waren, auch ihr solch ein gräßliches Ding um den Hals zu legen. Die Kälte des Metalls schien sich in ihre Finger zu fressen, und ihr Herz zog sich vor Furcht zusammen. »Diese – sie gehen nicht ab?« wisperte sie. »Niemals?«
    Licia schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, mein Mädchen. In all den Jahren, seit die Phaerie sterbliche Sklaven halten, wurde nicht eine einzige dieser Ketten jemals entfernt. Wir glauben nicht, daß es überhaupt möglich ist.« Sie runzelte die Stirn. »Selbst die verfluchten Magusch waren besser als diese Kreaturen«, stieß sie wütend hervor. »Unter ihrer Herrschaft konnten wir zumindest hingehen, wohin wir wollten – das heißt, bis sie sich gegenseitig umgebracht und zugelassen haben, daß die Phaerie jetzt Amok laufen.«
    Einen Augenblick lang loderte ein schwaches, flackerndes Fünkchen der Hoffnung in Mayas Herzen auf. Ah, dachte sie, aber die Magusch sind nicht alle tot. Sie konnte nur beten, daß D’arvan genug

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